
Leitartikel „Von grünen Mäntelchen und Kriegsspielen“ vom 24.9.2019 von Christian Jentsch
Innsbruck (OTS) – Die Vereinten Nationen haben sich zwar – getrieben von den Klimaschutz-Demos – einen grünen Anstrich verpasst. Doch viele große Staatenlenker üben sich weiter lieber in Kriegsspielen und Machtdemonstrationen.
Von Christian Jentsch
Jedes Jahr im September kommen die Vertreter der 193 UNO-Mitgliedsstaaten zur Vollversammlung der
Vereinten Nationen am Hauptquartier in New York zusammen. Und dieses Jahr hat Generalsekretär António Guterres der UNO einen grünen Anstrich verpasst – angetrieben von Millionen Jugendlichen, die in den vergangenen Monaten für besseren Klimaschutz auf die Straße gegangen sind. Ein Klimagipfel wurde einberufen, auf dem die Staatenlenker ihre konkreten Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele präsentierten. Da wurde viel jongliert, an Zahlen und Formulierungen herumgebastelt. Doch hinter dem grünen Anstrich steckt nicht unbedingt auch politischer Wille. Eines ist jedenfalls klar: Fast vier Jahre nach der Verabschiedung des Pariser Klimaschutzabkommens bleibt in erster Linie Ernüchterung. Das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad und möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, ist trotz der Zusagen wohl nicht zu erreichen. Von einer echten Wende in der Klimapolitik jenseits der grünen Mäntelchen ist wenig zu spüren. Und das gilt nicht nur für die Politik. Abgesehen davon pfeifen Politiker wie US-Präsident Donald Trump, der kurz nach seinem Amtsantritt den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen verkündet hat, oder Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro auf den Klimaschutz. Die verheerenden Brände im Amazonas-Regenwald sind nur ein Beispiel einer verantwortungslosen und skrupellosen Politik.
Die UNO hat sich einen grünen Anstrich verpasst. Doch bei der heute beginnenden Generaldebatte – US-Präsident Donald Trump ist gleich am ersten Tag an der Reihe – geht es nicht um die Rettung unseres Planeten. Ganz im Gegenteil. Auf der Agenda steht der Konflikt mit dem Iran, der in einen Krieg zu münden droht, der nicht nur den Nahen Osten in den Abgrund stürzen könnte. Der Krieg um das Öl treibt die Strategen um, Umweltschutzthemen bleiben da außen vor. Es geht um den Handelskonflikt zwischen den USA und China, es geht um den Konflikt um Kaschmir. Auf der Weltbühne stehen Kriegs- und Machtspiele wieder hoch im Kurs. Das können viele Politiker und ihre Berater auch am besten. Das mit dem Klimaschutz ist da nur ein lästiger Hemmschuh. Ein grüner Anstrich wird nicht reichen, um die Klimakrise zu bewältigen. Es bräuchte auf vielen Ebenen ein Umdenken. Und von sinnlosen Kriegen dürfte längst keine Rede mehr sein.
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