
Bischofskonferenz für Stärkung des humanitären Bleiberechts
Kardinal Schönborn bei Pressekonferenz zum Abschluss der Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz: Kritik an verschärftem Ton in Asyldebatte, Lob für Familienbonus der Regierung – Bischöfe veröffentlichen Erklärungen zum Novemberpogrom 1938,
Wien (KAP) – Die Österreichische Bischofskonferenz fordert eine
großzügige Anwendung des humanitären Bleiberechts vor allem für gut
integrierte Familien. Gleichzeitig plädieren die Bischöfe für eine
verpflichtende Einbindung der Verantwortlichen von Gemeinden und
Ländern bei Bleiberecht-Entscheidungen. Das unterstrich Kardinal
Christoph Schönborn bei einer Pressekonferenz über die Ergebnisse der
dieswöchigen Vollversammlung der heimischen Bischöfe am Freitag in
Wien. Nötig sei ein „nüchterner und zugleich menschlicher Blick auf
jedes einzelne Schicksal“. Ein „rigoros durchgezogenes Gesetz“ könne
auch zu Ungerechtigkeiten führen; gerade deshalb gebe es ja auch das
humanitäre Bleiberecht, so Schönborn.
Kritik gibt es am Ton in der Asyldebatte. „Wer Asyl sucht, darf nicht
stigmatisiert oder gar kriminalisiert werden. Parteipolitisches
Kalkül darf weder über das Recht noch über die Menschlichkeit
dominieren“, unterstrichen die Bischöfe in einer Erklärung. Aus
christlicher Sicht sei klar: „Asyl ist ein heiliges Recht und darf
nicht zum Schimpfwort werden.“ Eindrücklich mahnte Kardinal Schönborn
einmal mehr zu Behutsamkeit in der Sprache und bekräftigte, dass die
Worte „Asyl“ oder „Fremder“ nicht zu negativ besetzten Begriffen
werden dürften. „Jedes Abgleiten in der Sprache verlockt zum
Abgleiten in den Taten“, warnte der Vorsitzende der
Bischofskonferenz.
Lob für Familienbonus
Lob kommt vonseiten der Bischöfe für den steuerlichen Familienbonus.
Kardinal Schönborn wies darauf hin, dass in Österreich nach wie vor
Alleinerziehende sowie kinderreiche Familien besonders
armutsgefährdet seien. Der mit 1. Jänner 2019 in Kraft tretende
Familiensteuerbonus und die damit verbundenen Leistungen für jene,
die keine Steuer bezahlen – „oft sind das Alleinerzieherinnen“ –
seien eine große Hilfe, so Schönborn. Die Bischöfe hätten sich im
Vorfeld dafür eingesetzt und „begrüßen ausdrücklich diese Maßnahme
der Regierung“.
Novemberpogrom 1938
„Eine lebendige Erinnerung eröffnet Zukunft, weil der Blick auf die
dunklen Seiten der Geschichte davor schützt, Fehler der Vergangenheit
zu wiederholen“, betonten die österreichischen Bischöfe in einer
gemeinsamen Erklärung zum Gedenken an den Novemberpogrom von 1938.
Die christlichen Kirchen stünden heute „unverbrüchlich an der Seite
der jüdischen Gemeinde und ihrer Treue im Glauben“; Christen würden
zudem deutlich erkennen, „dass im Judentum die Wurzel ihres Glaubens
liegt“. „Ein Christ kann kein Antisemit sein“, unterstrichen die
Bischöfe ein entsprechendes Wort von Papst Franziskus.
Dementsprechend gelte es Seite an Seite „gegen alle Formen des
Antisemitismus entschieden vorzugehen und für das Menschenrecht auf
Religionsfreiheit hier und weltweit einzutreten“.
Zugleich räumten die Bischöfe ein, dass die Erinnerung an die
Ereignisse von 1938 und deren Folgen für Christen und die Kirchen
verbunden sei mit dem „schmerzlichen Eingestehen eines mehrfachen
Versagens“: Zu lange habe ein „religiös verbrämter Antijudaismus“
jene Kräfte geschwächt, die nötig gewesen wären, „um als Christen dem
nationalsozialistischen Rassenwahn und Antisemitismus entschieden
entgegenzutreten“. Zu leise seien außerdem jene wenigen Stimmen aus
der Kirche gewesen, die das Unrecht deutlich benannten: „Es waren zu
wenige, viel zu wenige Gerechte.“
Themen der Jugendsynode weiter vertiefen
Positiv bewerteten die Bischöfe die kürzlich beendete Jugendsynode,
deren Ergebnisse jetzt mit Jugendlichen in Österreich weiter vertieft
werden sollen. Zur Debatte stünden die Themen Migration, Missbrauch
und Gewalt im kirchlichen Bereich, das Zueinander und Miteinander von
geistlichen Amtsträgern und Laienchristen, die Rolle der Frau in
Kirche und Welt oder Fragen zu einem nachhaltigen Lebensstil.
Wesentlich für einen gelingenden Dialog seien dabei jugendgemäße
Formen der Glaubens-Weitergabe und der Begleitung im Leben.
Im diesem Zusammenhang verwiesen die Bischöfe zum Abschluss ihrer
Vollversammlung auf den von der Österreichischen Bischofskonferenz
herausgegebenen Kinderkatechismus „YOUCAT for Kids“, der bis
Jahresende in zehn Sprachen übersetzt sein soll. Das Glaubensbuch für
8- bis 12-Jährige und ihre Eltern sei eine „altersgemäße Hilfe beim
Glaubensgespräch von Kindern mit Eltern im Frage-Antwort-Stil“. Er
schließt an die erfolgreiche Reihe an, die 2011 mit dem ebenfalls von
der Österreichischen Bischofskonferenz herausgegebenen
Jugendkatechismus „YOUCAT“ begann. Dieser ist mittlerweile in 72
Sprachen übersetzt und in einer Auflage von über fünf Millionen Stück
im Einsatz, darunter über 500.000 Exemplare auf Deutsch. Der „YOUCAT“
sei somit derzeit das „weltweit größte katholische Buchprojekt“, so
Kardinal Schönborn bei der Pressekonferenz.
((ende)) PWU/GUT
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