Zum Weltfrauentag: „kreuz und quer“-Premiere „Der Islam der Frauen“ und Porträt der gambischen Frauenrechts-Aktivistin Jaha Dukureh

Am 2. März ab 22.35 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – Im Rahmen des ORF-Programmschwerpunkts zum Weltfrauentag (Details unter presse.ORF.at) stellt Regisseurin Nadja Frenz in der neuen „kreuz und quer“-Dokumentation „Der Islam der Frauen“ am Dienstag, dem 2. März 2021, um 22.35 Uhr in ORF 2 muslimische Frauen vor, die sich das Ziel gesetzt haben, einen eigenen Weg der Emanzipation zu finden. In „Jahas Versprechen“ (23.30 Uhr) dokumentieren Patrick Farrelly und Kate O’Callaghan das Engagement der gambischen Frauenrechts-Aktivistin Jaha Dukureh gegen weibliche Genitalverstümmelung.

„Der Islam der Frauen“ – Ein Film von Nadja Frenz

Kann Feminismus islamisch sein? Wer in Europa an Frauen im Islam denkt, hat meist als erstes die Unterdrückung der Frau im Kopf. Keine Religion ist mit so vielen Vorurteilen behaftet. Und die Rolle der Frau im Islam löst immer wieder Kontroversen aus. Ist das Kopftuch wirklich ein klares Zeichen der Unterdrückung? Erlaubt der Koran den Männern, über Frauen zu bestimmen und sie zu schlagen? Steht ein modernes Frauenbild im Gegensatz zu den Texten des Korans? Muss sich eine Frau also entscheiden, ob sie gläubige Muslimin oder selbstbestimmte Feministin sein will? Im Film kommen Islamwissenschafterinnen zu Wort, für die nicht der Islam oder der Koran frauenverachtend sind, sondern bestimmte Interpretationen und patriarchalische Traditionen. Sie setzen sich für eine geschlechtergerechte Auslegung des Korans ein und versuchen, Religion und Feminismus zu verbinden. Frauenrechtlerinnen wie Zineb El Rhazoui, ehemalige Mitarbeiterin von „Charlie Hebdo“, stehen ihren religiösen Wurzeln dagegen unversöhnlich gegenüber und halten den Islam für nicht reformierbar.
Regisseurin Nadja Frenz taucht in diesen Diskurs ein und liefert überraschende Erkenntnisse, abseits gängiger Vorurteile. Der Islam und die Frauen – eine Beziehung, die nach vielen hundert Jahren männlicher Interpretation neu definiert werden muss.

„Jahas Versprechen“ – Ein Film von Patrick Farrelly und Kate O’Callaghan (deutsche Bearbeitung: Rosemarie Pagani-Trautner)

Eine Woche nach ihrer Geburt wurde die Gambierin Jaha bereits beschnitten – auf die brutalste Art: Bei ihr wurde die sogenannte „Pharaonische Beschneidung“ vorgenommen. Dabei werden Klitoris und Schamlippen total entfernt und die Vagina wird bis auf eine winzige Öffnung zugenäht. Bewusst wurde das Jaha erst mit 15 Jahren, als sie mit einem wesentlich älteren, in Amerika lebenden Mann zwangsverheiratet wurde. Der Vollzug der Ehe konnte erst erfolgen, als ein Arzt die Vagina chirurgisch wieder öffnete. Doch das eheliche Leben wurde zur Qual. Eine traumatische Erfahrung für die junge Frau:
einem Ehemann hilflos ausgeliefert zu sein, der auf ihre Schmerzen keinerlei Rücksicht nimmt und sie auch immer wieder schlägt und demütigt. Erst nachdem Jaha in New York Kontakt zu einer Frauenrechtsorganisation aufgenommen hatte, wagte sie die Flucht aus ihrer Zwangsehe. Wenig später arrangierte ihre Familie eine zweite Ehe für sie. Doch auch in der an sich harmonisch verlaufenden Beziehung erkannte Jaha, dass sexuelle Kontakte extrem schmerzhaft für sie waren und sie keinerlei Lustgefühle empfinden konnte. Als sie mit anderen beschnittenen Frauen über dieses Thema redete, stellte sie fest, dass es ihnen ähnlich erging. Sie alle waren Opfer einer uralten Tradition, die noch aus der Zeit vor der Entstehung der großen Weltreligionen stammt. Zwar wird immer wieder behauptet, im Islam sei die Beschneidung von Frauen vorgeschrieben, dies stimmt allerdings nicht. Im Koran ist nichts darüber zu finden.

Überzeugt davon, dass man Frauen und Mädchen vor solchen grausamen Praktiken bewahren muss, gründete Jaha die Selbsthilfeorganisation „Safe Hands for Girls“. Und sie kehrte in ihr Geburtsland Gambia zurück und begann auch dort über die schlimmen Folgen der Genitalverstümmelung zu reden. Engagiert und selbstbewusst schaffte es Jaha, sogar mit der Regierung und mit einflussreichen islamischen Geistlichen in Kontakt zu treten. Der größte Erfolg ihrer Aufklärungskampagne in Gambia ist wohl, dass im Jahr 2015 der damals amtierende Staatspräsident Yahya Jammeh offiziell das Verbot der Beschneidung von Frauen verkündete. Doch es wird lange dauern, bis diese frauenverachtende Tradition ausgemerzt ist.

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