
TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Ein Weihnachtsfest der Hoffnung“, Ausgabe vom 24. Dezember 2021 von Alois Vahrner.
Innsbruck (OTS) – Weihnachten 2021, nach einem Jahr der internationalen Krisen und leider zunehmenden Spannungen und Spaltungen auch in Österreich und Tirol. Ein Fest, dessen tiefer Sinn heuer so stark wie lange nicht dringend gebraucht wird.
Sehr vieles rund um das große Weihnachtsfest bleibt nach 2020 auch heuer anders als früher. Statt Einkaufstrubel, einem Ansturm auf die Christkindlmärkte und spätestens zu Weihnachten vollbesetzten Tourismusorten gab es erneut einen Lockdown und Restriktionen. Der Handel musste trachten, wenigstens einen kleinen Teil der ausgerechnet in der für ihn wichtigsten Zeit aufgelaufenen herben Verluste wettzumachen. Über den Tourismus, der seit Corona-Ausbruch in Summe nahezu elf Monate dichtgemacht worden war, brechen mit immer neuen Einschränkungen fast täglich neue Hiobsbotschaften herein. Die Corona-Krise bringt heuer zu Weihnachten nicht nur ein Feiern mit größter Vorsicht, um nicht Infektions-Cluster in der Familie auszulösen. Das Weihnachtsfest fällt heuer in eine Zeit, in der es allgemeine Ermüdung ob der noch immer nicht enden wollenden Pandemie gibt, aber neben Frust, Ängsten und Unsicherheiten zunehmend auch Gereiztheit, Streit, Entfremdung und sogar offene Aggression. Die Spannungen und Spaltungstendenzen rund um Corona-Maßnahmen und Impfung gehen oft auch mitten durch Familien und Freundeskreise. Die Spannungen und Spaltungstendenzen scheinen sogar noch größer zu sein als vor Jahren bei der Flüchtlingskrise.
Wohl gerade deshalb ist der tiefere Sinn von Weihnachten, dem christlichen Fest der Liebe und des Friedens, heuer dringlicher, für viele vielleicht sogar sichtbarer denn je. Es sind hoffentlich geruhsame Tage des ganz persönlichen Innehaltens und des Wieder-Zusammenkommens bei unterschiedlichen Meinungen. Und es soll auch eine Zeit sein, in der sich viele noch mehr für Nöte und Sorgen anderer Menschen öffnen. Das machen gerade auch jene Hunderttausenden Österreicherinnen und Österreicher, die vielfach das ganze Jahr über unentgeltlich Freiwilligendienste leisten.
Ein ganz starker Hoffnungsschimmer und Mutmacher ist auch die weiter gestiegene Spendenbereitschaft der Bevölkerung. Heuer haben die Österreicherinnen und Österreicher mit 850 Mio. Euro mehr denn je für soziale Zwecke gespendet – obwohl viele wegen der Covid-Folgen auch finanziell getroffen wurden. Im letzten Jahrzehnt hat sich die Gesamt-Spendensumme in Österreich verdoppelt. Tatsächlich ein ganz anderes und wirklich starkes Zeichen für Menschlichkeit und Solidarität in einem Land, wo vor allem Letztere zuletzt in Teilen der Bevölkerung gebröckelt ist.
Und Stichwort Herbergssuche 2021: Die Bischöfe fordern die Aufnahme von 100 Flüchtlingsfamilien mit Kindern. Nach den Umwälzungen an der Regierungsspitze sollte auch da wieder mehr Menschlichkeit einziehen.
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