„Horizon 2020“: Bereits mehr als 870 Millionen Euro EU-Forschungsmittel für Österreich

Österreich bei Erfolgsquote unter TOP 3 im EU-Forschungsrahmenprogramm – BM Faßmann, FFG-GF Egerth und ERC-Preisträger Maulide ziehen Zwischenbilanz

Wien (OTS) – „‘Horizon 2020‘ ist eine europäische Erfolgsgeschichte mit exzellentem Österreich-Kapitel“, zog Wissenschafts- und Forschungsminister Dr. Heinz Faßmann heute eine positive Zwischenbilanz zum 2014 gestarteten EU-Forschungsrahmenprogramm. In einem gemeinsamen Pressegespräch mit FFG-Geschäftsführerin Dr. Henrietta Egerth und ERC-Preisträger Dr. Nuno Maulide präsentierte er aktuelle Zahlen zum Abschneiden der in Österreich tätigen Forscher/innen und Unternehmen: Demnach sind bisher 871 Millionen Euro an europäischen Forschungsmitteln nach Österreich geflossen. „Das ambitionierte Ziel, insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro nach Österreich zu holen, ist damit in Griffweite“, so FFG-Geschäftsführerin Egerth. Während sich “Horizon 2020” mit den letzten Ausschreibungen auf der Zielgeraden befindet, läuft die Aufwärmphase für das 2021 startende 9. Rahmenprogramm, das maßgeblich während der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte ausgestaltet und verhandelt wird.

Österreich zählt bei Erfolgsquote zu TOP 3, bisher 871
Millionen Euro nach Österreich
Österreich zählt in „Horizon 2020“ zu den TOP 3 (gemessen an der Erfolgsquote nach Beteiligungen) und in Österreich tätige Forscher/innen und Unternehmen konnten seit Programmstart 2014 bereits 871 Millionen Euro (Datenstand März 2018) einwerben. Besonders erfolgreich schneidet Österreich im Bereich Exzellenz/ERC-Grants sowie bei den Unternehmen ab. Die bisher nach Österreich geflossenen EU-Forschungsmittel im Überblick:
– Bei der Erfolgsquote der Beteiligung liegt Österreich mit 16,9 Prozent deutlich über dem Durchschnitt aller Länder (14,7 Prozent) sowie der EU-28 (14,6 Prozent). Österreich zählt hier zu den TOP 3, hinter Belgien (17,7 Prozent) und Frankreich (17,0 Prozent).
– Österreich verzeichnet 2.188 bewilligte Beteiligungen, das entspricht einem Anteil von 2,8 Prozent.
– Bei den bewilligten Koordinatoren entfallen auf Österreich 439, das ist ein Anteil von 2,5 Prozent.
– Forscher/innen an heimischen Hochschul- und Forschungseinrichtungen konnten seit „Horizon 2020“-Programmstart 115 ERC-Grants und rund 205 Millionen Euro einwerben.
– Die österreichischen Unternehmen schneiden in „Horizon 2020“ auch Dank Unterstützung der Wirtschaftskammer Österreich und der FFG sehr gut ab: Bisher konnten 462 Unternehmen Förderungen von rund 325 Millionen Euro lukrieren.

Faßmann: Exzellenz ist an heimischen Unis und Forschungseinrichtungen zuhause
Die hohe Anzahl der beim Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC) eingeworbenen Grants sieht Minister Faßmann als erneuten Beleg für die hohe Qualität: „Exzellenz ist an heimischen Universitäten und Forschungseinrichtungen zuhause.“ Um heimische Institutionen weiter in ihrem Engagement zu bestärken und einen bewussten Anreiz zu setzen, wird es heuer erstmals den vom BMBWF initiierten und finanzierten „Nurturing Talents Prize“ für österreichische ERC-Gastinstitutionen geben. Die Abwicklung liegt bei der FFG, der Start der Ausschreibung ist für Anfang Mai geplant und die zwei mit jeweils 10.000 Euro dotierten Preise sollen beim FFG FORUM 2018 am 13. September 2018 verliehen werden. „Ich sehe diese Auszeichnung als Anerkennung und Anreiz für Institutionen, die ein besonderes Augenmerk auf den ERC legen“, so Faßmann zu diesem Preis, der auch auf den Empfehlungen des ERA Council Forums unter dem Vorsitz der ehemaligen ERC-Präsidentin Dr. Helga Nowotny fußt.

