Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 24. August 2023. Von HUGO MÜLLNER. „Banken müssen zur Lösung beitragen“.

Die enorm gestiegenen Zinsen bringen immer mehr Kreditnehmer in Schwierigkeiten, während die Banken enorme Gewinne einfahren. Zur Lösung der Probleme, die sie mitverschuldet haben, wollen sie aber nichts beitragen.
Nun gibt es also ein Maßnahmenpaket, um in Not geratenen Kreditnehmern unter die Arme zu greifen. Abgesehen davon, dass der angekündigte Verzicht auf Mahnspesen und Verzugszinsen nichts anderes ist als Augenauswischerei – das ist in Wahrheit in diesem Bereich immer schon alltägliche Praxis gewesen –, wird damit auch verschleiert, dass die Banken mit billigem Geld der Europäischen Zentralbank jahrelange Immo-Kredite finanziert haben, als gäbe es kein Morgen, und damit sehr gutes Geld verdienten. Natürlich ist das per se nicht „böse“, allerdings wurden viele dieser Kredite unter Voraussetzungen vergeben, die sogar die Europäische Bankenaufsicht alarmierten und schlussend­lich in der Verschärfung der Vergaberegeln mündeten. Und nun stellt sich angesichts der Tatsache, dass im Zuge der Zinserhöhungen der Plafond noch nicht erreicht ist, die Frage, wie diese Kreditnehmer die extrem gestiegene und sicher noch steigende Zinsbelastung stemmen können. Die Banken haben nun auch allfällige Laufzeitverlängerungen ins Spiel gebracht. Das hilft zwar unter Umständen, den Verlust des kreditfinanzierten Eigenheims zu vermeiden, führt aber auch dazu, dass die Gesamtsumme, die der Kreditnehmer für seinen Wohntraum am Ende zu bezahlen hat, deutlich größer wird. Zuletzt haben Bankenvertreter angesichts der scharfen Kritik immer wieder auf die Eigenverantwortung von Kreditnehmern hingewiesen. Dabei waren es die Banken, die in den „billigen Jahren“ ihren Kunden zu variablen Zinsen und – noch schlimmer – zu Fremdwährungskrediten geraten haben. Auch wenn das heute vehement verneint wird. Offenkundig ist, dass auch die Banken eine mögliche Zinswende in Österreich unterschätzt haben.

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