„Was Mädchen wert sind“: „kreuz und quer“ über die Lebensrealität einer Mutter im Iran

Am 7. Mai um 22.35 Uhr in ORF 2; danach: „Imads Kindheit“

Wien (OTS) – Mina Najafi lebt mit ihrem Mann Shahbaz und ihren drei Töchtern in einem kleinen Bergdorf im Südwesten des Iran. In wenigen Tagen wird sie ihr viertes Kind zur Welt bringen. Aber die Stimmung im Haus ist angespannt. Das Familienglück droht auseinanderzubrechen – wenn sie diesmal ihrem Mann nicht endlich einen Sohn schenkt. In dem preisgekrönten Dokumentarfilm „Was Mädchen wert sind – Eine Mutter im Iran“ zeichnet die iranische Filmemacherin Marjan Khosravi am Dienstag, dem 7. Mai 2024, um 22.35 Uhr in ORF 2 das einfühlsame Porträt einer hochschwangeren Frau, der die Tradition ihrer Volksgruppe eine schwere Bürde auferlegt.

Um 23.20 Uhr folgt Zahavi Sanjavis Film „Imads Kindheit“: Imad ist fünf Jahre alt. Der Bub aus einer jesidischen Familie ist geprägt von seiner Gefangenschaft, in der er durch Kämpfer der Terrororganisation IS indoktriniert wurde. Nun lebt er mit seinem kleinen Bruder und seiner Mutter in einem Flüchtlingscamp in Kurdistan. Trotz aller Wirrnisse und Sprachprobleme helfen ihm seine Mutter, Großmutter und eine Therapeutin, das Erlebte zu verarbeiten und den Weg zum Kindsein neu zu entdecken.

„Was Mädchen wert sind – Eine Mutter im Iran“ – Ein Film von Marjan Khosravi

Es ist Winter im Zagros-Gebirge. Eine Handvoll Häuser liegt eng zusammen inmitten einer tief verschneiten Hochebene. Dachrinnen und Eingangstüren sind vereist, Schneeschaufeln steht an der Tagesordnung. An geschützten, sonnigen Stellen fertigen Frauen unter dem strahlend blauen Himmel bunte Teppiche, und in den Höfen versorgen Männer ihre Schafherden mit Futter. Diese abgeschiedene Bergwelt ist Heimat der Volksgruppe der Bachtiaren. Sie leben seit Jahrtausenden als halbnomadische Hirtenstämme, die mit ihren Tieren in der warmen Jahreszeit oft über Hunderte Kilometer weit in höhergelegene Weidegebiete ziehen. Langsam halten die Errungenschaften des modernen Lebens Einzug in ihren Alltag, und die meisten Familien geben das beschwerliche Wanderleben in Zelten auf. Vor allem die Jugend strebt in die Städte, um bessere Bildungsmöglichkeiten und Jobs zu finden. Viele der alten Traditionen und Regeln haben sich jedoch hartnäckig gehalten – darunter die streng patriarchalisch und hierarchisch geordneten Strukturen innerhalb der Clans. Und genau mit deren ungeschriebenen Gesetzen wird die Protagonistin des Filmes schmerzhaft konfrontiert.

In den letzten Tagen vor der Geburt hat Mina alles für das große Ereignis hergerichtet. Die Wiege ist liebevoll mit bunten Tüchern und Kordeln geschmückt, die Taschen für den Aufenthalt in der Klinik sind gepackt. Mina hat neue Babykleidung für einen Buben besorgt, aber auch getragene Wäsche ihrer Töchter vorbereitet, für den Fall, dass es ein Mädchen wird. Eine Ultraschalluntersuchung hat Mina abgelehnt – sie will nicht wissen, welches Geschlecht das Kind hat, das sie in ihrem Bauch trägt. Das Schicksal wird es entscheiden, ganz nach Gottes Willen – so sagt sie es sich immer wieder vor. Denn sie weiß:
Schenkt sie einem Mädchen das Leben, wird ihr eigenes zur Qual. Es ist der Wille der Patriarchen, der ihr dieses Schicksal auferlegt. Die Familie, allen voran Minas Schwiegervater, pocht darauf, dass sie einen Sohn zu Welt bringt. Es ist ihre letzte Chance – andernfalls wird ihr Mann eine neue Frau heiraten, um sich den Wunsch nach einem Stammhalter erfüllen zu können. Mina müsste dann das Feld räumen, vielleicht zu ihren Eltern ziehen und ihre Töchter im Haus des Mannes zurücklassen. So verlangt es die Tradition der Bachtiaren, so will es der Stolz der Männer und das im Iran geltende islamische Recht bietet ihnen die legale Möglichkeit dazu.

„Imads Kindheit“ – Ein Film von Zahavi Sanjavi

Mehr als zwei Jahre hat der kleine Imad mit seiner Mutter und seinem Bruder in der Gewalt der Terrororganisation IS verbracht. Schließlich wird die jesidische Familie freigekauft und lebt nun in einem Camp im Nordirak. Doch der Fünfjährige ist voller Aggressionen. Er wehrt jede Annährung vehement ab und spricht Arabisch statt seiner Muttersprache Kurmandschi. Die Dokumentation begleitet Imad auf seinem schwierigen Weg und zeigt eindringlich die psychologischen Folgen massiver und systematischer Gewalterfahrungen. Die schlimmen Erfahrungen der Familie stehen dabei stellvertretend für das Leid Tausender jesidischer Männer, Frauen und Kinder.

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