
Vernachlässigte Krise: Kinder leiden unter Hunger und Gewalt
Neuer UNICEF-Bericht zur Krise in der Zentralafrikanischen Republik
Bangui/Genf/Wien (OTS) – Vor fünf Jahren sorgte ein Blutbad in der
Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, Bangui, weltweit für
Schlagzeilen. Seitdem hat sich die Situation für Kinder in einem der
ärmsten Länder der Welt kontinuierlich verschlechtert: Gewalt und
Hunger bestimmen ihren Alltag. Aber sowohl internationale
Aufmerksamkeit als auch finanzielle Unterstützung gibt es kaum. Das
UN-Kinderhilfswerk UNICEF nennt die Krise in der Zentralafrikanischen
Republik in einem heute veröffentlichten Bericht deshalb eine
„vernachlässigte Krise“.
Die Lage der Kinder ist verheerend: Rund zwei Drittel der Kinder –
1,5 Millionen – benötigen heute dringend humanitäre Hilfe. Jedes
vierte Kind musste in den vergangenen Jahren fliehen. Tausende
Mädchen und Buben wurden von bewaffneten Gruppen als Kindersoldaten
rekrutiert oder Opfer von sexueller Gewalt. UNICEF rechnet damit,
dass im kommenden Jahr über 43.000 Kinder unter fünf Jahren
lebensbedrohlich mangelernährt sein werden.
Die Zentralafrikanische Republik ist eines der ärmsten und am
wenigsten entwickelten Länder der Welt – und eines der gefährlichsten
für humanitäre Helfer, sagt Christine Muhinga, Leiterin von UNICEF in
der Zentralafrikanischen Republik. Die Zahl der Angriffe auf Helfer
hat sich vervierfacht: auf 294 allein in den ersten 8,5 Monaten von
2018 im Vergleich zu 67 im Jahr 2017.
Zwtl.: Angriffe auf Schulen und Notunterkünfte
Für die Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik sind
hauptsächlich rund ein Dutzend Milizen verantwortlich, die vier
Fünftel des Landes kontrollieren und um Viehwege und Bodenschätze wie
Diamanten, Gold und Uran kämpfen. Allerdings greifen sie dabei
häufiger Zivilisten an als gegnerische Gruppen. Auch
Gesundheitseinrichtungen, Schulen, Moscheen, Kirchen und
Notunterkünfte für geflüchtete Menschen sind nicht vor Angriffen
sicher.
Über eine Million Menschen sind vor der Gewalt aus ihren Häusern
geflohen. Mit Stand Ende September 2018 waren 643.000 Menschen – die
Hälfte von ihnen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren – innerhalb
des eigenen Landes auf der Flucht. Weitere 573.000 Menschen sind in
eines der Nachbarländer geflohen.
Durch die Vertreibung haben viele Familien, die als
Selbstversorger Felder bewirtschaftet haben, ihre Lebensgrundlage
verloren. In Verbindung mit sehr begrenztem Zugang zu sauberem
Wasser, sanitären Anlagen und Gesundheitsversorgung hat das zu einer
akuten Ernährungskrise für Kinder geführt. In 16 von 18
Flüchtlingscamps wurden alarmierend viele Fälle von
lebensbedrohlicher, schwerer akuter Mangelernährung registriert. Die
Situation der Kinder, die sich vor den Milizen verstecken, ist noch
schlechter.
Zwtl.: Eines der ärmsten Länder der Welt
Der Konflikt verschärft Mangel und Not in einem der ärmsten Länder
der Welt. Die Zentralafrikanische Republik hat die zweithöchste
Neugeborenensterblichkeitsrate der Welt (nach Pakistan) und eine der
höchsten Kinder- und Müttersterblichkeitsraten.
Fast die Hälfte der Bevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem
Trinkwasser, und nur drei von fünf Kindern schließen die Grundschule
ab. Im „Index der menschlichen Entwicklung“ (Human Development Index,
HDI) belegt die Zentralafrikanische Republik den vorletzten Rang (nur
noch gefolgt von Niger). Auf dem Welthungerindex steht das Land auf
Platz 119 von 119 mit einem extrem alarmierenden Ausmaß von Hunger.
Zwtl.: UNICEF-Hilfe in der Zentralafrikanischen Republik
Trotz der großen Herausforderungen und gefährlichen Bedingungen
für Helfer gelingt es UNICEF, eine große Zahl Kinder in der
Zentralafrikanischen Republik mit dem Nötigsten zu versorgen. So
stellt UNICEF fast die gesamte therapeutische Nahrung in dem Land zur
Verfügung, um schwer akut mangelernährte Kinder zu behandeln. UNICEF
unterstützt die Wasser- und Sanitärversorgung und stellt die Hälfte
aller Impfstoffe für Kinder zur Verfügung.
Darüber hinaus richtet UNICEF Notschulen ein, verteilt
Lernmaterial und kümmert sich um die Betreuung und
Wiedereingliederung von ehemaligen Kindersoldaten und Opfern von
sexueller Gewalt.
Wegen der geringen internationalen Aufmerksamkeit ist die
UNICEF-Hilfe in der Zentralafrikanischen Republik jedoch stark
unterfinanziert: Für das ablaufende Jahr steht bisher weniger als die
Hälfte der benötigten Mittel zur Verfügung. Die Kinder in der
Zentralafrikanischen Republik brauchen dringend Aufmerksamkeit und
Hilfe, und zwar jetzt und auf lange Sicht, sagt Christine Muhigana.
Zwtl.: UNICEF ruft zu Spenden auf:
Spendenkonto:
UNICEF Österreich
AT46 6000 0000 0151 6500
Stichwort: Nothilfe
Zwtl.: Service für Redaktionen
Der vollständige UNICEF-Report zur Krise in der
Zentralafrikanischen Republik „Crisis in the Central African
Republic. In a neglected emergency, children need aid, protection –
and a future“ (Englisch) sowie Fotos und Videos stehen zum Download
zur Verfügung: [https://weshare.unicef.org/Package/2AMZIFVCKL2Y]
(https://weshare.unicef.org/Package/2AMZIFVCKL2Y)
UNICEF Österreich, Martina Podeprel, podeprel@unicef.at +43 1 879 21 91-45
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