TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 7. Jänner 2022 von Mario Zenhäusern „Impfung ist noch ohne Alternative“

Innsbruck (OTS) – Obwohl Experten seit Wochen warnen, hat die Omikron-Welle die Regierungen weltweit überrascht. Jetzt braucht es Disziplin bei der Einhaltung der verschärften Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie – und eine strenge Kontrolle.

Tirol liegt im Spitzenfeld, was die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Österreich betrifft. Wieder einmal. Wieder werden Erinnerungen wach, Erinnerungen an den Beginn der Pandemie, als Tirol und der Wintertourismus am Pranger standen. Dabei war die neuerliche Welle vorhersehbar. In- und ausländische Experten warnen seit Wochen vor Omikron, der neuen, deutlich ansteckenderen Virusvariante. Dass die Regierungen nicht nur in Österreich, sondern weltweit trotzdem überrascht wurden, wirft kein gutes Licht auf die Entscheidungsträger. Entschlosseneres Handeln hätte der Bedrohung möglicherweise die Dimension genommen. Ein beinahe vertikaler Anstieg der Corona-Infektionen, wie ihn der führende Epidemiologe Anthony Fauci in den USA konstatiert, hätte verhindert werden können. Verhindert werden müssen.
Jetzt aber ist es, wie es ist. Die Bundesregierung hat auf die nahezu explosionsartige Ausbreitung der Virusvariante reagiert. Die gestern beschlossenen Maßnahmen sind hart, aber definitiv das gelindeste Mittel im Kampf gegen die weitere Ausbreitung von Omikron. Und sie sind lediglich die halbe Miete. Zwar zeigen die Erfahrungen aus allen anderen betroffenen Ländern, dass bei Menschen, die sich mit der neuen Virusvariante infiziert haben, deutlich mildere Krankheitsverläufe festgestellt werden. Das heißt aber nicht, dass die drohende Überlastung des Gesundheitssystems damit vom Tisch ist. Im Gegenteil. Wenn nächste Woche tatsächlich mit bis zu 17.000 neuen Fällen pro Tag gerechnet werden muss und in Tirol von einer Sieben-Tage-Inzidenz von 3000 ausgegangen werden muss, dann hat das auch Auswirkungen auf die Belegung von Spitalsbetten mit Covid-Patienten.
Umso wichtiger ist vor diesem Hintergrund Disziplin bei der Einhaltung der beim Omikron-Gipfel im Bundeskanzleramt beschlossenen Maßnahmen – und eine konsequente Kontrolle. Bei beidem, der Einhaltung und der Kontrolle, haben wir noch viel Luft nach oben, wie die beiden vergangenen Jahre leider gezeigt haben.
An der Einführung der Impfpflicht am 1. Februar hält die Bundesregierung fest. Aus gutem Grund, wie nicht zuletzt die Erfahrungen mit Omikron gezeigt haben. Es mag sein, dass die Impfung allein die Pandemie nicht besiegt. Aber sie verhindert den Kollaps der Intensivstationen, das Leid und oft auch den Tod vieler Menschen. Und sie verschafft jenen, die sich impfen lassen, ein halbwegs normales Leben mit erträglichen Einschränkungen. Deshalb ist sie noch ohne Alternative.

Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender