Neue Anwendungsmöglichkeiten für Photovoltaik in der Landwirtschaft

Gemeinsam gegen den Klimawandel: Enorme Potentiale der PV-Doppelnutzung für Landwirtschaft und Energiewende

Wien (OTS) – Bisher galt für Landwirtschaftsflächen: entweder
Nahrungsmittelproduktion oder Stromerzeugung mittels
Photovoltaikanlage (PV). Pilotprojekte zeigen jedoch, dass dies kein
Ausschluss mehr sein muss, denn innovative PV-Lösungen können
Energiewende und Landwirtschaft miteinander verknüpfen. Dies nahmen
die Landwirtschaftskammer Österreich (LK Österreich) und der
Bundesverband Photovoltaic Austria (PVA) zum Anlass, um einem breiten
Publikum den aktuellen Wissensstand relevanter
Forschungsinstitutionen und bereits umgesetzte Anwendungsbeispiele
sowohl für die extensive als auch für die intensive Bewirtschaftung
zu präsentieren und Synergiepotentiale zu beleuchten.

Zwtl.: Kopplung von Landwirtschaft und Stromproduktion ermöglicht
steigende Erträge

Wissenschaftler und Experten aus der Praxis zeigten auf, dass
Agrarphotovoltaik (Kopplung von Agrarwirtschaft und Photovoltaik) als
erfolgsversprechendes Modell gilt, um die Energiewende im ländlichen
Raum voranzutreiben. Neben den Chancen und Herausforderungen des
neuen Nutzungskonzepts wurden auch bereits bestehende aber auch
zukünftig neue technische Lösungen sowie die sozio-ökonomischen
Aspekte der Agrarphotovoltaik präsentiert. Die Vortragenden
verdeutlichten, dass bei einer kontinuierlichen technologischen
Weiterentwicklung der PV-Systeme und der Landtechnik sowie mit einer
entsprechenden Begleitforschung zu speziellen Fragestellungen des
Pflanzenbaus und der Tierhaltung mit Doppelnutzungskonzepten die
landwirtschaftliche Urproduktion erhalten bzw. sogar gesteigert
werden kann, die Landnutzungseffizienz erhöht wird und die
Energiewende gesamtgesellschaftlich sinnvoll gelingen kann.

Vera Immitzer, Generalsekretärin vom PVA: „Für das Ziel, bis 2030
ausschließlich erneuerbaren Strom zu produzieren, ist ein umfassender
Ausbau der Photovoltaik notwendig. Trotz hohem Dachpotenzial ist es
notwendig auch andere Flächen für die Solarstromproduktion zu nutzen.
Dank der mittlerweile ausgeklügelten Nutzungskonzepte, bringt der
Einsatz von PV-Anlagen auf Freiflachen vielfältige positive Effekte
auch für die Landwirtschaft und beinahe noch unerschlossene
Anwendungsmöglichkeiten. Dementsprechend muss die Betrachtung von
qualifizierten Freiflachen größere Bedeutung gewinnen und Anreize für
diese Flächen müssen geboten werden.“

Kasimir Nemestothy, Referatsleiter Energie in der LK Österreich,
unterstrich die immensen Herausforderungen, die durch die Klimakrise
bereits jetzt für die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in
Österreich entstehen. „Die Klimakatastrophe ist in unserem Sektor mit
voller Wucht angekommen. Immer extremere Witterungsverhältnisse
verursachen jährlich steigende Milliardenschäden, über Generationen
aufgebaute Landnutzungsformen und Infrastrukturen werden mit einem
Schlag zerstört. Nur wenn wir es schaffen, unsere Kräfte zu bündeln,
um gemeinsam alle erneuerbaren Energietechnologien optimal
weiterzuentwickeln, können wir die klimaschädlichen Emissionen aus
der Verbrennung fossiler Energieträger im notwendigen Ausmaß
reduzieren. Dazu müssen wir vorausdenken und neben
gebäudeintegrierten PV-Systemen auch neue Nutzungsmöglichkeiten
entwickeln. Die sichere Versorgung mit hochwertigen Nahrungsmitteln
und mit erneuerbarer Energie aus der Region ist eine starke
Triebkraft für unsere Bemühungen.“

Andreas Gronauer von der Universität für Bodenkultur Wien
berichtete in seinem Vortrag, dass „die globalen Herausforderungen im
Großen und die persönlichen Bedürfnisse des Einzelnen im Kleinen ein
langfristiges Miteinander zwischen Landwirtschaft, Energiewirtschaft
und Infrastrukturplanung im Rahmen eines gesamtgesellschaftlichen
Konsenses erfordern. Die Zweifachnutzung landwirtschaftlicher Flächen
durch Agrarphotovoltaik kann dazu einen Beitrag leisten, wenn die
langfristige Produktion von Lebensmitteln und der Naturraum auf dafür
geeigneten Flächen nicht eingeschränkt werden.“

