Kinder- und Jugendbuchpreise 2018 verliehen

Wien (OTS/RK) – Die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler
überreichte erstmals die Auszeichnungen den heimischen Autorinnen und
Autoren.

Heute, Donnerstag ging es im Stadtsenatssitzungssaal des Wiener
Rathauses wieder um Lesekompetenz und Literatur aus Wien, konkret um
neu erschienene, wertvolle Kinder- und Jugendbücher österreichischer
Autorinnen und Autoren. Die Stadt Wien vergibt jährlich diese
Auszeichnungen, die Dotation wird ab 2019 nun erhöht.

Die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler erinnerte in
ihrer Begrüßungsrede an den ersten Jugendbuchpreis, der 1954 an Karl
Bruckner für „Giovanna und der Sumpf“ verliehen worden sei. Sie
zeigte sich erfreut, dass in den prämierten Büchern von heuer das
Erwachsenwerden Jugendlicher im Vordergrund stehe: „Gerade für ein
adoleszentes Publikum stellt die Lektüre den Erwerb von Souveränität
und Autonomie dar, über Identifikationsfiguren entdecken sie Seiten
der eigenen Persönlichkeitsstruktur, die in den ausgezeichneten
Büchern ungewöhnlich beleuchtet und beantwortet werden.“ Der Kinder-
und Jugendbuchpreis sei zugleich Schnittstelle von Literatur und
Kunst, denn nicht nur der Text sei entscheidend auch die Aufmachung.
Kaup-Hasler fand auch anerkennende Worte für die herausfordernde
Arbeit der Jury, die „durch besonderes Engagement, Fachwissen,
sorgfältige und gewissenhafte Vorbereitung“ rund 50 Kinder- und
Jugendbücher gelesen und entschieden habe.

Zwtl.: Illustrationspreis für Schimmelpilz

Die Laudatorin Heidi Lexe stimmte zu, dass die Auswahl an „vielen
guten Werken hart erkämpft wurde, die Preis-Bücher uns
herausforderten und die Jury am meisten berührt“ hätten. Sie stellte
zuerst das erzählende Sachbuch „Susi Schimmel. Vom Verfaulen und
Vegammeln“ von Leonora Leitl vor, das im Tyrolia Verlag erschienen
ist. Die Autorin ist zugleich Illustratorin, die mit der kunstvollen
„Schwammtupf-Technik den Schimmelpilz Susi von den Plänen zur
Weltherrschaft abhalten möchte“. Die Leserinnen und Leser erfahren
dabei wie nebenbei in wissenschaftlich sachlichen Fußnoten alles über
„die düstere gesundheitsgefährdende Wirkung“ von Schimmelpilz und wo
er sich verbergen kann. Aber auch wie köstlich Schimmelkäse schmecken
kann.

So vielseitig Schimmelpilz ist, noch vielschichtiger kann das Ich
sein, vor allem bei Heranwachsenden. Einigen daraus resultierenden
Fragen Jugendlicher widmet sich Sarah Michaela Orlovsky im Buch
„ich#wasimmerdasauchheißenmag“, erschienen im Tyrolia Verlag. Die
Erzählerin Nono ist darin auf der Suche nach dem Ich, nachdem sich
unerwartet ein Baby in der Familie angekündigt hat. Sie muss mit der
schwangeren Mutter fertig werden und mit ihrer neuen Stellung in der
Familie. Der Hashtag im Titel weist „einerseits auf das
Ordnungselement für Themen hin und auch auf die transmediale
Erzählform, mit der die Lektüre in die digitale Medienwelt
eindringt“, so Lexe. Nono macht Selbsttests mittels unterhaltsamer
Fragebögen für Leserinnen und Leser, versucht gegen das
Mamamagnetfeld anzukommen, das fix um Nonos Stimmungen kreist.
Sprachlich kreative Experimente, Mails, Gedichte und lexikalische
Einträge versuchen den vielschichtigen Gefühlsebenen Heranwachsender
Ausdruck zu verleihen.

Zwtl.: Kompliziertes Machtgefüge zwischen Leben und Tod

Bereits ein Routinier bei den Kinder- und Jugendbuchpreisen ist
Michael Roher, der diesmal für „Tintenblaue Kreise“ im Luftschacht
Verlag ausgezeichnet wurde. Seine Geschichte handelt von „Leguan“,
einem Ort, der eine „Kunst- und Unfug-Zimmerhöhle“ einer 11-Jährigen
meint und ebenso das gemütliche Café ihrer Eltern im Erdgeschoß.
Protagonistin Sabine will Tätowiererin werden und malt einem der
„liebenswert verschrobenen Stammgäste mit einem Kuli tintenblaue
Kreise auf den Unterarm“. Bis dessen dreijähriger Sohn eine
Herzoperation hat und niemand weiß, ob er es überlebt. In diese Zeit
voll Gedanken um Leben und Tod, tritt ein liebevoller Mitschüler in
Sabines Leben.

Zwtl.: Rechte von Kindern und Jugendlichen stärken

Lilly Axster erhielt einen der Preise für „Die Stadt war nie
wach“, im Zaglossus Verlag für Jugendliche ab 14 Jahren. Sie greift
brisante Themen auf, etwa junge Verliebtheit, Schwangerschaft und
sexuellen Missbrauch durch einen Vertrauenslehrer. Axster beschreibt
dies in ineinander verflochtenen Beziehungen zwischen fünf
Jugendlichen, ihren Eltern und der Schule. Schweigen sei jedenfalls
keine Lösung und nur gemeinsam bekommen die Fünf Unterstützung. Heidi
Lexe bezeichnet das Buch als „Perspektivierung mit Zeigecharakter in
dem richtig oder falsch eine Frage des Handelns ist“. Die Geschichte
beginnt mit einer Party und endet mit einem Besuch bei der Kinder-
und Jugendanwaltschaft.

Wie wichtig Lilly Axster Kinder- und Jugendrechte sind, wird auch
in ihrer schwungvollen und berührenden Dankesrede bewusst, in der sie
aus dem Buch „Die größere Hoffnung“ von Ilse Aichinger aus dem Jahr
1948 zitiert. Kinder hätten ein Recht auf „Klarheit über das was war
und das was ist.“ Sie forderte dazu auf, mit diesen Buchpreisen
stellvertretend die Kinder und Jugendlichen dieser Stadt
auszuzeichnen, „die beharrlich ihr Ich suchen, trotz der Angriffe auf
ihre Kultur und Sprache stolz auf sich“ sein würden. „Geben wir ihnen
Lesekompetenz, Raum und Papier“.

Zwtl.: Kinder- und Jugendbuchpreise 2019

Die Auszeichnungen berechtigen die Verlage, die prämierten Werke
mit dem Logo „Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien, 2018“ zu
versehen. Die Bewerbungen können wie jedes Jahr durch die Autorinnen
und Autoren bzw. die Verlegerinnen und Verleger bis 31. Mai 2019 an
die Kulturabteilung (MA 7), Literaturreferat übermittelt werden.
www.kultur.wien.at

(Schluss) heb

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