Allianz für Klimagerechtigkeit: COP26 beschleunigt Klimaschutz, enttäuscht jedoch Opfer der Klimakatastrophe

Wien (OTS) – Anlässlich der zu Ende gegangenen Klimakonferenz COP26 in Glasgow bilanziert die [Allianz für Klimagerechtigkeit] (http://www.klima-allianz.at/), eine Plattform von 26 österreichischen Umwelt-, Entwicklungs- und sozialen Organisationen, die Ergebnisse der Verhandlungen.

Das erste persönliche Zusammentreffen der Klimaverhandler*innen seit fast zwei Jahren hat den multilateralen UN-Prozess einen wichtigen Schritt voran gebracht. Die Enttäuschung vieler Beteiligter ist dennoch groß: Dringende Nachbesserungen der nationalen Klimaziele sind absehbar aber alarmierend langsam. Die gemeinsame Verantwortung und finanzielle Unterstützung zwischen den Staaten bleibt hinter den Versprechungen zurück. Und insbesondere die unschuldigen Opfer der Klimakrise sind von der Staatengemeinschaft im Stich gelassen worden. Ein vermeintlicher Hoffnungsschimmer, das Ende der Kohle, wurde auf den letzten Metern zerstört. Zurück bleibt das Signal, dass öffentliche Gelder für fossile Energie keinen Platz in der Zukunft haben.

Heftige Kritik übt die Allianz für Klimagerechtigkeit an der britischen Präsidentschaft der Konferenz. “Die Mitwirkung der Zivilgesellschaft war in Glasgow extremst eingeschränkt.
So einen Ausschluss von betroffenen Gruppen und kleinen Staaten darf es nie wieder geben”, fordert Karen Knipp-Rentrop, Programmkoordinatorin von CARE Österreich. „Die langfristige Verpflichtung der Industrieländer, die Finanzierung der Klimaanpassung bis 2025 zu verdoppeln, ist ein wichtiger Schritt, aber sie hätten diese ebenso wie ihre 100-Milliarden-Zusage hier und heute erfüllen müssen. Es ist positiv, dass Vertragsstaaten für 2022 die Hausaufgabe mitbekommen, ihre Emissionsreduktionsziele im Laufe des kommenden Jahres zu überarbeiten. Aber wenn weiterhin gebremst durch Öl-, Gas- und Kohleländer verhandelt wird, müssen wir klar feststellen: Die 1,5°C-Grenze der maximalen Erwärmung braucht mehr politisches Tempo.“

Klimaschutz: Ball liegt bei Staaten
Im Abschlussdokument wurde einerseits anerkannt, dass die bisherigen Zusagen nicht ausreichen um das 1,5 °C-Ziel zu erreichen und ein Aufruf an die Staaten gerichtet, bis Ende 2022 nachzubessern. Allerdings hat das keinen rechtlich verbindlichen Charakter. „Glasgow hat keinen verbindlichen Fahrplan geliefert, wie wir das Pariser 1,5 °C-Ziel einhalten können. Es liegt nun an den einzelnen Staaten die dringend notwendigen Schritte zu setzen, damit wir die Klimakrise lösen können“, so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000.

Schäden durch Klimakatastrophen: Zusammenarbeit aber kein Geld
Die Anerkennung, dass die Erderhitzung bereits Verluste und Schäden verursacht hat und diese mit weiterem Temperaturanstieg zunehmen werden, wird schon als Erfolg der heurigen Klimakonferenz gesehen. Auch das sogenannte Santiago-Netzwerk zum technischen Austausch über Bedürfnisse und Erfahrungen im Umgang mit Verlusten und Schäden soll nun gestartet werden und auch ausreichend finanziert werden. „Der große Elefant im Raum ist jedoch die Frage, wie internationale Finanzmittel mobilisiert werden können, um Verlusten und Schäden nach Klimakatastrophen zu begegnen“, zeigt Lisa Plattner, Klimasprecherin des WWF Österreich, auf. „Die beschlossenen Workshops für die nächsten zweieinhalb Jahre werden nicht verhindern, dass Menschen in besonders gefährdeten Gebieten unter Verlusten und Schäden, die jetzt auftreten, leiden müssen“, so Plattner weiter.

Klimafinanzierung und Zertifikate: Richtige Impulse und ein Desaster
Das lange versprochene Ziel von jährlich 100 Milliarden USD wurde von den Industriestaaten laut Abschlusserklärung ‘mit großem Bedauern’ verfehlt. Dennoch konnte zumindest eine klare Aufforderung zur Verdoppelung der Finanzierung für Anpassungsmaßnahmen bis 2025 errungen werden. “Die rasche Verdoppelung von Unterstützung für Anpassungsmaßnahmen kann einen konkreten Unterschied für die am meisten unter der Erderhitzung leidenden Menschen haben, wenn dieses Geld auch rasch und einfach zugänglich ist”, bewertet Martin Krenn, Klimaexperte der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz, die Zusage. Krenn nimmt jedoch auch Österreich in die Pflicht: “Österreich hat nicht den winzigsten finanziellen Beitrag nach Glasgow mitgebracht. Das Mindeste was die Bundesregierung machen sollte, ist eine beschleunigte Verdoppelung der Anpassungsfinanzierung schon bis 2023.”

Die Regelungen zu den zukünftigen Kohlenstoffmärkten nennt die Allianz für Klimagerechtigkeit ein Desaster. Die Akzeptanz von bis zu acht Jahre alten und nutzlosen Emissionszertifikaten für nationale Ziele bis 2025 könne man sich nicht einmal damit schönreden, dass die Abrechnung dieser Zertifikate mathematisch korrekt sein werde. “Diese Kohlenstoffmärkte werden potentiell noch sehr viel Schaden für Menschen und das Klima anrichten”, warnen die NGO-Expert*innen in Glasgow abschließend.

CARE Österreich
Katharina Katzer
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Martin Krenn
Sprecher der Allianz für Klimagerechtigkeit
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