Stephan Schindele vom Fraunhofer ISE betont, dass „bei der
Doppelnutzung weiterhin gewährleistet sein muss, dass die
landwirtschaftliche Hauptproduktion erhalten bleibt und die
PV-Stromerzeugung an die Anforderungen der Landwirtschaft angepasst
sein muss. Für den umfassenden Einsatz der Agrarphotovoltaik muss dem
Landwirt ein Nutzen an der Anlage geboten werden. Sei es durch eine
Pachtvergütung für die genutzte Fläche, die Möglichkeit zur
Stromeigenerzeugung oder eine umfassende Beteiligung am gesamthaften
Nutzungskonzept. Für eine ganzheitliche Kopplung der Agrarwirtschaft
und Photovoltaik sind Forschung und Innovationen vor allem auch auf
dem Markt zu erproben.“ Auch gibt es eine historische Betrachtung der
Doppelnutzung: „Landwirte waren bereits in der Vergangenheit unsere
Energieversorger indem sie Futtermittel für Ochsen- und
Pferdegespanne sowie heutzutage E5 und Biodiesel-Kraftstoffe erzeugt
haben. Wenn es die Politik zulässt, können Landwirte durch
Doppelnutzung ihrer Agrarflächen in Zukunft beides: ihrer Kernaufgabe
der Nahrungsmittelproduktion gerecht werden und zusätzlich durch die
Bereitstellung von Solarstrom einen Beitrag zum Ausbau der
Elektromobilität leisten“, so Schindele.

Durch das neue Nutzungskonzept ergeben sich auch spezielle
Anforderungen an die PV-Technologie. Christoph Mayr, vom AIT Austrian
Institute of Technology, stellte Innovationen im PV-Bereich vor, die
bereits vorhanden sind, um dem Einsatz am Feld zu entsprechen. „Die
PV-Anlage kann an die Anforderungen der jeweiligen
Pflanzenbewirtschaftung angepasst werden, sei es bei
Licht-/Schattenbedarf oder einer gezielten Selektion des
Lichtspektrums. Auf Grund der unterschiedlichen Anforderungen der
Projekte ist die geeignete Technologiewahl entscheidend. Nicht nur
die Auswahl der Pflanzen wird an die Technologie angepasst, sondern
auch die Technologie ist im Stande sich den Erfordernissen der
Pflanzen anzupassen. Dafür ist aber noch einiges an Forschung und
Entwicklung notwendig, um das Wechselspiel zwischen Photovoltaik und
darunterliegende Anwendungen zu optimieren und großflächige
Umsetzungen zu ermöglichen.“, so Mayr.

Nobert Miesenberger und Martin Fleischanderl von Helios
Sonnenstrom berichteten von deren Erfahrungen bei bereits
realisierten Agrarphotovoltaik-Projekten. Unter den PV-Anlagen wurde
u.a. die Haltung verschiedener Tierarten wie Schafe, Hühner und
Ziegen erprobt. Fleischanderl teilte seine Erfahrungen mit der
Tierwelt: „Werden Tiere und PV-Anlagen auf der gleichen Fläche
gemeinsam gehalten bzw. genutzt, müssen die Eigenschaften der
Tierarten, im speziellen der unterschiedlichen Rassen, mitbedacht
werden. Ziegen bspw. eignen sich nicht gut, da sie gerne auf die
Module klettern. Auch bei der Wahl der Schafe müssen die
Eigenschaften der einzelnen Rassen beachtet werden. Hühner sind hier
wesentlich geeigneter.“ Miesenberger ergänzt: „Die regionale
Stromproduktion muss auch die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung
schaffen, um die ansässige Bevölkerung miteinzubeziehen. Die
Akzeptanz in der dort lebenden Bevölkerung muss erarbeitet werden und
leistet einen essenziellen Beitrag zum Gelingen der einzelnen
Projekte.“

Alle Unterlagen finden Sie unter:
[www.pvaustria.at/pvdoppelnutzenlw]
(http://www.pvaustria.at/pvdoppelnutzenlw)

Bundesverband Photovoltaic Austria
Judith Pospischil
Neustiftgasse 115A/19, 1070 Wien
Telefon +43 (0)1 522 35 81
office@pvaustria.at
www.pvaustria.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender