
Caritas zu Integrationsbericht
Parr fordert mehr Budgetmittel für Integration, verbesserte Integrationsmaßnahmen, etwa auch für Schulkinder, und Vereinfachungen am Arbeitsmarkt
Wien (OTS) – Zum heute präsentierten Integrationsbericht reagiert Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich: „Der Integrationsbericht zeigt einmal mehr, was wir in unseren Einrichtungen tagtäglich erleben: Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund sind besonders stark von gesellschaftlichen Entwicklungen, wie der massiven Teuerungswelle oder der Corona-Pandemie betroffen. Sie sind oft die ersten Leidtragenden bei Konsequenzen am Arbeitsmarkt oder beim Zugang zu Bildung“.
Parr: „Für ein gutes Miteinander in Österreich braucht es auch ein entsprechendes Budget für Integration. Es reicht nicht aus, Integration zu fordern! Integration muss auch gefördert und finanziert werden.“
Positiv sieht Parr die aktuell vorherrschende Solidarität der Bevölkerung in Österreich mit den Schutzsuchenden aus der Ukraine. Parr: „Die Lage in der Ukraine bleibt dramatisch, wir gehen davon aus, dass auch in den nächsten Monaten viele Menschen aus der Ukraine ihr Land verlassen und auch in Österreich Schutz suchen werden.“
Schon jetzt werden in Österreich viele Aktivitäten gesetzt, es braucht aber noch mehr: „Es muss jetzt alles getan werden, weitere längerfristige Unterkünfte vorzubereiten und Integration für alle ankommenden Menschen möglich zu machen. Dazu ist die Caritas in einem guten Dialog mit den betroffenen Ministerien und dem neuen Flüchtlingskoordinator. Was es aber braucht, ist deutlich mehr Tempo und die konkrete Umsetzung der bereits angekündigten und beschlossenen Maßnahmen.“
Steigende Herausforderungen im Herbst: Unterbringung und Integration
Parr mahnt den Blick in den Herbst ein: „Die Teuerungswelle, der anhaltende Krieg und baldige Winter in der Ukraine, und die parallel steigenden Asylzahlen: dies sind Herausforderungen, auf die wir uns jetzt vorbereiten müssen. Denken wir etwa an die Unterbringung, gelingende Integration und den Neustart in ein selbstbestimmtes Leben der Geflüchteten und Vertriebenen.“
Erstmals seit langem wurde heuer eine Erhöhung der Tagsätze in der Grundversorgung angekündigt, diese muss nun rasch umgesetzt werden. Das ist ein wichtiges Zeichen, allerdings sind die effektiven Kosten auch aufgrund der aktuellen Teuerung nach wie vor nicht abgedeckt. Gerade angesichts der hohen Inflation wäre eine automatische Valorisierung der Tarife nötig. Nur so können gut angebundene und ausgestattete Grundversorgungsquartiere erhalten bleiben und ein guter Personal-Schlüssel sichergestellt werden.
Da bestehende Integrationsangebote bereits voll ausgelastet sind, brauche es hier dringend einen Ausbau, so Parr: „Rechtsberatung, Integrationsberatung aber auch psychologische Betreuungsangebote und Wohnunterstützung müssen jetzt rasch ausgebaut werden. Für Kinder braucht es besondere Unterstützung – etwa in der Deutschförderung.“
Schulbeginn: Deutschförderung in der Regelklasse
Im September starten viele Kinder, die in Österreich Schutz gefunden haben, in die Schule. „Wir wissen, die Sprachförderung in den Schulen ist von zentraler Bedeutung,“ deshalb begrüßt Parr die Evaluierung der Deutschförderklassen: „Die bisherigen Eindrücke, auch aus den Caritas-Lerncafés deuten aber schon jetzt darauf hin, dass die Deutschförderklassen zu mehr Isolation führen, zudem fehlen muttersprachliche Vorbilder und die verschiedenen Leistungsniveaus erschweren den Lernerfolg. Aus Expert*innen-Sicht die deutlich bessere Alternative wäre es, Kinder in der Regelklasse mit einer zweiten Lehrkraft zu unterrichten und darüber hinaus eine zusätzliche Deutschförderung in Kleingruppen abzuhalten.“
Arbeitsmarktintegration: Entscheidung über Zuverdienstgrenze ist überfällig
Für die Integration am Arbeitsmarkt bestehen immer noch große Hürden. Parr: „Wir sind immer wieder damit konfrontiert, dass Asylwerber*innen bspw. im Bereich Pflege und Betreuung erfolgreich ausgebildet werden, schließlich aber Gefahr laufen, keine Aufenthaltsbewilligung zu erhalten. Sinnvoll wäre eine Regelung ähnlich des deutschen ‚3plus2 Modells‘, nach welchem Asylwerber*innen während ihrer (meist dreijährigen) Ausbildung sowie zwei Jahre danach weiterhin im Land bleiben und arbeiten dürfen – selbst wenn über ihren Asylantrag in der Zwischenzeit negativ entschieden wird.“
Positiv merkt Parr an, dass für Ukrainer*innen erste Schritte, etwa die Blaue Karte für den Arbeitsmarktzugang, geschaffen wurden. Parr: „Die Entscheidung zur Zuverdienstgrenze steht weiterhin aus. Das behindert die Arbeitsmarktintegration. Es braucht hier eine schnelle politische Entscheidung – einhergehend mit weiteren Sicherheiten für alle Schutzsuchenden in Österreich. Etwa der Sicherheit, die Geldleistung der Grundversorgung sowie das Quartier nicht gleich während der ersten Arbeits- oder Schulungswochen zu verlieren.“
Für eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration ist auch der Ausbau der Angebote der Kinderbetreuung wesentlich – denn gerade bei den Geflüchteten aus der Ukraine handelt es sich großteils um Frauen mit ihren Kindern, die auf derartige Betreuungsplätze angewiesen sind.
Solidarität gefragt
Trotz aller Herausforderungen in Österreich und der Welt gilt es, die Notlagen aller Menschen gleichermaßen ernst zu nehmen. „Die Unterstützung, die die ukrainischen Vertriebenen erfahren, ist bemerkenswert. Auch seitens der Politik zeigt sich, was alles möglich ist, wenn der Wille vorhanden ist. Gleichzeitig benötigen aber alle Menschen, die in Not sind – egal, ob wegen akuter Armut, Krieg, Gewalt oder Hunger, den Zugang zu Unterstützung und zu unserer Solidarität. Als Caritas bieten wir allen diesen Menschen in Notlage unsere Hilfe an.“
Caritas Österreich
Tina Newertal
Pressesprecherin
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