SHIFT im Herbst

Vom Verständnis der Wiener Migrationsbürokratie als Sehenswürdigkeit, der Entstehung einer Sapphic Art Bar bis hin zu einem divers kuratierten Heavy Metal Festival.

Ungewöhnliche Perspektiven abseits gewohnter Orte und die künstlerische Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen stehen im Mittelpunkt der Projekte, die in der aktuellen Edition von SHIFT, dem Förderprogramm der Stadt Wien für die freie Kunst- und Kulturszene, unterstützt werden. Die geförderten Projekte arbeiten kollaborativ und transdisziplinär mit unterschiedlichen Communities, hinterfragen bestehende Machtverhältnisse und stärken Stimmen, die im Kulturbetrieb häufig marginalisiert werden.

„SHIFT – das wörtlich ,verschieben‘ bedeutet – fördert Projekte wie diese, die nicht unbedingt alle Antworten liefern, aber neue Fragen stellen und zum Nachdenken über das Zusammenleben in der Stadt anregen. Die Veranstaltungen im Herbst geben einen kleinen Einblick in das, was sich in der aktuellen, sechsten Edition des Programms bewegt – und vielleicht auch verschiebt.“ – Bettina Lauß, SHIFT-Projektleiterin

Im Rahmen einer Pressetour haben sich am Mittwoch drei Kollektive vorgestellt und einen Einblick in ihre Arbeit gegeben: Die Sapphic Art Bar LAST LITTLE HAVEN setzt sich künstlerisch mit einem wenig bekannten Kapitel lesbischer Geschichte auseinander und ist eine Hommage an die (fast vergessene) Welt lesbischer, sapphischer und Dyke-Bars der 1930er- bis 1950er-Jahre. Ein ehemaliges Juweliergeschäft in der Gumpendorfer Straße bietet den geeigneten Raum für einen Community space, der am 25. Oktober eröffnet wird. Mit dem LOUD & PROUD bringt das Kollektiv _Heavy Lezzers – Cult of Heavy Metal Lesbians and Allies am 21. & 22. _November ein neues Metal-Festival nach Wien und öffnet feministische, queere Räume in der Heavy Metal Kultur. Die performative Bustour der MA35 AND FRIENDS macht noch bis Freitag die oft unsichtbare Realität migrationspolitischer Bürokratie erfahrbar und deren gewaltvolle Hürden sichtbar.

„Was die Projekte verbindet, ist kein einheitlicher Stil oder Zugang, sondern der Wille, andere Geschichten zu erzählen, mit künstlerischen Mitteln Räume zu öffnen und dezentral, an den Rändern etablierter Kulturpraxen, zu arbeiten.“ – Bettina Lauß, SHIFT-Projektleiterin

Noch bis Juni nächsten Jahres realisieren diverse Kollektive und Vereine im Rahmen der 6. SHIFT-Edition 28 Projekte in ganz Wien. Aus mehreren Hundert Einreichungen von einer unabhängigen Fachjury ausgewählt, beschäftigen sich diese vielfältig mit kulturellen Entwicklungen und Themen, die oftmals nicht im Fokus des öffentlichen Diskurses stehen:
„Habitat Hybrid – Siegeln und Siedeln im Transit“ entwickelt im Pocket Park Nordwestbahnhof ökologische Stadtutopien und baut am einstigen Donauarm an Schiffsmodellen. Die nachmittäglichen Konzerte und Lesungen der „Post Covid Society“ finden liegend statt und richten sich neben Betroffenen auch an alle, die sich einfach mal hinlegen wollen.

BASiS.KULTUR.WiEN
Regina Laschan
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