
Die WHO veröffentlicht weltweite Leitlinie zur Anwendung von GLP-1-Medikamenten bei der Behandlung von Adipositas
Adipositas ist eine komplexe Erkrankung und eine der größten Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit weltweit. Ohne Maßnahmen wird voraussichtlich bis 2030 der globale jährliche Kostenaufwand für Adipositas und Übergewicht 3 Billionen US-Dollar betragen. Um diesem Problem zu begegnen, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihre erste Leitlinie zur Verwendung von Glucagon-ähnlichen Peptid-1 (GLP-1)-Rezeptoragonisten bei der Behandlung von Adipositas veröffentlicht – als Option innerhalb eines umfassenden Ansatzes, nicht isoliert. Diese Medikamente imitieren Hormone, die den Blutzuckerspiegel und den Appetit regulieren, um das Gewicht zu managen.
Im September 2025 hat die WHO GLP-1-Therapien auf ihre Liste der Essential Medicines zur Behandlung von Typ-2-Diabetes für Hochrisikogruppen aufgenommen. Die neue Leitlinie gibt konditionelle Empfehlungen für die Anwendung dieser Therapien zur Unterstützung von Menschen mit Adipositas jenseits reiner Gewichtsreduktion – unter Berücksichtigung breiterer gesundheitlicher Folgen – und als Teil eines umfassenden Ansatzes, der gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und Unterstützung durch Gesundheitsfachkräfte umfasst (z. B. zur Bewältigung von Nebenwirkungen wie Übelkeit und Verdauungsproblemen, die oft beherrschbar sind und mit der Zeit abnehmen).
In der Fachzeitschrift JAMA veröffentlicht, umfasst die Leitlinie zwei Hauptempfehlungen. Die erste empfiehlt konditional GLP-1-Therapien – einschließlich Semaglutid, Liraglutid und Tirzepatid – für die Langzeitbehandlung von Adipositas bei Erwachsenen (>19 Jahre), ausgenommen Schwangere. Diese Empfehlung ist konditional aufgrund begrenzter Daten zu Langzeiteffektivität und Sicherheit, Therapieerhalt und -abbruch, aktuellen Kosten, unzureichender Vorbereitung der Gesundheitssysteme sowie potenziellen Auswirkungen auf die Gleichheit.
Die zweite Empfehlung rät zur Kombination von GLP-1-Therapien mit intensiven verhaltensbasierten Interventionen (IBT), wie strukturierten Programmen zur Förderung gesunder Ernährung und körperlicher Aktivität, um therapeutische Vorteile zu verstärken und zu erhalten.
MEDIKAMENTE ALLEIN KÖNNEN DIE ADIPOSITAS-EPIDEMIE NICHT EINDÄMMEN
Während GLP-1-Therapien die erste wirksame pharmakologische Option für Erwachsene mit Adipositas darstellen, betont die WHO-Leitlinie, dass Medikamente allein das Problem nicht lösen. Diese Therapien können Millionen helfen, Adipositas zu überwinden und damit verbundene Risiken wie metabolische und kardiovaskuläre Störungen zu reduzieren. Dennoch werden sie selbst bei rasanter Produktionsausweitung bis 2030 weniger als 10% der potenziell Nutznießer erreichen.
Das WHO-Technikpaket „Stop Obesity“ rät nationalen Politiker:innen und Programmverantwortlichen, sich auf drei Säulen zu konzentrieren:
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Anpassung von Umgebungen, um gesunde Lebensweisen zu ermöglichen, Gesundheit zu fördern und Adipositas vorzubeugen;
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Schutz vulnerabler Personen mit hohem Risiko für Adipositas und Komorbiditäten durch gezielte Screening und strukturierte Frühinterventionen; sowie
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Transformation der Gesundheitssysteme zur Bewältigung der Adipositas-Pandemie mit Zugang zu lebenslanger, personenzentrierter Versorgung.
Kein Land ist vor den Auswirkungen der Adipositas-Pandemie gefeit. Wirksame Maßnahmen – beginnend mit Prävention – erfordern gesellschaftliche Interventionen und Innovationen im Gesundheitswesen. Die Implementierung von GLP-1-Therapien bei Erwachsenen sollte im Kontext chronischer Versorgung erfolgen, sorgfältig von Mediziner:innen indiziert unter Berücksichtigung individueller Faktoren wie Therapieadhärenz, Nebenwirkungsmanagement und Medikamentenverträglichkeit.
LITERATURREFERENZ
WHO guideline on the use of glucagon-like peptide-1 (GLP-1) therapies for the treatment of obesity in adults. World Health Organization, 2025. https://app.magicapp.org/#/guideline/LrRxrL
World Obesity Federation. World Obesity Atlas 2025. London: World Obesity Federation, 2025. https://data.worldobesity.org/publications/?cat=23
WHO Technical Package to Stop Obesity. World Health Organization, 2025.
Österreichisches Akademisches Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE)
Katrin Grubich, Assistentin des Vorstands
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