Allg. Zeitung Mainz: Der Stachel / Andreas Härtel zu Hongkong

Mainz (ots) – Der Konflikt in Hongkong schwelt seit Jahren. Und er ist immer noch weit von einer Lösung entfernt. Das hat Gründe, die tiefer liegen als allein im Streit zwischen der Sonderverwaltungszone und der fernen Zentralregierung. Die regierende KP muss in der Stadt am Südchinesischen Meer ihre gesamte Macht im ganzen Land verteidigen. Schließlich ist Hongkong ein Stachel der Freiheit im Fleisch des Systems. An den Demonstranten in den Straßenschluchten der Stadt lässt sich ablesen, wie sich alle Chinesen verhalten könnten, wenn sie nicht ständig dem absurden Unterdrückungsapparat der KP ausgesetzt wären. Dieser Überwachungsmanie, der Gehirnwäsche, dem sogenannten Sozialpunktesystem für linientreue und brave Bürger. Die Hongkonger machen sich ihre eigenen Gedanken, genießen ihre Freiheit – und fordern diese notfalls lautstark ein. Wenigstens so lange, wie sie ihnen garantiert worden ist, bis ins Jahr 2047. Die Herrschenden in Peking sind nun in einem Dilemma. Machen sie zu viele Zugeständnisse, könnten auch anderswo neue Freiheiten eingefordert werden. Schlagen sie die Demonstrationen nieder, werden aber wohl ebenfalls weitere Proteste die Folge sein. Für die Diplomatie indes ist der Fall klar: Die Welt muss weiter ein Auge auf die Entwicklung haben – auf dass den Demonstranten ein schlimmes Schicksal erspart bleibt. Der Protest aus Peking gegen das Treffen von Außenminister Heiko Maas mit Joshua Wong war auch in dieser Aggressivität erwartbar. Er demonstriert, wie nah dem Regime der Protest geht. Doch: Wer seine Freiheit verteidigt wie die Demonstranten von Hongkong, der muss sich stets unserer Unterstützung sicher sein.

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