
„kreuz und quer“ begleitet den Afghanen Noorullah Qureshi bei seinen Versuchen, in Österreich Fuß zu fassen
In Zoran Dobric’ Filmen „Mein neues Leben“ und „Der Entscheider“ am 13. November ab 22.35 Uhr in ORF 2
Wien (OTS) – Ein positiver Asylantrag ist nicht der Abschluss – damit
beginnt erst ein anspruchsvoller bürokratischer Hürdenlauf: Amtswege,
Sprach- und AMS-Kurse, Wohnungs- und Jobsuche, Freundeskreis- und
Sprachveränderungen. Zoran Dobric’ Dokumentarfilm „Mein neues Leben“,
den „kreuz und quer“ am Dienstag, dem 13. November 2018, um 22.35 Uhr
in ORF 2 zeigt, begleitet Noorullah Qureshi, der in Afghanistan mit
dem Tod bedroht wurde, bei seinen Versuchen, in Österreich Fuß zu
fassen.
Womit ist ein Beamter konfrontiert, der über das Schicksal von
Menschen entscheiden muss? Nach welchen Kriterien gewährt er dem
einen Asyl und entscheidet über die Abschiebung des anderen? Um 23.25
Uhr dokumentiert Zoran Dobric in „Der Entscheider“ das Asylverfahren
des Afghanen Noorullah Qureshi – aus der Perspektive des Entscheiders
Florian Tschabuschnig, der als Angestellter des österreichischen
Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl über den Verbleib des
afghanischen Asylwerbers in Österreich entscheiden wird. Ein Film
über die Arbeit, über den gesellschaftlichen und persönlichen Druck
eines „Entscheiders“.
„Mein neues Leben“ – Ein Film von Zoran Dobric
Die Entscheidung ist gefallen: Noorullah Qureshi erhält einen
positiven Asylbescheid. Zum ersten Mal darf eine Filmkamera dabei
sein, als der zuständige Asylbeamte einen Asylbescheid verfasst und
abschickt. Noorullah Qureshi ist bemüht, in Österreich Fuß zu fassen
und sich zu integrieren: „Das ist für mich jetzt ein neuer Anfang,
und er wird für mich nicht leicht sein. Ich muss mich jetzt bemühen,
eine Wohnung zu finden, die habe ich nötig. Dann muss ich schauen,
was ich danach machen muss: Wie ich zur Schule, zu den Kursen und zur
Arbeit und überhaupt weiterkommen kann in Zukunft“, sagt der Afghane.
Es ist ein spannender Weg. Seit dem 1. November 2017 sind Asyl- und
subsidiär Schutzberechtigte verpflichtet, an staatlichen
Integrationsmaßnahmen teilzunehmen. All jene, die das nicht tun,
müssen mit Kürzungen der Mindestsicherung rechnen. Einer der
zahlreichen Einblicke, die der Film ermöglicht, ist die Veränderung
der Sprachkenntnisse bei Noorullah Qureshi. Anfänglich gibt er seine
Interviews in seiner Muttersprache Pashtu. Doch bald ist zu sehen,
wie wichtig die Gratis-Deutschkurse sind, zu denen die Republik
Österreich Asylberechtigte verpflichtet: „Mein Deutschkurs ist sehr
gut und wir haben heute Grammatik gelernt. Akkusativ, Dativ – und das
gefällt mir sehr gut. Wir haben einen guten Deutschkurs“, meint
Noorullah Qureshi.
Der Film zeigt Alltägliches – Freundes-, Wohnungs- und Arbeitssuche –
und die vielen behördlichen Wege, die deutlich machen, wo der Staat
Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten Hilfestellungen gibt und wo er
Eigeninitiative verlangt. Als besonders schwierig stellt sich die
Wohnungssuche heraus, nachdem ein positiver Asylbescheid zugestellt
wurde: „Er kann für vier Monate weiterhin in der
Grundversorgungseinrichtung bleiben, in der er ist“, meint
Caritas-Juristin Katrin Hulla: „Aber am Ende der vier Monate muss er
dort wirklich ausziehen und nach Möglichkeit in eine eigene Wohnung
einziehen. Erst nachdem er eine Wohnung gefunden hat, könnte er
jedoch Mindestsicherung beantragen. Das hilft ihm aber nicht, da bei
der Wohnungssuche Provision, Kaution und alle möglichen weiteren
Zahlungen anfallen, die man mit leeren Taschen ja nicht abgleichen
kann.“
Der Dokumentarfilm „Mein neues Leben“ ermöglicht seltene Einblicke in
den Integrationsprozess von Menschen, die in Österreich Schutz
gefunden haben.
