„dokFilm“-Premiere „Ars erotica – Die Kunst der Enthüllung“ am 30. November

Filmische Kulturreise im Spannungsfeld zwischen Erotik und Pornografie – um 23.05 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON

Der nackte menschliche Körper, sichtbar gemacht in den Medien, in der Kunst oder im Internet: ein Tabu? Banale Alltäglichkeit? Oder schlicht ein massenhaft vermarktetes Anschauungsobjekt? Wann sprechen wir von Erotik, wann von Pornografie? Für internationale Schlagzeilen sorgte vor einigen Jahren die Entlassung einer Lehrerin in Florida, weil sie im Unterricht ein Bild von Michelangelos nacktem David gezeigt hatte. Die Zeiten werden verschämter, nicht nur in den USA. Es ist freilich ein absurdes Missverständnis, eine Ikone der Renaissance mit Pornografie zu verwechseln. Diese ist indes im Internetzeitalter stets nur wenige Mausklicks entfernt. Kann unter solchen Bedingungen erotische Kunst noch gedeihen oder wird sie gar umso kostbarer? Wie hat sie sich im Laufe der Jahrhunderte verändert? Was vermögen Bildende Kunst, Film und Literatur über wechselnde Moralvorstellungen im Besonderen und über die condition humaine im Allgemeinen zu erzählen? Und wo liegt die Schwelle zum Tabu? In diesem Spannungsfeld begibt sich Kulturwissenschafter und Filmemacher Patrick Catuz in einer neuen ORF-Koproduktion auf eine filmische Reise durch die Kulturgeschichte von „Ars erotica – Die Kunst der Enthüllung“ – zu sehen im „dokFilm“ am Sonntag, dem 30. November 2025, um 23.05 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON.

Mehr zum Inhalt:
Die Darstellung des nackten menschlichen Körpers, in perfekter Proportion aus Marmor gemeißelt, war in der Antike Sinnbild für Harmonie in der Welt. Die alten Römer, sie trieben es zum Teil noch toller: Bei den Grabungsarbeiten von Pompeji wurden Wandmalereien entdeckt, die eindeutiger nicht sein könnten, viele Alltagsgegenstände waren mit Phalli ausgestattet. Dann eroberte das Christentum mit seiner Vorstellung von Sünde Europa – und schlug vielen Statuen die Nasen ab. Dahinter lag die Vorstellung, so könnten im Inneren eingeschlossene Dämonen entfleuchen. Im Laufe der Kunstgeschichte waren es fast immer Männer, die nackte Frauen malten. Selbst heute, da es an den Kunstschulen weit mehr weibliche Absolventinnen gibt, dominiert der männliche Blick. Oft florierten provokante Darstellungen dort, wo die moralischen Schranken am engsten gesetzt waren, das war in Japan nicht anders. In der Edo-Zeit ab dem frühen 17. Jahrhundert erlebten dort Wirtschaft, Kunst und Kultur eine Blüte. Es kam aber auch zu starken Restriktionen in einem rigiden Ständesystem. Dagegen wurde aufbegehrt, und zwar mit Darstellungen, die den Sittlichkeitsvorstellungen explizit widersprachen. Diese traditionellen japanischen Holzschnitte nennt man „Shunga“. Das heißt so viel wie „Frühlingsbilder“.

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