Oö. Volksblatt: „Porzellan zerschlagen“ (von Markus EBERT)

Ausgabe vom 21. Februar 2019

Linz (OTS) – Man kann die Sache natürlich so einfach gestrickt anlegen wie SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch: „Ein ganzer gesetzlicher Feiertag für Alle ist die einzig faire Lösung“, sagte er gestern in Sachen Karfreitags-Regelung. Tatsächlich wäre das dann eine Lösung, wenn alle österreichischen Arbeitnehmer evangelische Christen, Altkatholiken oder Methodisten wären — ausschließlich ihnen nämlich steht der Karfreitag als Feiertag zu.
Auf die Idee, bei Angehörigen dieser Glaubensgemeinschaften religiöse Gefühle zu verletzen, weil ihr „besonderer“ Tag verallgemeinert werden soll, kommt Muchitsch gar nicht. Dafür verdeutlicht der SPÖ-Gewerkschafter sehr exemplarisch, wie wenig es den unzähligen „Stakeholdern“ in dieser Debatte um die Frage der Religionsausübung geht. Wenn FPÖ-Minister Norbert Hofer als Protestant meint, es gebe ja auch die Möglichkeit, einen Abendgottesdienst zu besuchen, dann könnte man ihm mit den Worten des Generalvikars der Altkatholischen Kirche, Martin Eisenbraun, antworten: „Das Wesen eines Feiertags ist ein ganzer Tag zum Feiern. Die Feier geht weit über den Gottesdienstbesuch hinaus.“
Wenn schon die rechtliche Lösung der Karfreitagsfrage so schwierig ist, dann sollte wenigstens nicht auch noch in Fragen der Religionsausübung Porzellan zerschlagen werden.

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