„Der Entscheider“ – Ein Film von Zoran Dobric
Zehntausende Flüchtlinge warten derzeit in Österreich auf einen
Asylbescheid. Ob dieser positiv oder negativ ausfällt, hängt vor
allem von den Fluchtgründen des Asylwerbers ab. Doch entscheidend
ist, wie glaubwürdig der Asylwerber seine Fluchtgeschichte dem
Beamten des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl (dem sogenannten
„Entscheider“) während der Einvernahme im Hauptinterview präsentiert.
Noch vor Kurzem erlaubten Beamte der Asylbehörde den Asylwerbern
prinzipiell nur kurze Antworten auf ihre Fragen. Das war oft ein
Grund, warum etwa die Hälfte aller Asylverfahren mit negativem
Ausgang vom Bundesverwaltungsgericht dann wieder zurück an die
Asylbehörde geschickt wurden: „Es gab dadurch schlicht und ergreifend
viel zu wenig Informationen, um pro oder kontra urteilen zu können“,
sagt Katrin Hulla, Juristin bei der Asylberatung der Caritas. Seit in
den vergangenen zwei Jahren viele neue „Entscheider“ angestellt
wurden, gibt es auch eine neue Befragungsart der Asylwerber: Das
Hauptinterview soll von Beginn an ein offenes und persönliches
Gespräch werden, heißt es.
„Für mich ist die Art und Weise entscheidend, wie erzählt wird. Wenn
einfach monoton runtergeredet wird, dann werde ich ehrlich gesagt
sehr skeptisch. Wenn ich jetzt zehn Minuten lang ohne Probleme
erzähle, wie ich festgehalten und gefoltert wurde, dann denk ich mir
ok, das ist komisch. Die Emotionen sollten da sein. Was mir
persönlich auch wichtig ist, sind kleinere Details, die man sich
nicht einfach so ausdenken kann, die glaubwürdig klingen“, sagt
Florian Tschabuschnig, der seit 2016 beim Bundesamt für Fremdenwesen
und Asyl als Entscheider arbeitet.
Sowohl der Asylwerber als auch der „Entscheider“ stehen unter enormem
emotionalen Druck. Doch bevor das Hauptinterview stattfindet, muss
der „Entscheider“ alle bis dahin bekanntgegebenen Daten des
Asylwerbers prüfen. Dafür stehen ihm sämtliche Abteilungen des BFA im
Land sowie Mitarbeiter der österreichischen Konsulate und
Asylbehörden der meisten EU-Länder zur Verfügung.
Der Afghanen Noorullah Qureshi wartet seit November 2015 auf sein
Asylverfahren in Österreich. In Afghanistan war er als Dolmetscher
bei der US-Army beschäftigt, bis ihn die Taliban auf offener Straße
angriffen. „Sie attackierten mich mit einem Bajonett, sie trafen mich
jedoch nicht. Beim zweiten Mal erwischten sie mich. Das Bajonett
drang tief in meinen Körper hinein. Ich hielt die verletzte Stelle
mit der Hand fest und fiel zu Boden“, schildert Noorullah Qureshi,
warum er sein Heimatland verlassen musste. „kreuz und quer“ begleitet
Noorullah Qureshi durch sein Asylverfahren aus der Perspektive des
33-jährigen Entscheiders Florian Tschabuschnig, der als Angestellter
des österreichischen Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl über den
Verbleib des afghanischen Asylwerbers in Österreich entscheiden wird.
Es ist ein Blick hinter die „Kulissen“ des österreichischen
Asylwesens – wie Behörden und deren Angestellte über das Schicksal
von Flüchtlingen entscheiden.
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