ORF-Premiere für „kreuz und quer“-Doku „Die Amish im Dschungel – Warum die Mennoniten in den Regenwald ziehen“

Am 20. April um 22.35 Uhr in ORF 2; danach dokumentiert „Gut allein sein“, wie Mönche Einsamkeit und Isolation bewältigen

Wien (OTS) – Sie sind eine fast gänzlich abgeschottete Gemeinschaft, die wie aus der Zeit gefallen wirkt: die Mennoniten in Mittelamerika. Als strenggläubige Protestanten kamen ihre Vorfahren vor rund 250 Jahren aus Europa, um in der Abgeschiedenheit exotischer Länder ihren Glauben möglichst ungestört leben zu können. In der „kreuz und quer“-Dokumentation „Die Amish im Dschungel“ folgt Regisseurin Mélanie van der Ende am Dienstag, dem 20. April 2021, um 22.35 Uhr in ORF 2 jenen Gemeindemitgliedern einer traditionellen Kolonie in Belize, die bereit waren, mit ihr zu sprechen — und ihr das mennonitische Leben mit all seiner Strenge und Disziplin zu erklären. Um 23.25 Uhr geht Waltraud Paschinger in „Gut allein sein“ der Frage nach, ob man von Mönchen etwas über die Bewältigung von Einsamkeit und Isolation erfahren kann.

„Die Amish im Dschungel – Warum die Mennoniten in den Regenwald ziehen“ – Ein Film von Mélanie van der Ende (ORF-Bearbeitung: Sabine Aßmann)

Weltweit leben rund 350.000 Mennoniten in nahezu völlig autarken Kolonien mit eigenen Schulen, Kirchen und Geschäften. Die Isolation schützt sie vor den Verlockungen der modernen Welt. Denn die Mennoniten halten sich streng an ihre Glaubenslehre aus dem 16. Jahrhundert, ihr Leben wird bestimmt von Strenge und Disziplin.

Regisseurin Mélanie van der Ende hat eine dieser Gemeinschaften besucht, ihre Dokumentation zeichnet ein detailliertes Bild: Die Mennoniten in der Kolonie „Klein-Belize“ leben auch unter der karibischen Sonne ihre althergebrachten Traditionen. Die Pädagogik etwa stammt aus dem 19. Jahrhundert: Mädchen und Buben sitzen getrennt, gelernt wird durch Gebete und das Rezitieren von Bibelversen. Die älteren Kinder lesen das Neue Testament in Frakturschrift. Fremdsprachen, Geschichte oder Geografie werden nicht unterrichtet. Mit 13 Jahren ist die Schule zu Ende und die Kinder arbeiten zu Hause mit — die Mädchen kümmern sich um das Vieh und helfen im Haushalt, die Burschen arbeiten auf den Feldern und in den Werkstätten ihrer Väter.

Das gesamte Leben der Gemeindemitglieder ist streng geregelt. Alles ist vorgegeben, sogar die Farbe der Kleidung. Auf die Einhaltung dieser Regeln wird strikt geachtet, im schlimmsten Fall droht die Exkommunikation. So ist beispielsweise der Besitz oder Gebrauch moderner Gegenstände wie ein Fernsehegerät oder Smartphone streng verboten. Doch die moderne Welt rückt den mennonitischen Gemeinden auch in der Abgeschiedenheit ihrer mittelamerikanischen Heimat immer näher. Und so machen sich jene, die um ihre traditionelle Lebensweise und ihr Seelenheil fürchten, auf die Suche nach neuen, möglichst abgeschiedenen Kolonien. Fündig werden sie schließlich mitten im peruanischen Amazonas-Regenwald, weitab von Städten und Siedlungen.

Die französische Dokumentation begleitet den seinen mennonitischen Traditionen eng verhafteten Abram bei seinem extrem anmutenden Auswandererprojekt ebenso wie etwa Gemeindemitglied Franz; der Vater von sieben Kindern besitzt heimlich ein Smartphone und spielt seinen Kindern Country-Musik vor, obwohl ihm deswegen schlimmstenfalls der Ausschluss aus der Gemeinschaft droht. Wer also sind die Mennoniten? Warum flüchten sie vor der Zivilisation? Und ist es in unserer Zeit überhaupt noch möglich, der modernen Welt zu entkommen? Der Film sucht Einblick in eine der rätselhaftesten Gemeinschaften des 21. Jahrhunderts.

„Gut allein sein“ – Ein Film von Waltraud Paschinger

„Was macht einen Mönch aus? Es ist einer, der Einsamkeit als Segen erleben kann, nicht als Isolation, sondern als Chance“, ist Otto Strohmaier, der ehemalige Abt von St. Lambrecht, überzeugt. Aber der Weg dorthin ist mit Angst und Zweifeln gepflastert. Das Leben ist ein anderes geworden, und für viele, die die Zeit in Covid-19-Quarantäne verbringen oder krank sind, ist es sehr einsam. Regisseurin Waltraud Paschinger ist für „kreuz und quer“ der Frage nachgegangen, ob man von Mönchen etwas über die Bewältigung von Einsamkeit und Isolation erfahren kann.

Auch für die Benediktinermönche, die das altehrwürdige Stift verwalten, ist diese Situation neu. Doch ihr klar geregelter, immer gleicher Tagesablauf aus beten und arbeiten vermittelt auf den ersten Blick das Gefühl, hier sei alles unverändert und schmerzende Einsamkeit nur eine weit entfernte Randerscheinung. Ein klar strukturierter Tagesablauf scheint das eine Geheimnis gegen Einsamkeit zu sein, aber das zweite ist ein individueller Kampf, denn Einsamkeit ist nicht „allein zu sein, sondern allein gelassen zu sein – von Gott und/oder allen anderen verlassen zu sein“. Es sind keine Besser-Leben-Tipps, die die Mönche geben. Es sind ihre Geschichten von einsamen Entscheidungen, Kreativität als Ventil oder unendlicher Einsamkeit mitten unter Menschen, ihre Schlüsse daraus und ihre Lebensweisheiten, die berühren. „Natürlich hilft der Glaube. Aber Gott kommt nicht auf Knopfdruck, er lässt sich nicht ,herbeamen‘, wann immer man ihn gerade braucht.“ Einsamkeit zu bewältigen ist Arbeit. Sie führt in die Untiefen der Seele. Sie zuzulassen kann den Blick für neue Möglichkeiten eröffnen. Wenn man die Beschallung von außen durch andere einmal abschaltet, gezwungen oder freiwillig, lernt man sich selbst neu kennen und vielleicht auch mögen. Inmitten der monumentalen Gemäuer des Stiftes St. Lambrecht, inmitten seiner verborgenen Gärten, seiner geheimnisvollen Bibliothek und seiner prunkvollen Räume, wandelt sich Einsamkeit Schritt für Schritt zu einer Chance.

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