
Erste österreichische Gedenkstätte für tote Geflüchtete auf der Balkanroute: „Es ist auch unsere Verantwortung
Anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte haben sechs Schülerinnen der 8MED-Klasse des BRG Hamerlingstraße in Linz die von ihnen errichtete Gedenkstätte für verstorbene Geflüchtete der Balkanroute am St. Barbara Friedhof präsentiert. Der Präsentation wohnten Vertreter:innen der SOS Balkanroute, der Volkshilfe Oberösterreich und des Pfarrnetzwerks Asyl bei.
ALLE FOTOS ZUM FREIEN DOWNLOAD UND KOSTENFREIEN VERWENDUNG
„VERANTWORTUNG, HINZUSCHAUEN“
„Wir wollten einen Ort schaffen, der daran erinnert, dass diese Menschen gelebt haben. Dass sie Familien hatten, Träume, Zukunft. Und dass es unsere Verantwortung ist, hinzuschauen“, so die Schülerinnen bei der Präsentation. Die Schüler:innen wollten einen Ort gestalten, der nicht abstrakt, sondern konkret an jene Menschen erinnert, die auf der Suche nach Sicherheit ihr Leben verloren haben – und deren Schicksale sonst unsichtbar blieben.
Die Gedenkstätte erzählt in ihrer Symbolik eine eindringliche Geschichte: Ein eingemauerter Weg steht für die verschlossenen Grenzen Europas, an denen das Menschenrecht auf Asyl oft de facto endet. Fußspuren, die Schritt für Schritt heller werden, erinnern an Menschen, die auf der Flucht verschwunden sind – ausgelöscht aus Registern, aber nicht aus der Verantwortung Europas.
NICHT NUR IM MITTELMEER – AUCH AUF DER BALKANROUTE STERBEN MENSCHEN
Die Tragödien an den EU-Außengrenzen spielen sich längst nicht mehr nur im Mittelmeer ab. Auch entlang der Balkanroute sterben Menschen – bei Grenzüberquerungen, durch Gewalt, bei winterlichen Bedingungen und immer häufiger im Grenzfluss Drina zwischen Bosnien und Serbien.
„Die Zahl der Ertrunkenen steigt. Manche Körper werden geborgen, viele werden nie gefunden, viele bleiben namenlos. Hinter jedem steht eine Familie, die wartet – oft vergeblich“, sagt Petar Rosandić, Obmann der SOS Balkanroute.
SALZBURGER ONKEL SUCHT 24-JÄHRIGEN NEFFEN
Besonders deutlich wird die Dringlichkeit des Gedenkens durch ein aktuelles Ereignis: Während die Schülerinnen ihre Gedenkstätte vorstellten, läuft in Bosnien eine groß angelegte Suche nach Mohamed, einem vermissten 24-jährigen afghanischen Agronomie-Absolventen. Sein Onkel, der in Salzburg lebt und als Krankenpfleger arbeitet, wandte sich verzweifelt an SOS Balkanroute, nachdem sein Neffe seit Tagen nicht erreichbar war. SOS Balkanroute informierte umgehend den bosnischen Zivilschutz und ist bei den Einsätzen vor Ort.
Seitdem durchsuchen mehrere Einsatzboote die Drina. Ob der junge Mann vermisst, verletzt oder ertrunken ist, weiß niemand. Seine Familie wartet in Angst. Dieser Fall steht stellvertretend für viele, deren Schicksale wir nie erfahren.
SOS Balkanroute engagiert sich seit Jahren für eine würdige Erinnerungskultur entlang der Balkanroute: Insgesamt wurden bisher 67 Grabsteine für identifizierte Verstorbene gestaltet, 3 Friedhöfe neu gestaltet und mit würdigen Grabsteinen versehen sowie 3 Denkmäler errichtet.
SOS Balkanroute
Petar Rosandić
Telefon: 06607390819
E-Mail: team@sos-balkanroute.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender