
TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Alles ist möglich in Südtirol“, von Peter Nindler
Ausgabe vom Samstag, 21. Oktober 2023
Die Landtagswahl in Südtirol könnte zum Wendepunkt für die seit 1945 regierende SVP werden und ihr Ende als Sammelpartei besiegeln. Andererseits ist es LH Kompatscher zuzutrauen, das Ruder mit seinem Stabilitäts-Mantra noch herumzureißen.
Politisch hat sich das Gesicht Südtirols in den vergangenen Jahren sichtbar verändert. Das liegt nicht nur an dem seit 2014 amtierenden Landeshauptmann Arno Kompatscher, der über die Grenzen Südtirols hinaus Modernität und eine Politik auf Höhe der Zeit verkörpert. In einem Land, das sich nach wie vor über die schmerzhafte Geschichte der hart erkämpften Autonomie definiert und das volkstumspolitisch tief von der seit 1945 regierenden Südtiroler Volkspartei (SVP) geprägt ist. Zumal die SVP als Sammelpartei aller gesellschaftlichen Gruppierungen bisher den Alleinvertretungsanspruch für die deutschsprachige Minderheit gegenüber Rom konsequent verteidigt hat. Doch die europäische Normalität lässt die Sammelpartei südlich des Brenners bröckeln, Interessengegensätze zwischen Arbeitnehmern, Bauern und Wirtschaft haben den Prozess der Fragmentierung zuletzt beschleunigt.
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