Geburtstagsparty / Kommentar zur Deutschen Telekom von Heidi Rohde

Frankfurt (ots) – Pünktlich zum 25-jährigen Bestehen als Aktiengesellschaft versetzt die Telekom ihre Aktionäre in Partystimmung. Im dritten Anlauf ist der Zusammenschluss ihrer wachstumsstarken US-Tochter mit dem kleineren Wettbewerber Sprint zum Greifen nah, nachdem ein New Yorker Bezirksgericht den Deal trotz zahlreicher Klagen durchgewunken hat. Zwar steht das Closing noch aus und ebenso die Nachjustierung der Deal-Struktur, die die Telekom durchsetzen möchte, weil sich die beiden Unternehmen T-Mobile US und Sprint im Laufe der Genehmigungsphase nochmals deutlich auseinanderentwickelt haben. Aber davor muss der Telekom nicht bange sein; denn Sprint ist angeschlagen und hat keine naheliegenden Alternativen zur Fusion mit T-Mobile.

Die Telekom geht gestärkt mit einem soliden Umsatz- und Ertragswachstum im vergangenen Jahr in die Fusion. Auch das erfreut die Aktionäre, obwohl sie vom Rekordergebnis im Jubiläumsjahr nicht profitieren, sondern stattdessen sogar eine Dividendenkürzung hinnehmen müssen. Die geschäftliche Dynamik resultiert 2019 nicht zuletzt in einem robusten Anstieg des Free Cash-flow, der zwar offiziell nicht mehr Maßstab für die Dividendenentwicklung ist, sondern das bereinigte Ergebnis je Aktie; jedoch wird die Ausschüttung letztlich der Kasse entnommen. Die Telekom hatte bei der Dividende bereits eine Untergrenze von 0,60 Euro je Aktie gesetzt, jedoch war die Cash-flow-Entwicklung bisher mit einigen Unsicherheiten aufgrund des US-Deals behaftet. Insofern ist auch der für den laufenden Turnus in Aussicht gestellte Anstieg des Mittelzuflusses um knapp ein Sechstel auf 8 Mrd. Euro für die Investoren eine Erleichterung.

Restrisiken bleiben zwar bestehen. Aber allein die Tatsache, dass das Gericht in New York für die neue T-Mobile US keine weiteren Auflagen erlassen hat, bedeutet, dass die Telekom an ihrem ursprünglichen Business-Plan in den USA weitgehend festhalten kann und keine neuen finanziellen Belastungen schultern muss. Immerhin ist die Last auch bisher schon erheblich, so in Gestalt eines dramatisch wachsenden Schuldenbergs bei T-Mobile US, den sie konsolidieren muss.

Dafür lockt jedoch eine künftig exzellente Position im auf Sicht lukrativsten Telekommunikationsmarkt der Welt. Von den Krisen, die die Telekom AG im Laufe ihrer 25-jährigen Geschichte meistern musste, war das Scheitern des 39-Mrd.-Dollar-Deals mit AT&T im Jahr 2011 sicher eine der größten. Heute können sich die Aktionäre freuen, dass dieser Deal damals gescheitert ist.

(Börsen-Zeitung, 20.02.2020)

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