Kinderliga zu Babyelefant Spot: Kinder nicht für das Verhalten Erwachsener verantwortlich machen!
Kinderliga sieht in aktuellem Babyelefant Spot falsches Signal der Regierung. Erwachsene müssen für Kinder Verantwortung übernemen, nicht umgekehrt.
Wien (OTS) – Die Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit (Kinderliga) sieht den neuen Corona-Spot der Regierung („Ein Babyelefant hat es nicht leicht“) sehr kritisch. „Die Intention der Regierung zur Eindämmung der COVID Pandemie ist richtig und wichtig, die Umsetzung im Spot aus kinderpsychologischer Sicht äußerst bedenklich“, sagt Dr. Christoph Hackspiel, Psychologe und Präsident der Kinderliga.
Falsches Signal der Regierung, Kinder als „Ordnungshüter“ einzusetzen
Der Spot zeigt, wie sich ein Kind im Babyelefantenkostüm ständig plagt und anstrengt, um die Erwachsenen, die den Mindestabstand nicht einhalten, auseinander zu schieben. Es wird suggeriert, dass nun die Kinder dafür verantwortlich sind, die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie einzumahnen. „Hier handelt es sich um eine klare Umkehr der Rollen, die für Kinder ungesund und für Erwachsene unpassend ist. Wir wissen, dass Kinder, die im Familiensystem Verantwortung für ihre Eltern übernehmen (müssen), überfordert und nachhaltig sehr belastet sind“, sagt Dr.in Caroline Culen, Psychologin und Geschäftsführerin der Kinderliga. Es sei ein völlig falsches Signal der Regierung, Kinder dafür einzusetzen, Erwachsene zur Vernunft und in die Verantwortung zu bringen, sind sich die beiden Experten einig.
Erwachsene müssen für Kinder Verantwortung übernehmen, nicht umgekehrt
Gerade in Zeiten der Pandemie, die für Kinder und Jugendliche verunsichernd und vermehrt auch psychisch belastend sind, ist es wichtig, dass Erwachsene den Kindern Stabilität geben und für sie Verantwortung übernehmen, nicht umgekehrt. Ergebnisse unterschiedlicher Studien zu „COVID und die Kinder“[[1]] (#_ftn1) zeigen, dass vor allem Kindergarten- und Volksschulkinder – also genau die Altersgruppe, der der Protagonist des Spots angehört – große Sorgen haben, andere Familienmitglieder, im Besonderen ihre Großeltern, anzustecken und für deren Erkrankung verantwortlich zu sein. Der aktuelle Babyelefanten-Spot, den Kinder in diesem Alter ungefiltert, ohne Verstehen einer Metaebene, wahrnehmen, könnte diesen Druck auf die Kinder noch verstärken, befürchten die ExpertInnen der Kinderliga.
Bewusstsein für Kinderrechte auch bei Werbeagenturen schärfen
„Auch aus Sicht des Kinderschutzes ist das Sujet bedenklich. Da hätten wir uns mehr Feingefühl gewünscht. Ein Spot der Regierung, der ein kleines Kind verkleidet als Babyelefant zeigt, das sich zwischen den Beinen von Erwachsenen in deren Gesäßhöhe durchzwängen muss, ist grenzwertig“, so Culen. Für die Kinderliga zeigt sich, dass auch Werbeagenturen ein größeres Bewusstsein für Kinderrechte und höhere Sensibilität für die Rolle von Kindern entwickeln sollten. Eine Ausarbeitung von Kinderschutzrichtlinien könnte, so die Psychologin, auch in diesem Bereich ein wichtiges Signal sein.
Appel an die Regierung, ihre Kommunikationsstrategie zu überdenken
Hackspiel in Richtung der politisch Verantwortlichen: „Die Kinderliga appelliert an die Regierung, ihre Kommunikationsstrategie entsprechend zu überdenken, und in Zukunft klar zu kommunizieren, dass die gesellschaftliche Verantwortung bei uns Erwachsenen liegt – und das nicht nur aktuell in Bezug auf die Eindämmung der COVID Pandemie, sondern insgesamt für das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in Österreich.“
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[[1]] (#_ftnref1) Bericht zur Lage der Kinder- und Jugendgesundheit in Österreich 2020:
https://www.kinderjugendgesundheit.at/die-kinderliga/publikationen/
Verena Bittner-Call
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