Kocevar: Sexistisches Verhalten des Retzer Bürgermeisters untragbar

SPÖ NÖ erwartet sich Stellungnahme der Landeshauptfrau

St. Pölten (OTS) – „Wenn der Bürgermeister von Retz sich bemüßigt fühlt, vor der SPÖ-Stadträtin Elisabeth Germann seine Hose zu öffnen, damit er ihr – ungefragt und ungewollt – seine Unterhose zeigen kann, dann muss man sich schon fragen, was er sich davon erwartet: Wollte er sie schockieren? Hätte das gar ein Angebot sein sollen?“, fragt SPÖ NÖ Landesgeschäftsführer Wolfgang Kocevar zum offenen Brief der Stadträtin, der gestern auch an die ÖVP NÖ Landesparteiobfrau, LH Mikl-Leitner gegangen ist. Sicher sei, dass – egal welche Absichten Helmut Koch hatte – diese sprichwörtlich in die Hose gegangen seien.

„Ein derartiges Verhalten ist ungeheuerlich und ein gesellschaftlicher Rückschritt in einer Zeit, in der sich Frauen und Männer als gleichberechtigt begegnen sollten. Dazu gehört für mich auch ein respektvoller Umgang – erst recht in der Politik, die eine Vorbildfunktion einnehmen sollte“, sagt Kocevar, der selbst Bürgermeister in einer mehr als 10.000-EinwohnerInnen-Gemeinde ist:
„Für mich zeugt es von mangelndem Problembewusstsein und einem steinzeitlichen Verhalten gegenüber Frauen bei Bürgermeister Koch, wenn er mit dieser Aktion im Stadtrat und am Stammtisch meint, herumprahlen zu müssen.“

Die SPÖ NÖ erwartet sich eine Stellungnahme der ÖVP NÖ Parteiobfrau, LH Mikl-Leitner und den Rücktritt des Bürgermeisters. Gerade sie als Frau sollte in dieser Angelegenheit sensibel agieren, sagt Kocevar. „Es ist ein Problem von Sexismus und fehlender Gleichberechtigung in einem von der konservativen ÖVP dominierten Bundesland. Sie sollte diese Ereignisse zum Anlass nehmen, um in Niederösterreich eine Offensive gegen Sexismus und für mehr Frauen in politischen Spitzenpositionen zu starten. Das könnte zu einem Vorbild für ganz Österreich werden“, fordert Kocevar Mikl-Leitner zum Handeln auf.

Zur Info: Offener Brief der Stadträtin Elisabeth Germann vom 18. Juli

Offener Brief an NÖ Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner
Retzer SPÖ STR Elisabeth Germann: Parteiausschluss für Retzer ÖVP-Bürgermeister Helmut Koch gefordert

Sehr geehrte Frau Landeshauptfrau!
Ihr Landesgeschäftsführer hat in einem offenen Brief an die SPÖ angeführt, dass die ÖVP NÖ einen guten politischen Stil pflegt und auch gegenüber Mitbewerbern verbindlich im Ton ist, auf An- und Untergriffe sowie unlautere Praktiken verzichtet.

Ich denke wir sind einer Meinung, dass zu einem guten politischen Stil auch ein guter persönlicher Stil, vor allem auch gute Umgangsformen gehören. ÖVP-Bürgermeister Koch hat mir gegenüber die Grenzen des guten Anstands weit überschritten.

Am 18. Juni 2019 hat die Volksschuldirektorin um ca. 9:00 Uhr Bürgermeister Koch und mich, als Vorsitzende der Volksschulgemeinde, zu einem Termin eingeladen. Auf die Frage der Direktorin, ob jemand Kaffee möchte, hat Bürgermeister Koch geantwortet, selbstverständlich schwarz, er sei schwarz bis ins Innerste, er habe sogar schwarzes Blut und schwarze Unterhosen an. Dann hat er die Hose geöffnet bis seine Unterhose sichtbar war und gesagt, ach schau heute ist sie gestreift. In diesem Moment war ich nur schockiert und sprachlos. Als ich ihn dann einige Tage danach in der Stadtratsitzung angesprochen und eine Entschuldigung gefordert habe, hat er zwar alles, wie beschrieben vor Zeugen bestätigt, sich aber nicht entschuldigt. Ganz im Gegenteil, er ist dann, wie mir berichtet wurde, ins Wirtshaus gegangen und hat sich über mich auch noch lustig gemacht.

Halten Sie es für einen ÖVP Bürgermeister angebracht sich so zu verhalten? Dies war nicht das erste Mal, dass mich Bürgermeister Koch schlecht behandelt hat, aber er ist noch nie so weit gegangen, sprichwörtlich seine Hosen runter zu lassen.

Ich appelliere an Sie als Frau sich eindeutig zu distanzieren und solche Umgangsformen in Ihrer Partei nicht zu akzeptieren. Solange dies ohne Konsequenzen bleibt, wird es immer wieder vorkommen, dass Frauen schlecht behandelt werden.

Ich spreche bewusst nicht von sexueller Belästigung, da ich weiß, dass dies einen Straftatbestand implizieren würde, was hier nicht der Fall ist. Aber ich spreche von Ungeheuerlichkeiten und sexistischen Umgangsformen, die für niemanden und schon gar nicht eines Politikers würdig sind.
So wie Ihr Landesgeschäftsführer fordere ich im Sinne eines fairen politischen Wettbewerbs, der politischen Kultur in Niederösterreich und in Österreich Sie auf, gegenüber dem Retzer ÖVP Bürgermeister Helmut Koch die Konsequenzen zu ziehen und ihn aus der Österreichischen Volkspartei auszuschließen. Ohne angemessene Folgen machen Sie sich mitverantwortlich.
Mit besten Grüßen und in Erwartung einer baldigen Antwort

Elisabeth Germann
Stadträtin

SPÖ Niederösterreich
Mag. Gabriele Strahberger
Pressesprecherin
0664/8304512
gabriele.strahberger@spoe.at
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