Ein Teil der Stadt? Wohnungslos und anspruchslos in Wien

Verband Wiener Wohnungslosenhilfe zeigt mit Situationsbericht 2022 Lücken im sozialen Netz auf und stellt Forderungen im Bereich Wohn- und Gesundheitsversorgung

Wien (OTS) – Der Verband Wiener Wohnungslosenhilfe präsentierte heute im Rahmen einer Pressekonferenz seinen Situationsbericht 2022 – mit Schwerpunkt auf die Gruppe der nicht anspruchsberechtigten Personen. Die Wohnungslosenhilfe in Wien gilt gemeinhin als vorbildlich. Dennoch haben in der Bundeshauptstadt aktuell nur jene Anspruch auf soziale Leistungen, die ganz spezifische rechtliche Rahmenbedingungen erfüllen oder dokumentiert arbeiten. Gleichzeitig gibt es eine große Gruppe von Menschen, die durch das soziale Netz fallen, in ungesicherten Verhältnissen oder auf der Straße leben.

Langfristiger Zugang zum Regelangebot

„Das aktuelle Hilfssystem ist nicht nur unzureichend, sondern auch unvollständig: Die Gruppe der nicht anspruchsberechtigten Personen scheint quasi nicht auf – und wird somit in vielerlei Hinsicht vergessen. Die fehlende Anspruchsberechtigung hat zur Folge, dass vulnerable Personen obdachlos bleiben und auf der Straße leben. Daran ändert auch die partielle Verlängerung des ‚Winterpakets‘ nichts. Armut ist saison- und herkunftsunabhängig, es braucht dauerhafte, zielgerichtete und nachhaltige Lösungen“, erklärt neunerhaus Geschäftsführerin Elisabeth Hammer.

Oliver Löhlein, Geschäftsführer beim Samariterbund Wien, ergänzt:
„Es ist notwendig, dass auch diese Personen zu ihrem (Menschen-)Recht auf Wohnen, Gesundheit und Beratung kommen. Darum haben wir den heurigen Situationsbericht den unsichtbaren, unversicherten, nicht anspruchsberechtigten Menschen gewidmet.“

Der Bericht macht deutlich: Ein langfristiger Zugang zum Regelangebot der Wiener Wohnungslosenhilfe – unabhängig vom Rechtsanspruch auf Sozialleistungen – hilft nicht nur den Betroffenen, sondern senkt auch die Kosten für das Gesundheitssystem, entlastet die Mitarbeiter*innen in den Notquartieren und verringert darüber hinaus die sichtbare Obdachlosigkeit in der Stadt.

Unterstützung unabhängig vom Rechtsanspruch auf Sozialleistungen

Menschen, die aus anderen EU-Staaten bzw. Drittstaaten nach Wien kommen und hier obdachlos sind, haben keinen Anspruch auf Leistungen der städtischen Wohnungslosenhilfe. Dieser Personenkreis erhält zwar kurzfristige humanitäre Hilfe, wie etwa durch saisonal begrenzte Notquartiere („Winterpaket“) – weiterführende, nachhaltige Unterstützung bei der Lösung ihres Wohnproblems ist aktuell jedoch kaum vorgesehen.

„Dieser Umstand zwingt Klient*innen in prekäre Arbeits- und Wohnverhältnisse und bietet ihnen praktisch keine Perspektive auf soziale und gesundheitliche Stabilisierung“, kritisiert Joschi Sedlak, Geschäftsführer der ARGE Wien. Denn unversorgte, nicht krankenversicherte EU-Bürger*innen befinden sich häufig in einem sehr schlechten Gesundheitszustand: Obdachlosigkeit führt zu hohen Kosten für das Gesundheitssystem.

Konkrete Forderungen an die Politik

Der Verband der Wiener Wohnungslosenhilfe fordert daher, dass die Leistungen der Wiener Wohnungslosenhilfe geöffnet werden: „Von niederschwelligen ganzjährigen Wohnangeboten über Zugang zur Gesundheitsversorgung bis hin zur Bereitstellung von leistbarem Wohnraum: Wenn das Menschenrecht auf Wohnen und Gesundheit geachtet werden soll, braucht es humanitäre Lösungen, die nicht länger an Voraussetzungen gebunden sind“, so Joschi Sedlak.

Fotos:
[https://drive.google.com/drive/folders/1qXcEIBiodg8dem2gJcHghANS40Uj
QhDV]
(https://drive.google.com/drive/folders/1qXcEIBiodg8dem2gJcHghANS40Uj
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Zum Online-Bericht:
[http://www.verband-wwh.at/Situationsbericht%20VWWH%202022.pdf]
(http://www.verband-wwh.at/Situationsbericht%20VWWH%202022.pdf)

Verband Wiener Wohnungslosenhilfe

Der Verband Wiener Wohnungslosenhilfe ist eine Kooperation aus den Mitgliedsorganisationen ARGE Wien, Caritas der Erzdiözese Wien, Diakonie, Heilsarmee, neunerhaus, Samariterbund Wien, Volkshilfe Wien, Wiener Hilfswerk, Wiener Rotes Kreuz und WOBES. Ziel der Verbandsarbeit ist die Unterstützung der Mitglieder in der Wohnungslosenhilfe und die Förderung der Qualität und des Ausbaus der Dienstleistungen.

Franziska Springer
Presseabteilung Samariterbund Wien
+43 (0)664 88 94 88 35
franziska.springer@samariterbund.net

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