Börsen-Zeitung: Grünes Oranje / Kommentar zum Erfolg von staatlichen Green Bonds von Kai Johannsen

Frankfurt (ots) – Oranje ist jetzt das neue Grün. Das Königreich der Niederlande ist seit diesen Tagen nun das jüngste Mitglied im derzeit noch recht elitären Club der Emittenten grüner Staatsanleihen auf der Ebene der Zentralstaaten. Die Green-Bond-Community hat dem Debütanten einen ausgesprochen herzlichen Empfang bereitet. Anders lässt sich der Auftritt nicht einordnen. Das 20 Jahre (Fälligkeit Januar 2040) laufende grüne Wertpapier ging mit einer Spread-Vorgabe von 18 bis 21 Basispunkten (BP) über der bis Juli 2040 laufenden Bundesanleihe in die Vermarktung bei den Investoren, und zwar morgens um 10 Uhr. Nun ist bekannt, dass grüne, soziale und nachhaltige Anleihen den Zeitgeist treffen; Investoren stehen Schlange, um ihre Orders abzuliefern.

Aber den Erfolg der Niederländer muss man sich mal im Detail vor Augen führen. Nach gerade einmal 7 Minuten – in Worten sieben – hatten die Niederländer ein Orderbuch von mehr als 10 Mrd. Euro zusammen. Nach 18 Minuten – in Worten achtzehn – waren es mehr als 15 Mrd. Euro. Nach 45 Minuten konnten die Schuldenmanager des Königreiches die Spread-Vorgabe auf 18 bis 19 BP zurücknehmen – Spread-Einkürzungen sind für gewöhnlich ein Zeichen für eine gute Nachfrage seitens der Investoren. Nach noch nicht einmal zwei Stunden, also um 11.45 Uhr, machten die Niederländer den Sack dann zu, sie schlossen das Orderbuch beim Stand von rund 21,2 Mrd. Euro. Exakt 5,985004 Mrd. Euro teilten sie den Investoren zu, das heißt, das war das Bondvolumen. Selbstredend, dass der Bond zum Spread von 18 BP an die Anleger ging. Das entsprach einer Rendite von 0,557 %. Der Kupon liegt bei 0,50 %.

Für gewöhnlich wählen Emittenten und damit auch Staaten bei einer Innovation das Syndikatsverfahren, um das neue Papier an den Markt zu bringen. Über platzierungsstarke Banken soll eine erfolgreiche Transaktion sichergestellt werden. Bei Green Bonds ist das wohl nicht mehr notwendig. Die Niederländer mandatierten kein Bankensyndikat – so wie es bisher alle anderen Staaten bei ihren ersten Green Bonds gemacht haben. Sie brachten ihr Erstlingswerk – wie alle anderen Anleihen des Landes auch – im Wege der Auktion an den Markt. Und es gab sogar noch ein kleines Extra für die grünen Investoren. Wer sich nachweislich als grüner Investor klassifizierte – und das sollen immerhin 32 gewesen sein -, der konnte von dem grünen Bond noch 10 % mehr bekommen, auf 50 Mill. Euro Order also 55 Mill. Euro Zuteilung. Grün hat sozusagen Vorfahrt. Das zog offenkundig. Rund 83 % aller Gebote, so die niederländische Schuldenagentur DSTA (Dutch State Treasury Agency), kamen von solchen grünen Investoren. Den grünen Bond wollen die Niederländer auf rund 10 Mrd. Euro aufstocken.

Auf der Ebene der Zentralstaaten besteht der Club der Green-Bond-Emittenten nun aus fünf Mitgliedern: Polen, Frankreich, Belgien, Irland und nun den Niederlanden. Aus der jüngsten Transaktion der Niederländer lassen sich drei Signale vernehmen. Erstens: Die Nachfrage nach grünen Bonds ist ungebrochen hoch. Über Platzierungsschwierigkeiten brauchen sich Emittenten keinerlei Sorgen zu machen. Das unterstreicht auch, dass der Bond problemlos im Wege der Auktion untergebracht werden konnte. Zweitens: Der grüne Oranje-Bond war der erste seiner Art eines Triple-A-Staats. Und die Kombination aus Triple-A, grünem Commitment und solidem angestammten Marktauftritt verspricht offenbar einen großen Erfolg. Das ist für andere Emittenten richtungsweisend und führt zu Punkt drei. Der Auftritt der Niederländer im Markt der grünen Bonds zeigt dem nächsten Emittenten aus der Liga der Top-Bonitäten, wohin die Reise dann gehen wird.

Vor einigen Tagen hat der Bund angekündigt, dass er Pläne für die erste grüne Bundesanleihe in der Schublade hat (vgl. BZ vom 10. Mai). Zur Anwendung soll eine Innovation kommen, die ihren geistigen Ursprung im skandinavischen Raum, das heißt im Königreich Dänemark hat, die dem Green-Bond-Club darüber ebenfalls beitreten wollen. Der Bund wird sich angesichts dieser Marktverfassung und dieser Investorenresonanz wohl kaum Gedanken darüber machen müssen, ob hinter die Erfolgsaussichten seiner grünen “Bunds” ein Fragezeichen zu setzen ist. Mit dem Etikett “Benchmark-Emittent der Eurozone” um den Hals werden die grünen Bundesanleihen ein Selbstläufer. Und bei den Konditionen ist der Weg dann ebenfalls vorgezeichnet: Unter den Niederlanden auf jeden Fall und unter den herkömmlichen nichtgrünen Bundestiteln ebenfalls.

(Börsen-Zeitung, 25.05.2019)

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