
Sacharow-Preisverleihung: Ukrainischer Filmemacher Oleh Senzow geehrt
Wien (OTS) – Oleh Senzow konnte den Menschenrechtspreis am 12.
Dezember im Europäischen Parlament nicht persönlich entgegennehmen,
da er in Sibirien im Gefängnis verweilt und eine 20-jährige
Haftstrafe wegen des Vorwurfs der „Planung terroristischer
Handlungen“ gegen das auf der Krim faktisch herrschende Regime
Russlands verbüßt.
Seine Cousine Natalya Kaplan und sein Anwalt Dmitriy Dinze vertraten
ihn bei der feierlichen Sitzung im Plenarsaal in Straßburg.
Bei der Verleihung des Preises sagte Parlamentspräsident Antonio
Tajani: „Oleh Senzow wurde für seinen friedlichen Protest gegen die
illegale Besetzung der Krim, wo er auch geboren wurde, nominiert.
Auch für seinen Mut, seine Entschlossenheit und seine Überzeugungen
zur Unterstützung der Menschenwürde, der Demokratie, der
Rechtsstaatlichkeit und der Menschenrechte. Das sind die Werte, auf
denen unsere Europäische Union aufbaut, noch mehr nach dem
schrecklichen Anschlag von gestern – Werte, die dieses Parlament
schätzt, erhält und fördert“.
„Senzows Hungerstreik und seine mutige öffentliche Haltung machten
ihn zu einem Symbol des Kampfes für die Freilassung der in Russland
und auf der ganzen Welt festgehaltenen politischen Gefangenen“, fügte
er hinzu. Tajani wies darauf hin, dass die Verleihung vor dem
Hintergrund ernsthafter Spannungen zwischen Russland und der Ukraine
stattfinde, und forderte eine Deeskalation der Situation und
bekräftigte die Unterstützung für die territoriale Integrität der
Ukraine.
Er forderte die sofortige und bedingungslose Freilassung von Senzow
und allen anderen illegal inhaftierten ukrainischen Bürgern in
Russland und auf der Halbinsel Krim sowie von anderen inhaftierten
Preisträgern: „Der Sacharow-Preis ist nicht nur eine Auszeichnung. Er
ist eine Verpflichtung. Und wir stehen weiterhin zu unseren
Preisträgern.“
Bei der Entgegennahme des Preises beschrieb Natalya Kaplan sehr
anschaulich Senzows Leben, seine Handlungen während der Annexion der
Krim und die Folterungen und Schläge, die er erlitten hatte, als er
verhaftet und für Verbrechen verurteilt wurde, die er nicht begangen
hat. „Oleh ist ein Mensch, der nicht aufgeben kann und einfach nur
ruhig abwartet. Er ist von Natur aus ein Kämpfer.“
Was seinen Hungerstreik für die Freilassung aller ukrainischen
politischen Gefangenen betrifft, so sagte sie: „Während seines
145-tägigen Hungerstreiks wurde kein einziger politischer Gefangener
freigelassen, aber das bedeutet nicht, dass er verloren hat. Dank
seiner Tat sprach die ganze Welt über die russische Repression – das
ist ein Sieg.“
Abschließend las sie eine Botschaft von Oleh Senzow selbst vor, die
so begann: „Ich kann in diesem Saal nicht anwesend sein, aber Sie
können meine Worte hören. Selbst wenn jemand anderes sie sagt, sind
Worte das wichtigste Werkzeug eines Menschen und oft auch sein
einziges, besonders wenn ihm alles andere genommen wurde.“
Parlamentspräsident Tajani begrüßte auch die Eltern des inhaftierten
Sacharow-Preis-Finalisten 2018, Nasser Zefzafi, und Vertreter der elf
NGOs, die Leben im Mittelmeer retten und ebenfalls unter den
Finalisten waren.
Zum 30-jährigen Bestehen des Sacharow-Preises sagte Tajani: „Diese
Auszeichnung hat Einzelpersonen und Organisationen aus der ganzen
Welt unterstützt, die sich uneingeschränkt für soziale Gerechtigkeit
einsetzen, oft unter großen persönlichen Risiken.“
„Fünf Sacharow-Preisträger erhielten anschließend den
Friedensnobelpreis“, fügte er hinzu, darunter Dr. Denis Mukwege und
Nadia Murad, die 2018 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet
wurden.
Hintergrund
Am 25. Oktober hatte Parlamentspräsident Antonio Tajani verkündet,
dass der Sacharow-Preis für geistige Freiheit 2018 an Oleh Senzow
verliehen werde.
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