
EU-Omnibus-Paket: Lebensmittelsicherheit in Gefahr
foodwatch warnt vor Deregulierung zugunsten der Industrie und auf Kosten der Menschen
Die EU-Kommission hat gestern Nachmittag ihr bereits im Vorfeld massiv kritisiertes Omnibus-Paket zur Lebens- und Futtermittelsicherheit vorgestellt. Nach erster Analyse zeigt sich: Unter dem Deckmantel der Vereinfachung bestehender EU-Vorschriften enthält der Vorschlag zahleiche Maßnahmen, mit denen zentrale Schutzmechanismen für sichere Lebensmittel außer Kraft gesetzt würden. Besonders die geplanten Lockerungen bei der Zulassung von Pestiziden wären ein fataler Rückschritt – mit massiven Auswirkungen auf Menschen und Umwelt in der EU.
_„Das ist kein Bürokratieabbau, das ist ein Abbau von Gesundheitsschutz“_, warnt Indra Kley-Schöneich, Geschäftsführerin von foodwatch Österreich. _„Wenn Sicherheitsprüfungen zur Ausnahme werden, wird das Vorsorgeprinzip ausgehebelt. Damit setzt die EU die Gesundheit von Millionen Menschen leichtfertig aufs Spiel.“_
UNBEFRISTETE PESTIZID-ZULASSUNGEN STATT VORSORGEPRINZIP
Bislang gilt im EU-Recht: Pestizid-Wirkstoffe müssen regelmäßig neu bewertet werden, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu Risiken für Mensch, Tier und Umwelt zu berücksichtigen. Genau dieses Prinzip droht nun aufgeweicht zu werden. Laut Omnibus-Paket will die EU-Kommission unbefristete Genehmigungen für Wirkstoffe von Pestiziden zur Regel machen. Die bisher verpflichtenden regelmäßigen Sicherheitsüberprüfungen würden damit zur Ausnahme.
Dabei sind die Risiken real: Pestizide stehen im Zusammenhang mit Krebs, hormonellen Störungen, Fruchtbarkeitsproblemen und dem massiven Verlust der Artenvielfalt. Rückstände finden sich regelmäßig in Lebensmitteln – auch in solchen, die täglich konsumiert werden. Einem EFSA-Bericht zufolge wurden in Lebensmittelproben aus der gesamten EU im Jahr 2023 insgesamt 580 verschiedene Pestizidwirkstoffe nachgewiesen.
_„Lebensmittelsicherheit ist kein lästiges Hindernis für den Binnenmarkt, sondern ein Grundrecht“,_ so Kley-Schöneich. „_Die EU darf sich nicht von der Agrar- und Chemielobby treiben lassen. Was hier geplant ist, wäre ein Rückschritt um Jahrzehnte.“_
VEREINFACHUNG AUF KOSTEN DER KONSUMENT:INNEN
Neben den Pesitiziden sind auch die Bereiche Futtermittel, Grenzkontrollen sowie BSE-Schutzmaßnahmen von der aktuellen Omnibus-Reform betroffen. foodwatch kritisiert insgesamt einen gefährlichen Trend: Getarnt als „Vereinfachung“ sollen bewährte Kontroll-, Transparenz- und Schutzregeln im Lebensmittelbereich systematisch geschwächt werden. Demokratische Prozesse werden verkürzt, Beteiligungsrechte eingeschränkt. Bereits Ende November hatte die EU-Bürgerbeauftragte festgestellt, dass die Kommission bei vorangegangenen Omnibus-Vorhaben gegen Verwaltungsstandards verstoßen hat, indem sie Dringlichkeitsverfahren missbrauchte und vorgeschriebene Transparenzregeln umging.
FOODWATCH FORDERT SCHUTZ STATT DEREGULIERUNG
Laut foodwatch sollte die Kommission folgenden Punkten Priorität einräumen:
* Stärkung anstatt Schwächung der bestehenden Vorschriften für Lebensmittelsicherheit und Pestizidvorschriften.
* Transparente, evidenzbasierte und verständliche EU-Rechtsvorschriften unter Einbeziehung der Öffentlichkeit und wissenschaftlicher Expertise.
* Schutz von Gesundheit und Umwelt – Sicherheit darf nicht auf eine „Frage der Bürokratie” reduziert werden.
_„Jetzt ist der Moment, laut zu werden. Konsument:innen dürfen nicht die Leidtragenden einer verfehlten Deregulierungspolitik werden“_, so Kley-Schöneich.
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foodwatch Österreich
Evelyn Horak
Telefon: +43 676 3316372
E-Mail: presse@foodwatch.at
Website: www.foodwatch.at
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