WWF fordert Stopp des Tiroler Seilbahnprogramms

Entwurf geht in völlig falsche Richtung und betreibt Etikettenschwindel: WWF-Analyse deckt auf, dass großflächige Neuerschließungen auf Kosten der Natur möglich werden

Innsbruck (OTS) – „Das neue Tiroler Seilbahn- und Schigebietsprogramm
ist ein umweltschädlicher Turbo für neue Großprojekte und würde den
Bodenverbrauch weiter befeuern“, warnt die Natur- und
Umweltschutzorganisation WWF Österreich anlässlich der heute,
Freitag, endenden Begutachtungsphase für den von der Tiroler
Landesregierung vorgelegten Plan. In seiner Stellungnahme fordert der
WWF die Rücknahme des Entwurfs sowie die Entwicklung eines neuen
Programms, das verbindliche Endausbaugrenzen festlegt. „In seiner
aktuellen Fassung gefährdet das Seilbahn-Programm wertvolle
Landschaftsräume und bevorteilt einseitig die Wirtschaft auf Kosten
der Umwelt. Die Seele der Alpen droht Stück für Stück an die
Seilbahnwirtschaft verkauft zu werden“, kritisiert WWF-Experte Josef
Schrank.

„Das von der Politik versprochene ‚Verbot von Neuerschließungen‘
ist in Wahrheit ein Etikettenschwindel Tatsächlich würden
großflächige seilbahn- und schitechnische Erweiterungen in
unerschlossene Landschaftsräume ermöglicht. Damit blüht Tirol ein
Schicksal als Großraumskigebiet“, kritisiert der Landschaftsökologe
Schrank. Künftig soll ein Zusammenschluss von Skigebieten bis zu zwei
Gebirgskämme, ein Tal und einen Bergrücken neu beanspruchen können.
Analysen des WWF und des Alpenvereins zeigen, dass damit Naturräume
grundsätzlich seilbahn- bzw. schitechnisch erschließbar würden, die
weit mehr als das Doppelte der derzeitigen Schigebietsfläche Tirols
umfassen. Mehr als vier Prozent der noch vorhandenen alpinen
Freiräume in Tirol könnten dadurch verloren gehen.

„Aufgrund der hohen Skigebietsdichte könnten mehr als die Hälfte
der aktuell räumlich getrennten Skigebietszonen grundsätzlich einen
Zusammenschluss vollziehen. Unabhängig anderer relevanter
Voraussetzungen drohen damit neue gigantische Großraumschigebiete“,
sagt WWF-Experte Schrank. Dieser Befund berücksichtigt allein die
Änderungen zu Zusammenschlüssen, dazu kommen noch weitere mögliche
Erweiterungsmaßnahmen. „Der vorgelegte Entwurf verstärkt die
einseitige Abhängigkeit vom Skitourismus, verbaut Investitionschancen
in umweltschonende und zukunftsfähige Tourismusmodelle und
widerspricht damit den Interessen der Allgemeinheit“, betont Schrank.

Seele der Alpen schützen statt ausbeuten

Jeder Hektar und jeder öffentliche Euro, der heute noch in den
weiteren großflächigen Ausbau von Skigebieten investiert wird,
gefährdet wichtige Naturressourcen und hat fatale ökologische Folgen.
„Allein schon aufgrund der zunehmenden Umweltkrisen muss der Schutz
der letzten ursprünglichen Natur- und Kulturlandschaftsräume oberste
Priorität haben“, bekräftigt WWF-Experte Schrank unter Verweis auf
die Petition „Rettet die Seele der Alpen“. Darin fordern WWF,
Alpenverein und Naturfreunde gemeinsam mit aktuell über 20.000
Unterstützerinnen und Unterstützen den Erhalt der letzten unberührten
Naturräume. ([www.seele-der-Alpen.at]
(http://www.seele-der-Alpen.at))

Die WWF-Stellungnahme zum Tiroler Seilbahn- und
Schigebietsprogramm ergeht heute an das zuständige Amt der Tiroler
Landesregierung, die Abteilung Bau- und Raumordnungsrecht sowie an
Landeshauptmann Günther Platter und Landeshauptmann-Stellvertreterin
Ingrid Felipe.

WWF Österreich
Gerhard Auer
Pressesprecher
+43 676 83488 231
gerhard.auer@wwf.at

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