BMVIT zu Flugunfall „Achensee“: Menschliches Versagen als Unfallursache

Wien (OTS) – Ziel einer Sicherheitsuntersuchung ist es, mögliche Unfallursachen und die maßgeblichen Faktoren, die zum Unfall geführt haben, zu ermitteln, um daraus Sicherheitsempfehlungen abzuleiten. Der Sicherheitsbericht dient nicht dazu, Verschuldens- oder Haftungsfragen zu klären. Im vorliegenden Bericht werden die wahrscheinlichen Unfallursachen und die Faktoren, die zu dem tragischen Unfall beigetragen haben, faktenbasiert dargestellt.

Allen voran gilt es festzuhalten, dass es – wie fälschlich berichtet – keine „wilden“ Flugmanöver gab. Der Pilot ist während des AGM Patrouillenflugs innerhalb der Betriebstoleranzen geflogen, allerdings im Gemeindegebiet von Achenkirch mit hohen Sinkraten, zu tief und zu schnell für die Umgebungsbedingungen. Vogelschlag als äußere Einwirkung oder ein physisches Problem des Piloten konnten während der Untersuchung bzw. durch externe Gutachten, wie etwa jenes durch den Gerichtsmediziner, ausgeschlossen werden.

Das BMI gewährt den Piloten im Zuge von Einsatzflügen sinnvollerweise weitreichende Entscheidungsfreiheit. Die Verantwortung eines Fluges liegt allein beim PIC – Pilot in Command. Ein Vorschlag von Seiten der SUB war jedoch, für AGM Patrouillenflüge Instruktionen auszuarbeiten und ein externes Sicherheitsaudit anzudenken.

Abschließend wird von Seiten des BMVIT nochmals betont, dass der Bericht eine objektive, auf Fakten basierende Rekonstruktion des Unfalls ist. Die zentrale Aufgabenstellung der SUB ist, die Untersuchung von Unfällen und Störungen durch ein qualifiziertes Untersuchungsverfahren, die Feststellung der möglichen Ursachen sowie erforderlichenfalls die Ausarbeitung von Sicherheitsempfehlungen als Vorschläge zur Verbesserung der Verkehrssicherheit.

Kurzdarstellung Unfallhergang

Der Pilot startete mit einem Hubschrauber der Type EC135P2+ am 30. März 2011 um 07:15 Uhr von der Flugeinsatzstelle in Innsbruck (LOJO) mit zwei Passagieren sowie einem ausgebildeten Flight – Operator zu einem Flug mit Flugauftrag. Um ca. 07:26 Uhr wurde ein weiterer Passagier von der Franz-Senn-Hütte in den Stubaier Alpen aufgenommen und um 07:52 Uhr in Vorderthiersee-Breiten wieder abgesetzt. Unmittelbar darauf setzte der Pilot den Flug Richtung Achenkirch fort.

Im letzten aufgezeichneten Flugabschnitt befand sich der Hubschrauber in einer Rechtskurve, vom Skigebiet Christlum Achenkirch Achensee kommend, mit einer Sinkrate von ca. 1000 ft/min und einer Fluggeschwindigkeit (GS) von ca. 130 kts. Die Windsituation am Achensee zum Unfallzeitpunkt war ruhig und die Wasseroberfläche war glatt und spiegelte (glassy water conditions). Der Hubschrauber wurde bis zum Aufprall am Achensee im kontrollierten Flugzustand unter Sichtflugwetterbedingungen (VMC) gesteuert (CFIT). Der Pilot und die drei Passagiere erlitten dabei tödliche Verletzungen.

Wahrscheinliche Ursachen

Gesteuerte Kollision mit der Wasseroberfläche unter Sichtflugbedingungen mit hoher Fluggeschwindigkeit (CFIT).

Wahrscheinliche Faktoren

Fehleinschätzung der Flughöhe durch den Piloten aufgrund von glassy water- Bedingungen.

Unterschreitung der Mindestflughöhe mit hoher Fluggeschwindigkeit.

Das Fehlen einschlägiger Verfahren für die Planung und Durchführung von AGM-Einsatzflügen.

Für den gegenständlichen Flugunfall wurden explizit keine neuen Sicherheitsempfehlungen seitens der Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes ausgesprochen jedoch wird auf 2 Vorschläge der Flugunfallkommission zu Flugunfall 174.013 aus dem Jahre 1979 verwiesen.

Es wäre denkbar, für eine Verbesserung des Flugbetriebes ein externes Auditverfahren (bevorzugt durchgeführt von einer ähnlichen Organisation, die Einsatzflüge durchführt) durchzuführen, um das bereits sehr hohe Sicherheitsniveau der Flugpolizei weiter sicher zu stellen.

Seitens der Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes wird ausdrücklich festgehalten, dass es sich bei dem Unfall um einen tragischen Zwischenfall gehandelt hat und es keine Auffälligkeiten in Hinblick auf Vorfälle im Betrieb der Flugpolizei seit 2011 gibt.

Der detaillierte Abschlussbericht kann unter folgender Adresse abgerufen werden:

https://www.bmvit.gv.at/behoerden/sub/berichte_kuerzlich.html

BM für Verkehr, Innovation und Technologie
Elisabeth Hechenleitner
Pressesprecherin
01/71162-658010
elisabeth.hechenleitner@bmvit.gv.at
www.bmvit.gv.at

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