
Kein Freitesten aus dem Lockdown. Handel erwartet zusätzlichen Umsatzverlust von einer Milliarde Euro.
Handelsverband empfiehlt Corona-Masterplan. „Freiwilliges Testen“ statt „Freitesten“. Vierten Lockdown unbedingt vermeiden. 800.000 Euro Deckel bei Umsatzersatz muss fallen.
Wien (OTS) – Hiobsbotschaft für den stationären Handel in Österreich:
Gesundheitsminister Anschober hat heute bekannt gegeben, dass sich der dritte Lockdown für den Non-Food Handel – von 26. Dezember bis 24. Jänner – auf 4 Wochen verlängern wird, da das geplante „Freitesten“ aus dem Lockdown nicht kommen wird.
Lockdown-Verlängerung kostet Handel eine Milliarde Euro
„Dem österreichischen Handel entgehen durch den dritten Lockdown Umsätze im Ausmaß von knapp 4 Milliarden Euro. Allein die Lockdown-Verlängerung von 17. auf 24. Jänner schlägt sich mit einem Umsatzminus von bis zu einer Milliarde Euro zu Buche. Der Jänner ist traditionell für den Handel ein wichtiger Verkaufsmonat, da die Bevölkerung nach Weihnachten Geld- und Gutscheingeschenke einlöst und Waren umtauscht. Somit verschärft sich die angespannte wirtschaftliche Lage in unserer Branche zusätzlich. 60.000 Arbeitsplätze im Handel wackeln, und die Volksgesundheit bemisst sich bekanntlich auch an der Arbeitsplatzsicherheit“, erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer ersten Stellungnahme.
Zumindest zwei Drittel der entgangenen Umsätze im Einzelhandel sind unwiederbringlich verloren. Saisonaler Warenbestand wird de facto unverkäuflich. Darüber hinaus beschränkt sich jeder zehnte Verbraucher im Lockdown auf den Kauf lebensnotwendiger Güter und die Kaufkraft wandert digital ins Ausland.
Damit 2021 nicht wie 2020 endet: Corona-Masterplan
entscheidend
„Wir erleben mittlerweile eine kollektive Volksdepression. Die heimischen Betriebe, Mitarbeiter und generell alle Menschen in Österreich brauchen eine mittel- und langfristige Perspektive. Dafür muss dringend ein Corona-Masterplan erarbeitet und transparent gemacht werden. Nur so kann sich hierzulande ein nachhaltiges `Klima der Zuversicht´ und damit ein wirtschaftliches und soziales Comeback einstellen, das klarstellt, wie man mit dem Virus leben und dennoch planbar wirtschaften kann“, fordert Handelssprecher Rainer Will.
Folgende vier Faktoren müssen hierfür einbezogen werden:
1. Hilfen müssen ankommen
Unzählige heimische Betriebe kämpfen seit Monaten mit
Liquiditätsengpässen, die sich mit jedem weiteren Lockdown
potenzieren. Die Unternehmen brauchen Planungssicherheit in
steuerlicher, finanzieller und bilanzieller Hinsicht.
Der Umsatzersatz hat sich bereits im zweiten Lockdown bewährt und war
das einzige Instrument, das rasch an die betroffenen Firmen
ausbezahlt werden konnte. Da alle anderen Hilfen (u.a. Kurzarbeit,
Fixkostenzuschuss, Verlustersatz) bürokratischer zu beantragen sind
und erst mit erheblicher zeitlicher Verzögerung auf den Konten der
Betriebe landen, muss die 800.000 Euro Deckelung fallen und der
Umsatzersatz auch für den gesamten dritten Lockdown ausbezahlt
werden. Die ursprünglich geplante Begrenzung bis 31.12. ist
inakzeptabel, die Händler können keine weiteren Corona-Krisenschulden
vorfinanzieren.
Überdies fordert der Handelsverband eine unbürokratische,
gleichwertige Unterstützung für alle indirekt vom Lockdown
betroffenen Unternehmen. Die Bundesregierung hat inzwischen
zugesichert, diesen logischen Schritt zu setzen und einen fairen
Umsatzersatz für indirekt betroffene Betriebe auszuzahlen. Hierfür
muss die Untergrenze als Auszahlungsbedingung von 40 auf 30 Prozent
Umsatzausfall gesenkt werden.
2. „Freiwillig testen“ statt „Freitesten“
Der HV erneuert seine Forderung, positive Anreize in Form von
Österreich-Schecks zu setzen, um die Bevölkerung zum „freiwilligen
Testen“ (statt „Freitesten“) zu motivieren. Alle, die sich im Jänner
hierzulande freiwillig testen lassen und damit einen Beitrag zur
Gesundheitssituation leisten, sollen als Dankeschön einen 50 Euro
Gutschein erhalten, den man bei heimischen Unternehmen mit
Betriebstätte in Österreich einlösen kann. Davon würden alle
profitieren, die Verbraucher, die Gesundheitsbehörden, die heimische
Wirtschaft und letztlich auch die Politik, da deren Ziele rascher
erreicht werden.
3. Mit dem Virus leben: Nachhaltiges Wirtschaften trotz Corona
ermöglichen
Oberstes Gebot muss heuer sein, einen vierten Corona-Lockdown
unbedingt zu vermeiden. Daher empfiehlt der Handelsverband, neben dem
Mindestabstand auch den Faktor Zeit stärker einzubeziehen.
Vorstellbar wäre etwa eine maximale Aufenthaltsdauer im Geschäft, um
das Infektionsrisiko weiter zu reduzieren, sofern die
gesundheitsbehördliche Evidenz dies zulässt. Damit soll ein
nachhaltiges Wirtschaften trotz Coronavirus ermöglicht werden, um
existenzielle Kollateralschäden einzudämmen und
Arbeitsplatzsicherheit zu gewährleisten.
4. Klare Impfstrategie für kritische Infrastruktur
Abseits der Risikogruppen braucht es auch für die kritische
Infrastruktur, wozu selbstverständlich auch der Lebensmittelhandel
als Nahversorger der Bevölkerung zählt, zeitnahe Klarheit sowie
generell eine nachvollziehbare Impfstrategie für den österreichischen
Handel. Auch hier ist Planungssicherheit ganz entscheidend. Der
Handelsverband hat hierzu bereits Gespräche mit der Bundesregierung
aufgenommen.
Handelsverband
Mag. Gerald Kuehberger, MA
Pressesprecher
Tel.: +43 (1) 406 22 36 – 77
gerald.kuehberger@handelsverband.at
www.handelsverband.at
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