Faßmann: 9. Rahmenprogramm wird maßgeblich während EU-Präsidentschaft verhandelt
Im zweiten Halbjahr 2018 übernimmt Österreich den EU-Ratsvorsitz. „Das ist insbesondere auch im Wissenschafts- und Forschungsbereich eine spannende Aufgabe“, betont Minister Faßmann. Neben den rund 40 FTI-Fachveranstaltungen liegt der inhaltliche Fokus auf dem 9. Rahmenprogramm, das 2021 „Horizon 2020“ ablösen wird. „Die Verhandlungen zum 9. Rahmenprogramm werden wesentlich während unserer Ratspräsidentschaft stattfinden“, so der Minister weiter, „als ersten Meilenstein werde ich die Forschungsminister/innen aus allen EU-Staaten am 16./17. Juli 2018 nach Wien einladen, um auszuloten, wie viel Konsens und wie viele offene Punkte es bei den Verhandlungen gibt. Auf technischer Ebene wird Österreich ab Juli einen Verhandlungsmarathon mit zwei Verhandlungsrunden pro Woche in Brüssel durchführen. Am Ende unserer Präsidentschaft wollen wir breite Zustimmung zu vielen Aspekten des 9. Rahmenprogramms erreichen.“

FFG: Umfassendes Informations- und Beratungsangebot
„Wir wollen Forscher/innen und Unternehmer/innen bestmöglich unterstützen, so dass sie Kopf und Hände frei haben für Forschung und Innovation! Damit sind wir ein starker Partner für eine erfolgreiche Antragstellung“, so Henrietta Egerth zur Rolle der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG, die als Nationale Kontaktstelle fungiert. Die vom Bund und der Wirtschaftskammer Österreich finanzierten Beratungs- und Informationsmaßnahmen reichen dabei von persönlichen Beratungen (rund 5.000 jährlich) und Antragssteller/innen-Trainings über Online-Webinare und Veranstaltungen in den Bundesländern bis hin zu Proposal-Checks. „Wir sehen unsere Rolle auch darin, mit nationalen Fördermaßnahmen den Boden für erfolgreiche europäische Beteiligungen aufzubereiten“, nannte Egerth als Beispiel die Quantentechnologie, wo kürzlich eine nationale Ausschreibung gemeinsam mit dem Wissenschaftsfonds FWF gestartet wurde, die auch die Teilnahme auf europäischer Ebene am Quantentechnologie-Flagship unterstützen soll.

FFG: Engagement von Unis bei gesellschaftlichen
Herausforderungen wieder stärken
Aus dem laufenden Kontakt mit den Forscher/innen und Unternehmen hat die FFG auch ein sehr gutes Bild über Herausforderungen in der Antragsstellung – „wir wissen, wo der Schuh drückt und wo wir noch Luft nach oben haben“, so Egerth. Als Beispiel nannte sie den ERC-Grant „Proof of Concept“. Er fördert Wissenschafter/innen, die bereits einen ERC-Grant eingeworben haben und eine aus dem ERC-Projekt entstandene Idee hinsichtlich ihres Potentials für vermarktbare Innovationen testen wollen. “Hier müssen wir uns geeignete Maßnahmen überlegen, um diesen Grant noch bekannter zu machen, denn er bietet Forscher/innen eine attraktive Möglichkeit, um zum Beispiel Unternehmen zu überzeugen, in ihre Technologie zu investieren”, so Egerth. Eine weitere Herausforderung sieht die FFG-Geschäftsführerin in Hinblick auf das 9. Rahmenprogramm im Beteiligungsverhalten der Universitäten, das im Vergleich zum 7. Rahmenprogramm abgenommen hat. „Während es bei den Unis einen Rückgang von rund zehn Prozent gibt, konnten die Unternehmen um zehn Prozent zulegen. Unser Ziel muss es sein, das Engagement von Unis im Bereich der gesellschaftlichen Herausforderungen wieder zu stärken.“

Maulide: ERC Grants sind einzigartiger
Finanzierungsmechanismus
„ERC Grants sind ein einzigartiger Finanzierungsmechanismus, der viele Vorteile bietet”, so Nuno Maulide, Universitätsprofessor an der Universität Wien, „erstens, weil sie direkt exzellente und visionäre Projekte im Bereich der Grundlagenforschung, von den Geistes- und Sozialwissenschaften bis zu den Lebenswissenschaften und der Medizin, auszeichnen. Zweitens, weil sie mit einer Fördersumme von zwischen 1,5 bis 3 Millionen Euro dem Grantee ein hohes Maß an Unabhängigkeit ermöglichen, was besonders in einem frühen Stadium der Karriere wichtig ist.”

Maulide hat einen sogenannten ERC Starting Grant für Jungforscher/innen, welche ihr Doktorat nicht länger als sieben Jahre vor der Antragstellung abgeschlossen haben, 2011 erhalten, als er Nachwuchsgruppenleiter in einem Max-Planck-Institut war. „Drittens vermitteln ERC Grants das europäische Ideal der uneingeschränkten Mobilität von Personen innerhalb der Europäischen Union, da der Grant immer dem/der Forschenden folgt“, sagt Maulide erfreut, da er 2013 aus dem deutschen Nordrhein-Westfalen nach Wien mit diesem Grant von der Universität als Universitätsprofessor berufen wurde. In Wien hat Maulide bereits einen zweiten ERC Grant (sogenannten Consolidator Grant) 2016 im nahtlosen Übergang eingeworben. „Es gibt viele Forschungsarbeiten und Entdeckungen unserer Forschungsgruppe, welche ohne diese großzügigen Unterstützungen nicht möglich wären. Der ERC ist sehr wahrscheinlich das Beste, was die EU für die reine, ‚high-risk/high-gain‘ Grundlagenforschung bisher getan hat“, so Maulide abschließend.

BM für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Mag. Annette Weber
Pressesprecherin
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