
Der Arbeitsklima Index zeigt: Immer mehr Frauen klagen über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz
Linz (OTS) – Abfällige Bemerkungen, lüsterne Blicke in den
Ausschnitt, körperliche Übergriffe: Deutlich mehr als die Hälfte der
Arbeitnehmerinnen hat bereits schlechte Erfahrungen mit sexueller
Belästigung gemacht. Das zeigt die neue Auswertung des
Österreichischen Arbeitsklima Index der AK Oberösterreich. „Sexuelle
Belästigung ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein Gewaltakt“, sagt
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Er fordert die Unternehmen auf,
ihre Fürsorgepflicht stärker als bisher wahrzunehmen.
Deutlich mehr als die Hälfte der Frauen hat bereits selbst
sexuelle Belästigung durch männliche Kollegen, Chefs oder Kunden zu
spüren bekommen. 38 Prozent der Arbeitnehmerinnen wurden mit
abfälligen Bemerkungen konfrontiert, 31 Prozent angestarrt oder
gemustert. Und zwölf Prozent erlitten körperliche Übergriffe – um ein
Drittel mehr als vor zwei Jahren.
„Sexuelle Belästigung ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein
brutaler Gewaltakt, der bei den Betroffenen großes Leid verursachen
kann. Es ist höchst an der Zeit, dass Betriebe ihre Fürsorgepflicht
stärker als bisher wahrnehmen und ihre weiblichen Beschäftigten vor
sexuellen Übergriffen schützen“, sagt AK-Präsident Dr. Johann
Kalliauer. Erfreulich ist aus seiner Sicht, dass die Frauen wissen,
wer ihnen zur Seite steht: „Fast zwei Drittel sehen die
Arbeiterkammer als jene Institution, die sich am stärksten für
berufliche Gleichstellung einsetzt.“
Alles in allem fühlen sich 28 Prozent der Frauen im Berufsleben
benachteiligt. Vier von zehn Frauen sagen, dass sie beim Lohn oder
Gehalt schlechter gestellt sind als ihre männlichen Kollegen. Knapp
30 Prozent fühlen sich bei Beförderungen und Karrieresprüngen sowie
bei Bewerbungen und Stellenvergaben diskriminiert, etwas mehr als 20
Prozent bei der Zuteilung und Übernahme verantwortungsvoller
Aufgaben.
Und auch im privaten Bereich ist alles beim Alten: Kinder und
Haushalt sind nach wie vor Frauensache. Frauen bringen dafür an einem
durchschnittlichen Wochentag 3,7 Stunden auf, Männer nur 1,7 Stunden.
Fast drei Viertel der Frauen schultern den Haushalt zumindest
großteils alleine. Halbe-halbe gibt es nicht einmal in jedem vierten
gemeinsamen Haushalt.
Genauer betrachtet wurde die Situation der rund 140.000
Pflegekräfte in Österreich. 83 Prozent von ihnen sind Frauen, mehr
als ein Drittel ist teilzeitbeschäftigt. Fast drei Viertel müssen
Mehrarbeit oder Überstunden leisten. Viele haben unregelmäßige
Arbeitszeiten: Mehr als die Hälfte arbeitet im Schicht- oder
Turnusdienst. 90 Prozent haben zumindest gelegentlich samstags
Dienst, 82 Prozent sonntags und 66 Prozent auch nachts. Darunter
leidet die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
Vier von fünf Pflegekräften sind voll und ganz der Überzeugung, in
der Arbeit etwas Sinnvolles zu tun – fast doppelt so viele wie im
Durchschnitt aller Berufe. Sechs von zehn tun sich zumindest manchmal
schwer, nach der Arbeit abzuschalten. Ein Drittel leidet unter
Zeitdruck, vier von zehn fühlen sich durch die Arbeit seelisch
belastet. Zwei Drittel klagen über körperliche Anstrengung und
dauernde hohe Konzentration. Ebenfalls zwei Drittel haben
Muskelverspannungen und Rückenschmerzen – acht von zehn führen diese
auf die Arbeit zurück. Auch Erschöpfung, Ermüdung und Schmerzen in
den Beinen werden überwiegend auf die anstrengende berufliche
Tätigkeit zurückgeführt. Ein Drittel geht auch krank zur Arbeit –
hauptsächlich aus Pflichtgefühl gegenüber den Kollegen/-innen.
Trotz der enormen Belastungen und zahlreichen Beschwerden sind
Pflegekräfte überdurchschnittlich zufrieden mit ihrer Arbeit. Ihr
Arbeitsklima Index liegt bei 110 Punkten und damit um zwei
Indexpunkte über dem Durchschnitt aller Branchen. Neun von zehn sind
mit ihrem Beruf alles in allem zufrieden, 84 Prozent würden wieder
bei ihrem Arbeitgeber anfangen.
Der Österreichische Arbeitsklima Index misst und beschreibt seit
21 Jahren vierteljährlich die wirtschaftlichen und sozialen
Entwicklungen aus Sicht der Arbeitnehmer/-innen. Alle Infos zum
Arbeitsklima Index, der von SORA und IFES im Auftrag der AK
Oberösterreich erhoben wird, finden Sie unter
[ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima]
(http://ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima)
Arbeiterkammer Oberösterreich, Kommunikation
Mag. Dominik Bittendorfer
+43 (0)50 6906-2191
dominik.bittendorfer@akooe.at
ooe.arbeiterkammer.at
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