
Zerreißprobe Kinderbetreuung: AK ortet großen Nachholbedarf in Oberösterreich
Linz (OTS) – Egal, ob bei den Kinderbetreuungsplätzen, bei den Öffnungszeiten der Kindergärten und Krabbelstuben oder beim Ausbau ganztägiger Schulen: In Oberösterreich kommen die Interessen der Kinder und ihrer (berufstätigen) Eltern zu kurz. Verantwortlich dafür ist das Land Oberösterreich. AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer fordert daher von der Landespolitik den raschen Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen und der ganztägigen Schulen. „Das ist pädagogisch notwendig, schafft Arbeitsplätze und ermöglicht den Eltern eine Berufstätigkeit“, sagt der AK-Präsident.
Die vergangenen zwölf Monate haben eindrucksvoll und schonungslos gezeigt, wie wichtig und systemrelevant Schulen, Kindergärten, Krabbelstuben und Horte sind – als Bildungseinrichtungen und als Orte der qualitätsvollen Kinderbetreuung und für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Oberösterreich hat aber großen Nachholbedarf beim institutionellen Angebot.
Bei den Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren nimmt Oberösterreich den letzten Platz und bei den Drei-bis-Sechsjährigen den vorletzten Platz ein. Lediglich für 23,9 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen und 4,4 Prozent der Unter-Dreijährigen gab es in Oberösterreich im Kindergartenjahr 2019/20 einen vollzeittauglichen Betreuungsplatz. Ganz anders etwa in Vorarlberg, wo es für 39,4 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen und 16,3 Prozent der Unter-Dreijährigen vollzeittaugliche Betreuungsplätze gibt. Das zeigt: Es ist eine Frage des politischen Willens, ob man in Kinderbetreuung investiert – oder eben nicht.
In einer anderen Kategorie ist Oberösterreich hingegen ganz vorne – nämlich beim Anteil an Kindergärten und Krabbelstuben mit kurzen Öffnungszeiten: Während in ganz Österreich ein Drittel der Kinderbetreuungseinrichtungen vor 16 Uhr schließt, sind es in Oberösterreich 61 Prozent. Nur fünf von 1.247 Kinderbetreuungseinrichtungen haben in Oberösterreich länger als zwölf Stunden pro Tag geöffnet, das sind 0,4 Prozent. „Gleichzeitig verlangen die Arbeitgeber von ihren Beschäftigten immer mehr Flexibilität: Zwölf-Stunden-Arbeitstage, 60-Stunden Woche, ständige Erreichbarkeit, maximale Mobilität“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
Ähnlich düster sieht die Lage bei den Schließtagen aus: Rund die Hälfte aller Kinderbetreuungseinrichtungen in Oberösterreich sind mehr als 30 Tage – und somit länger als sechs Arbeits- oder Urlaubswochen – im Jahr geschlossen. „Für viele Familien ist das eine enorme Herausforderung und Belastung“, sagt der AK-Präsident.
Dazu kommt die finanzielle Komponente: Seit 1. Februar 2018 gibt es in Oberösterreich wieder Gebühren für die Nachmittagsbetreuung. Der Effekt ist klar sichtbar: Pro Wochentag wurden rund 28 Prozent der Kinder aus der Nachmittagsbetreuung genommen, der Anteil der ganztägig betreuten Kindergartenkinder ist um zwölf Prozentpunkte zurückgegangen. „Damit wurde der Zugang zu früher Bildung eingeschränkt und der Kindergarten als elementare Bildungseinrichtung geschwächt“, sagt Kalliauer.
Die Probleme setzen sich in der Schule fort und werden durch die Corona-Pandemie verstärkt: Viele Eltern beklagen, dass ihre Schulkinder aufgrund der mehrmaligen Schulschließungen enormen Förder- und Aufholbedarf haben. Sechs von zehn wünschen sich Ganztagesschulen, 83 Prozent mehr Angebote an Nachmittagsbetreuung. Aber auch hier macht Oberösterreich viel zu wenig: Echte, verschränkte Ganztagesschulen mit einem qualitätsvollen Angebot von Förderung, Unterricht, Freizeit und Sport sind selten. Nur knapp drei von zehn Kindern im Pflichtschulalter sind derzeit in einer Nachmittagsbetreuung in einer Schule oder einem Hort.
Der AK-Präsident resümiert: „Oberösterreich hinkt in fast allen Vergleichen weit hinten nach.“ Die AK fordert daher einen raschen Ausbau der vollzeittauglichen Kinderbetreuungsangebote in Oberösterreich, die Rücknahme der Nachmittagsgebühren, einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Betreuungseinrichtung ab dem zweiten Lebensjahr sowie die Einführung eines zweiten verpflichtenden kostenlosen Kindergartenjahres für alle Kinder. Bund und Land müssen Initiativen zur nachhaltigen Finanzierung und zum raschen Ausbau qualitätsvoller ganztägiger Schulen setzen und den Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Platz für ihre Kinder in einer verschränkten Ganztagsschule gewähren.
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