ELGA: Zug fährt in die richtige Richtung, ist aber noch nicht am Ziel

Wien (OTS) – Vor zehn Jahren wurde der Beschluss für die
elektronische Gesundheitsakte (ELGA) gefasst. „Spitalsärzte, die die
ELGA E-Befundung nutzen, können bis heute noch keine
Arbeitserleichterung feststellen“, sagt der Obmann der Bundeskurie
Angestellte Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer
(ÖÄK), Harald Mayer, am Donnerstag im Zuge einer Pressekonferenz.
„Ärzte verbringen nach wie vor mehr Zeit vor dem Computer, statt sich
ihren Patienten am Krankenbett widmen zu können.“ Eine Umfrage unter
Spitalsärzten zeige, dass 70 Prozent der befragten Ärzte ELGA bis
jetzt nicht als hilfreich wahrgenommen haben.

„Seit ELGA diskutiert und entwickelt wird, fordern wir einen
sinnvollen Einsatz und eine Erleichterung der
Informationsbeschaffung“, sagt Mayer. Im Mittelpunkt des Systems
müssten die Patienten sowie die Verbesserung ihrer ärztlichen
Behandlung stehen. Das Wohl der Patienten durch eine individuelle
ärztliche Begleitung beim Diagnose- und Therapieprozess sowie ein
ärztliches Gespräch müssten unterstützt werden.

Dr. Johannes Steinhart, ÖÄK-Vizepräsident und Obmann der Bundeskurie
Niedergelassene Ärzte: „Mit der Umsetzung der E-Medikation sind wir
bislang zufrieden. Viele Vorschläge von uns sind darin eingeflossen.“
In Zukunft erwarte sich Steinhart weiterhin eine mit der Ärzteschaft
eng abgestimmte Vorgehensweise in konstruktiver und
lösungsorientierter Atmosphäre, mit einem passenden
Finanzierungsplan. Beim E-Befund gebe es noch einige Probleme zu
lösen: „Wir erwarten uns in den kommenden Monaten und Jahren noch
einige Verbesserungen, bis alle gerechtfertigten Ansprüche von Ärzten
und Patienten erfüllt sind. Eine Suchfunktion ist für uns Ärzte
unabdingbar. Bis jetzt haben wir es mit einem Datenfriedhof zu tun,“
sagt Steinhart.

Zwtl.: Digitalisierung darf Arzt-Patienten-Verhältnis nicht gefährden

Beim weiteren Fortschreiten der Digitalisierung sei die Ärztekammer
als verlässlicher Partner dabei – wenn die Projekte sinnvoll seien,
den Patienten nützen und Ärzten die Arbeit erleichtern. „Nicht alles,
was als innovativ daherkommt, ist brauchbar, manches gefährdet das
Arzt-Patienten-Verhältnis oder bedroht die ärztliche
Freiberuflichkeit. Manche Technologien wollen Ärzte nicht
unterstützen, sondern ersetzen. Solchen Projekten werden wir
natürlich die Zustimmung sehr klar verweigern“, sagt der
ÖÄK-Vizepräsident.

Weitere Projekte sollen der Ärzteschaft erst dann empfohlen werden,
wenn die Einführung der E-Medikation in Wien im September 2019
ordentlich abgewickelt ist. „Wichtig ist dabei für uns, dass ein
klarer Nutzen für die Ärzte zu erkennen ist. Ein wesentlicher Schritt
dabei ist die Einführung der sogenannten „Patient summary“ über die
sich die ELGA-Betreiber Gedanken machen sollten, bis endlich ein
ausgereiftes Produkt vorliegt“, sagt Steinhart. Die „Patient
summary“, die sich vollautomatisch erstellen muss, ermöglicht dem
Arzt eine Übersicht über Diagnosen, Befunde und Krankheitsverläufe
sowie die wichtigsten Vitalparameter des Patienten. „Wenn die
‚Patient summary‘ ordentlich aufgesetzt und die bislang ungeklärte
Haftungsfrage endlich beantwortet ist, findet man in der Bundeskurie
Niedergelassene Ärzte einen Verbündeten“, sagt Steinhart. (aj/sb).

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