Journalistinnenkongress 1: Appell an Mut und Zusammenarbeit von Frauen

Rauch-Kallat lobt Vormarsch von Frauen in den Medien, es sei aber noch viel zu tun – IV-Chef Kapsch sieht Abbau demokratischer Errungenschaften

Wien (OTS) – Beim ersten Journalistinnenkongress 1998 habe es in
keiner österreichischen Tages-oder Wochenzeitung eine Frau als
Politik- oder Wirtschaftsressortleiterin, geschweige denn als
Chefredakteurin, gegeben. Das habe sich seither verändert, sagte
Exbundesministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) bei der Eröffnung des
20. Journalistinnenkongresses am Mittwoch im Haus der Industrie in
Wien. Der Kongress findet dieses Jahr unter dem Motto „20 years ago –
20 years ahead – Rückschritt oder Vormarsch“ statt.

„Es ist schön, dass es den Kongress immer noch gibt, wir durften
eine ganze Generation an Journalistinnen begleiten und lernen neue
junge Journalistinnen kennen. Es ist aber auch traurig, dass es den
Kongress immer noch geben muss“, sagte Rauch-Kallat.

Zwtl.: Kapsch mahnt Bildung und sachliche Informationen ein

„Jedes Mal, wenn ich hier beim Journalistinnenkongress bin, weiß
ich, wie es Frauen in Führungspositionen geht – einsam und alleine“,
eröffnet Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung (IV),
den Kongresstag. Er kritisierte die populistische „Mythenbildung“,
die heute in der Öffentlichkeit betrieben werde. Ihr könne nur durch
Bildung und sachliche Information entgegengewirkt werden. „Hier denke
ich vor allem an Journalistinnen, die das nötige Feingefühl
mitbringen, um einen Beitrag zu leisten“, so Kapsch.

Kapsch kritisierte eine Tendenz zu „Rückschritten und
Renationalisierung“ weltweit. Auch in Österreich nehme die „Spaltung
der Gesellschaft“ zu. Demokratische Errungenschaften würden auch
hierzulande „schleichend, Stück für Stück“ abgebaut.

Auch die amtierende Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP)
begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: „Medien sind in der
Verantwortung, die gesamte Bevölkerung abzubilden“, sagte sie. Es sei
wesentlich, wie frauenpolitische Themen in den Medien präsentiert
würden oder wie präsent sie überhaupt seien: „Als Frauen müssen wir
zusammenhalten, wir haben das Potenzial, wir müssen es uns nur
zutrauen“, sagte sie.

Zwtl.: Zielina, Reiterer: „Call to Action“ für Medienfrauen

Die Journalistinnen Anita Zielina und Claudia Reiterer lieferten
einen „Call to Action“. „Gestalten Sie diese Welt mit, warten Sie
nicht auf Erlaubnis, denn auch ich würde dann heute noch warten. Ich
persönlich folge dem Motto: Lieber im Ernstfall nachher um
Entschuldigung bitten, als immer davor um Erlaubnis fragen“, sagte
Zielina.

Die Onlineexpertin und Unternehmerin arbeitete unter anderem als
stellvertretende Chefredakteurin beim Standard und als Leiterin der
digitalen Geschäftsfelder der Unternehmen Gruner + Jahr und der
NZZ-Gruppe. „Ich habe in meiner Karriere darauf geachtet, Frauen in
Führungspositionen zu bringen. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht,
dass immer bereits am ersten Tag der Stellenausschreibung Männer an
meine Tür geklopft haben, Frauen musste ich stets überreden. Daher:
Seien Sie mutig“, rät Anita Zielina.

Reiterer appellierte in ihrer Key Note an die Eigeninitiative von
Frauen: „Es geht nur von innen heraus. Wir müssen aus der Opferrolle
raus und aktiv werden. Andernfalls geben Sie Macht ab.“

Reiterer begann ihre Karriere als Journalistin beim ORF 1998.
Zuvor arbeitete sie zehn Jahre lang als Krankenschwester in der
Herzchirurgie: „Die Leute schätzen es gering, wenn man als
Journalistin bereits einen anderen Beruf hatte. Ich erinnere mich
daran, dass ein Kollege mich fragte, mit wem ich ein Verhältnis habe,
weil ich es geschafft hatte, beim ORF zu arbeiten. Ich rate Ihnen
hier, machen Sie den Mund auf, lassen Sie sich so etwas nicht
gefallen.“

Theresa Bittermann – YoungStars

Dr.a Ulrike Schöflinger
presse@journalistinnenkongress.at
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Mobil: +43 664 4547774

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