
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer zum 1. Mai: Nein zu den unsozialen Leistungskürzungen auf Kosten der Arbeitnehmer
Linz (OTS) – Vor dem „Tag der Arbeit“ am 1. Mai fordert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer mehr Respekt für die Beschäftigten. „Sie sind die wahren Leistungsträger in diesem Land, finanzieren sich ihren Sozialstaat selbst und müssen jetzt mitansehen, wie ihnen die Regierung auf Bundes- und Landesebene scheibchenweise die Leistungen kürzt – um gleichzeitig den Reichen und Unternehmen Geschenke zu machen“, kritisiert Kalliauer.
Mehr als 660.000 Beschäftigte in Oberösterreich haben im vergangenen Jahr mehr als eine Milliarde Arbeitsstunden erbracht. Davon waren 40 Millionen Überstunden. Jede fünfte Überstunde wurde weder in Geld noch durch Zeitausgleich abgegolten. Das sind acht Millionen Überstunden, die rund 165 Millionen Euro oder 4500 Arbeitsplätzen entsprechen. Zusätzlich leisten die oberösterreichischen Beschäftigten pro Jahr mehr als 60 Millionen ehrenamtliche Arbeitsstunden. Dazu kommen noch die unbezahlten Arbeitsleistungen in der Familie, also in der Kinderbetreuung und Altenpflege.
Mehr als ein Fünftel der Beschäftigten in Oberösterreich muss regelmäßig am Samstag arbeiten, etwa ein Zehntel auch am Sonntag. Arbeit am Abend ist für zehn Prozent, Nachtarbeit für rund sechs Prozent der Beschäftigten Realität. Und etwa sechs Prozent arbeiten sehr häufig von zu Hause aus.
Beschäftigte sorgen für Rekordergebnisse
Auch die Produktivität der oberösterreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist herausragend: Die Pro-Kopf-Wertschöpfung in 564 ausgewählten Unternehmen mit jeweils mehr als 49 Beschäftigten lag im Jahr 2016 bei fast 88.000 Euro. Zieht man davon die durchschnittlichen Personalkosten ab, bleiben diesen Unternehmen jährlich immer noch mehr als 27.000 Euro pro Mitarbeiterin und Mitarbeiter. „Die Beschäftigten bescheren den oberösterreichischen Unternehmen Rekordergebnisse und den Eigentümern hohe Gewinnauszahlungen“, bilanziert der AK-Präsident.
Trotz ihrer hervorragenden Leistungen werden die Beschäftigten teilweise mit Löhnen und Gehältern abgespeist, die kaum zum Leben reichen. Laut Österreichischem Arbeitsklima Index kommt nur etwa die Hälfte der Beschäftigten mit dem Einkommen aus. In manchen Branchen, wie etwa im Handel oder in der Gastronomie, sind es mit jeweils knapp unter 40 Prozent deutlich weniger. Das Medianeinkommen der männlichen Angestellten beträgt 3496 Euro brutto, jenes der Arbeiterinnen nur 1369 Euro.
2016 haben die Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich knapp drei Milliarden Euro an Lohnsteuer und rund 3,75 Milliarden Euro an Sozialversicherungsbeiträgen geleistet, insgesamt also fast 6,7 Milliarden Euro. „Berücksichtigt man auch die Konsumsteuern, tragen die Beschäftigten in unserem Bundesland wesentlich mehr zur Finanzierung der staatlichen Leistungen bei, als die Gewinnsteuern aller Unternehmen in ganz Österreich ausmachen“, rechnet AK-Präsident Kalliauer vor.
„Politiker und Unternehmervertreter sollten die Leistungen der Beschäftigten endlich anerkennen, statt weiter die Märchen von fehlender Flexibilität, überbordendem Sozialstaat und quälenden Lohnnebenkosten zu erzählen“, sagt Kalliauer. Er verlangt stattdessen Einkommens-, Steuer- und Bildungsgerechtigkeit: „Das bedeutet unter anderem eine rasche Anhebung der Mindestlöhne und die korrekte Bezahlung aller geleisteten Überstunden, eine spürbare Senkung der viel zu hohen Abgaben auf Arbeit sowie eine deutlich höhere Förderung von Weiterbildung.“ Zudem sei es nicht zu akzeptieren, dass die Absicherung bei Krankheit, Arbeitslosigkeit oder in der Pension ständig in Zweifel gezogen wird. „Immerhin zahlen sich die Beschäftigten ihre soziale Absicherung zum überwiegenden Teil selber“, sagt der AK-Präsident.
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