AK Niederösterreich: Betreuungsaufgaben vermindern Fraueneinkommen

Enquete „Wie weiblich ist die Arbeitswelt in Niederösterreich?“

St. Pölten (OTS) – „Wir wollen in AK Niederösterreich nicht bei
Überschriften bleiben, sondern in die Tiefe gehen. Wir wollen wissen:
Was sollen Interessenvertretungen für die arbeitenden Frauen fordern?
Wofür sollen sie einstehen?“ Mit diesen Worten leitete AK
Niederösterreich-Direktorin Bettina Heise die Enquete „Wie weiblich
ist die Arbeitswelt in Niederösterreich“ am Mittwoch im
ArbeitnehmerInnenzentrum der AK in St. Pölten ein.

Gerda Schilcher, Betriebsrätin und Vizepräsidentin der AK
Niederösterreich, verwies auf den Einkommensunterschied zwischen
Frauen und Männern, der in Niederösterreich bei 20 Prozent liegt.
„Gerade junge Frauen denken nicht daran, dass sich Teilzeitarbeit
negativ auf ihre Pension auswirkt. Es braucht auch einen Ausbau der
Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Wo das gewollt und benötigt wird, muss
es ein Angebot dafür geben.“

Martina Maurer vom AMS-Österreich, Abteilung Arbeitsmarktpolitik für
Frauen, präsentierte eine Analyse in deren Zentrum die Themen Arbeit,
Einkommen, Bildung und Familie stand. Obwohl das Bildungspotenzial
bei Frauen mittlerweile höher sei als das der Männer, bestehe
weiterhin ein beträchtlicher Einkommensunterschied. Der hänge in
erster Linie mit Kinderbetreuungs- und Pflegeaufgaben zusammen, die
größtenteils von Frauen geleistet würden. Es gebe aber erste
Anzeichen zur Verkleinerung dieser Einkommensschere. Auch scheine bei
den Top 10-Lehrberufen von Mädchen erstmals ein technischer Beruf
auf.

Constanze Pritz-Blazek von der Gleichbehandlungs-Anwaltschaft
Österreich berichtete, dass die meisten Beratungen der Anwaltschaft
in Fragen der Arbeitswelt stattfinden. Hier wiederum gehe es meist um
Geschlechterdiskriminierung und sexuelle Belästigung. Die
entscheidende Frage sei: „Wie bekommen wir auch Frauen (und Männer)
aus bildungsfernen Schichten und in Klein- und Mittelbetrieben dazu,
sich bei Verstößen an die Anwaltschaft zu wenden?“

Marion Ibetsberger von Deloitte Österreich berichtete über ihre
Beratungspraxis in Betrieben. „Betriebe nehmen zusehends war, dass
sie nicht die richtigen MitarbeiterInnen finden. Es gebe aber ein
einseitiges Denken in vielen Betrieben. Gesucht würden demnach
automatisch oft Männer. An Frauen, an Ältere oder an
MitarbeiterInnen, die man im Betrieb weiterbilden könne oder an
Menschen mit Migrationshintergrund werde dabei gar nicht gedacht.
„Dabei steigt die Motivation im Team, neue Lösungsinitiativen werden
möglich, wenn das Team diverser ist“, so Ibetsberger. „Hier wird aus
der Sicht des Betriebs auf ein Arbeitskräftepotenzial verzichtet“, so
die Wirtschaftsberaterin.
Bei der Enquete wurden anschließend in Workshops Maßnahmen zur
Behebung von Barrieren von Frauen, zur Verhinderung von
Benachteiligungen im Sinne des Gleichbehandlungsgesetzes und für
Möglichkeiten von BetriebsrätInnen zur Gleichbehandlung von Frauen
debattiert.

Marianne Landa
Kammer für Arbeiter und Angestellte für Niederösterreich
Abteilung Frauenpolitik
AK-Platz 1, 3100 St. Pölten
Tel: 05 / 7171 DW 21201

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