ORF-Oscar-Schwerpunkt: „dokFilm“-Premiere „Nackt! Hollywood zwischen Prüderie und Provokation“

Am 27. März um 23.05 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – Im Jahr 1915, als das Medium Film noch jung und stumm ist, lässt US-Schauspielerin Audrey Munson in der Rolle eines Aktmodells die Hüllen fallen – und avanciert zum Hollywoodstar. Kaum vorstellbar in den damals prüder werdenden Zeiten, zumal in den USA. Zur Einstimmung auf die Oscar-Nacht präsentiert ORF 2 im Rahmen des ORF-Programmschwerpunkts (Details unter presse.ORF.at) im „dokFilm“ am Sonntag, dem 27. März, um 23.05 Uhr die Dokumentation „Nackt! Hollywood zwischen Prüderie und Provokation“. Der Film von Regisseur Danny Wolf beleuchtet das Thema Nacktheit im Spielfilm sowie die damit verbundenen soziologischen, politischen und künstlerischen Entwicklungen im Lauf der Filmgeschichte – von den Anfängen in der Stummfilmzeit über die sexuelle Revolution in den 1960er Jahren bis zur Gegenwart. Die Doku zeichnet ein Sittenbild der US-Gesellschaft im Spiegel der Traumfabrik, wirft aber auch einen besonderen Blick auf die Unterschiede zum Europäischem Kino.

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Die Bilder hatten noch nicht so recht laufen gelernt, sondern erst einige holprige Schritte gemacht, da war schon die Idee geboren, nackte Haut auf Zelluloid zu bannen. Und schnell war klar: Damit lässt sich sehr viel Geld verdienen. Aufgrund der oft sehr gewagten Spielfilme der 1920er Jahre ging ein Aufschrei durch den erzkonservativen Bible Belt der USA. In der Folge unterwarf sich Hollywood mehr als 30 Jahre lang einer rigiden Selbstzensur – die in den späten 1960ern nicht mehr zu halten war. Oft vom europäischen Kino inspiriert, wurde Nacktheit zusehends enttabuisiert. Heute sorgen „Intimitäts-Coaches“ dafür, dass keine Grenzen überschritten und die #metoo-Regeln eingehalten werden, wenn vor der Kamera die Hüllen fallen.

Doch so hatte das Thomas Alva Edison einst nicht geplant: Der Erfinder hatte in den USA eine derartige Marktmacht, dass er ein Patent auf Filmkameras und Projektoren erhielt, das ihm ermöglichte, Lizenzgebühren auf Produktion und Vorführung von Filmen einzuheben. Ein Zusammenschluss unabhängiger Filmschaffender versuchte der übermächtigen Konkurrenz etwas entgegenzuhalten. Am lukrativsten erwiesen sich damals Filme, für die das populäre Aktmodell Audrey Munson engagiert wurde. Da sie in statuesken Posen verharrte, ließ sich argumentieren, es handle sich um Kunstfilme. In der Folge wurden Filmschaffende kühner.

In dem aufwendig produzierten Spielfilm „Wings“ aus dem Jahr 1927 kam es zum ersten homosexuellen Filmkuss und Clara Bow, erstes „It-Girl“ der Geschichte, entblößte ihre Brüste. Hollywood bekam ein Image-Problem, doch das kann sich ein auf Gewinnmaximierung ausgerichtetes Unternehmen nicht leisten. Die Produzenten einigten sich darauf, sich freiwilliger Selbstzensur zu unterwerfen. Mit dem Production Code des republikanischen Politikers Will Hays galt ab Mitte der 1930er Jahre: Nacktheit ist tabu. Allein zu suggerieren, es könnte sich eine nackte Person im selben Raum aufhalten – selbst wenn sie gar nicht zu sehen war – war verboten. Mehr als drei Jahrzehnte war der Kodex in Kraft. Immer öfter führte er sich selbst ad absurdum und schließlich wurden mit der Flower-Power-Bewegung Frieden und Liebe – und nicht nur die platonische – propagiert. Der Hays-Code war damit Geschichte.

„Asphalt-Cowboy“ war 1969 das erste Oscar-gekrönte Film-Drama, in dem Nacktszenen zu sehen waren. Im Kultfilm „The Last Picture Show“ zog sich Cybill Shepherd aus und knapp ein Jahrzehnt später zeigte Julie Andrews in „S.O.B.“ ihre Brüste. Man stelle sich vor: Mary Poppins – nackt! Nicht immer sind Filme mit ihren Darstellerinnen sorgsam umgegangen, oft wurden Grenzen ausgereizt oder überschritten. Heute gibt es Intimitäts-Coaches, die ganz genau darauf achten, dass Nackt-und Sexszenen seriös und sensibel umgesetzt werden. Zu Wort kommen u. a. Schauspieler/innen wie Mariel Hemingway, Sean Young, Linda Blair und Malcolm McDowell, der sich für eine ganze Reihe an Rollen ausgezogen hat, sowie Regisseur Peter Bogdanovich.

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