Tipping Point Talk 01: IDENTITY mit Francis Fukuyama bei der ERSTE Stiftung

Hochkarätige Diskussion mit Bundespräsident Van der Bellen und internationalen ExpertInnen

Wien (OTS) – Gestern, 7. März, sprach Francis Fukuyama beim ersten „Tipping Point Talk“ der ERSTE Stiftung über „Identity Politics – The Demand for Dignity and the Nation State’s Future“. Der bekannte Politikwissenschafter ist mit seinem neuen Buch „Identität“ weltweit im Gespräch. Boris Marte leitete den Abend ein mit der Frage, wo die von Emmanuel Levinas eingeforderte „Verantwortung für den Anderen“ im heutigen Europa geblieben sei.

Fukuyama begann seinen Vortrag mit einer Analyse der globalen Krise der Demokratie, die von nationalistischen Populisten ausgehe; er verortete diese insbesondere seit dem Jahr 2016 mit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und der Brexit-Abstimmung. „Die Wurzeln der aktuellen Identitätspolitik liegen in den liberalen Demokratien im 20. Jahrhundert in den 1960er-Jahren, als soziale Bewegungen die Gleichberechtigung von benachteiligten Minderheiten anstrebten. Der politische Fokus linksgerichteter Parteien verschob sich weg vom klassischen weißen Proletariat, in der Folge verloren etwa die Demokraten deren Stimmen sukzessive an die Republikaner oder die Französischen Kommunisten an die Front National.“ Demokratie selbst sei für Fukuyama ein Ausdruck von Würde, während autoritäre Regime die Würde ihrer BürgerInnen nicht respektierten. Heute vereine die Angst, dass Immigration die nationale Identität unterminiere, alle populistischen Bewegungen, was in vielen Ländern eine Gefahr für liberale Demokratien darstelle.

Gäste im Diskurs über Zukunft der liberalen Demokratie

Bundespräsident Van der Bellen erklärte: „Im Weltmaßstab sind alle Staaten Europas klein. Nationalismus und Populismus können zu einer Verzwergung der europäischen Staaten führen. Damit wir auf der Weltbühne bestehen können, muss Europa effizienter und weltpolitikfähig werden. Dazu brauchen wir transnationale Institutionen, um die gemeinsamen Interessen der europäischen Staaten zu bündeln. Zum Glück haben wir sie mit der EU schon.“ Inhaltlich abgerundet wurde die Veranstaltung von einer lebhaften Diskussion der beiden mit der der EU-Diplomatin Julia De Clerck-Sachsse, dem Politikwissenschafter Ivan Krastev und der Philosophin Karolina Wigura, moderiert von Almut Möller (European Council on Foreign Relations).

Krastev benannte spezifischen Ängste, die auch reflektiert werden sollten: „Bisher haben alle immer die liberale Demokratie, den Westen, versucht zu imitieren. Nun sagen uns einige mittel- und osteuropäische Länder plötzlich: wir haben keine Lust mehr. Ja mehr noch, Ihr werdet künftig uns imitieren!“ De Clerck-Sachsse erklärte:
„Angesichts der rapiden globalen Veränderungen fühlen sich heute viele Menschen bedroht. Deshalb arbeiten wir an einem Europa, das uns Sicherheit und Zuversicht gibt, indem wir unsere demokratischen Werte denen gegenüber verteidigen, die unsere Freiheit bedrohen, und indem wir politische Lösungen finden, die uns nach vorne blicken lassen, wie zum Beispiel zum Klimaschutz.“ Auch Wigura plädierte für Zuversicht: „Die liberale Demokratie braucht heute Hoffnung in der Art und Intensität wie sie 1989 nach dem Fall des Eisernen Vorhangs bestanden hat.“

ERSTE Stiftung Vorstand Boris Marte und Erste Group CEO Andreas Treichl konnten als Gastgeber mehr als 400 Persönlichkeiten aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Bildung, Politik und Medien begrüßen. Im Rahmen eines internationalen Medienseminars in Kooperation mit der Austria Presse Agentur nahmen auch VertreterInnen von Nachrichtenagenturen aus sieben Ländern Zentral- und Osteuropas an dem Event teil.

Ein Mitschnitt der Veranstaltung ist online via
[https://erstestiftung.streaming.at/20190307]
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Die Veranstaltungsreihe „Tipping Point Talks“ mit vier hochkarätigen Diskussionen ist der Beitrag der ERSTE Stiftung zum Jubiläum 200 Jahre Sparkassen im Jahr 2019 in Österreich. Der 2. „Tipping Point Talk“ wird am 9. Mai mit dem Historiker Timothy Snyder zum Auftakt der Wiener Festwochen stattfinden. Als Kuratorin der Reihe fungiert Verena Ringler.

Über die ERSTE Stiftung:

Als Hauptaktionärin der Erste Group sichert die ERSTE Stiftung die unabhängige Zukunft eines der größten Finanzdienstleister in Zentral-, Ost- und Südosteuropa. Als österreichische Sparkassenstiftung engagiert sich die Stiftung für das Gemeinwohl und investiert Teile ihrer Dividende in die Region, in der die Erste Group tätig ist. Unsere Ziele sind die Stärkung der Zivilgesellschaft, die Förderung von sozial benachteiligten Gruppen und die Förderung der zeitgenössischen Kultur in Europa.

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