KV Privatkrankenanstalten: Träger häufen Profite, warum sollen Beschäftigte bluten?

Gewerkschaft vida fordert ernsthaftes, wertschätzendes Angebot bei fünfter Verhandlungsrunde am 12. Jänner.

Die Kollektivvertragsverhandlungen für die Beschäftigten der Privatkrankenanstalten treten weiter auf der Stelle. Während die erste Verhandlungsrunde ohne jegliches Angebot der Arbeitgeber endete, wurden in den darauffolgenden Runden ausschließlich Drei-Jahres-Angebote vorgelegt, die für die Beschäftigten massive, andauernde Reallohnverluste bedeutet hätten. Zuletzt boten sie 2,75 Prozent ab Juli 2026 und noch weniger in den Folgejahren, ohne jegliche Verbesserungen im Rahmenrecht – ausgehend von einer rollierenden Inflation von 3,09 Prozent.

„Was bisher auf den Tisch gelegt wurde, waren keine ernstzunehmenden Angebote, sondern Ausdruck mangelnden Respekts gegenüber jenen, die tagtäglich das Gesundheitssystem am Laufen halten“, sagt Harald Steer, Gesundheitssprecher und KV-Verhandler der Gewerkschaft vida.

KEIN GRUND FÜR KRISENABSCHLUSS IN DER GESUNDHEIT

Die Argumentation der Arbeitgeber, man müsse sich an „Krisenabschlüssen“ anderer Branchen orientieren, weist vida entschieden zurück. „Der private Gesundheitsbereich ist keine Krisenbranche. Im Gegenteil: Die größte Krise ist der Personalmangel – und den bekämpft man nicht mit Lohnverzicht, sondern mit fairer Bezahlung und besseren Arbeitsbedingungen“, so Steer.

Besonders paradox ist das Arbeitgeberargument, höhere Löhne würden die Inflation weiter antreiben. In Privatkrankenanstalten arbeiten viele Beschäftigte in unteren Einkommensgruppen – diese Kolleg:innen geben ihr Einkommen nicht für Luxus aus, sondern für Miete, Lebensmittel und Stromrechnung. Jeder Euro fließt direkt in den täglichen Konsum. „Wer ihnen Lohnerhöhungen verweigert, verschärft soziale Unsicherheit – und löst ganz sicher kein Inflationsproblem“, betont der vida-Gewerkschafter.

PROFITE WACHSEN – DRUCK AUF BESCHÄFTIGTE STEIGT

Gleichzeitig machen die Trägerfirmen der Privatkrankenanstalten ausgezeichnete Geschäfte. Große Eigentümer und Betreiber wie STRABAG, PORR und UNIQA – letztere über ihre Gesundheitsgruppe Mavie Med – verzeichneten in den vergangenen Jahren zweistellige Gewinnzuwächse. „Hier wird Gewinn erwirtschaftet – aber an einem anderen Ende sollen die Beschäftigten dafür zahlen. Das nennt man Lohnraub“, sagt Steer. „Hier wird bewusst damit spekuliert, dass Beschäftigte ihre Patient:innen nicht im Stich lassen wollen. Dabei werden jene im Stich gelassen, die dieses System tragen.“

Verwundert reagiert auch Eduardo Maldonado-González, Vizepräsident der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien und Kurienobmann der angestellten Ärzte: „Die Gewinnzuwächse wären ohne den Arbeitseinsatz und das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht möglich gewesen. Deshalb sollten sie auch selbstverständlich von den erzielten Gewinnen profitieren.“ Das vorliegende Angebot führe jedoch zu einem Reallohnverlust. „Wir hoffen, dass die Arbeitgeberseite bis zum nächsten Verhandlungstermin im Jänner ein ernst zu nehmendes Angebot vorlegt“, appelliert Maldonado-González.

LOHNVERZICHT RETTET KEIN SPITAL

Schlechte KV-Abschlüsse haben noch nie ein Spital gerettet – und auch keinen Arbeitsplatz. Das weiß Harald Steer, der auch als Betriebsratsvorsitzender im Anton-Proksch-Institut tätig ist. Die Suchtklinik am Rande Wiens hat in den vergangenen Jahren mehrere Strukur- Organisations- und Eigentümerwechsel erlebt, die Verschlechterungen für die Belegschaft mit sich brachten. „All die Einsparungen haben nicht verhindert, dass auch jetzt eine Kündigungswelle droht“.

BESCHÄFTIGTE BEREIT FÜR PROTESTE

Die Geduld der Beschäftigten ist erschöpft. Nachdem 96 Prozent der Teilnehmer:innen an Betriebsversammlungen sich bereits für gewerkschaftliche Maßnahmen ausgesprochen haben, bereiten Betriebsrät:innen nun konkrete Protestformen vor.

„Wir wollen einen fairen Anteil an den guten Ergebnissen dieser Branche. Keine Profitsteigerungen auf Kosten der Beschäftigten“, stellt Steer klar. Der nächste Verhandlungstermin ist für den 12. JÄNNER 2026 angesetzt. Die Hauptforderungen sind: Lohn-, Gehalts- und Zulagenerhöhungen über der Inflation, eine zusätzliche Urlaubswoche und bezahlte Pausen für alle Beschäftigten. Sollte es erneut kein ernsthaftes Angebot geben, sind weitere Schritte – bis hin zu Streiks – unausweichlich.

Gewerkschaft vida
Cornelia Groiss
Telefon: +43 664 6145 756
E-Mail: cornelia.groiss@vida.at

Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien
Kathrin McEwen
Telefon: +43 664 9697 526
E-Mail: mcewen@aekwien.at
Website: https://www.aekwien.at/

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