„dokFilm“-Premiere „Simmeringer Hauptstraße – In der Vorstadt“: Neue Milieustudie von Ed Moschitz

Am 21. August um 22.15 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – Im Rahmen der beliebten ORF-Bezirks- und -Städteporträts in der sonntäglichen Kulturprogrammleiste „dokFilm“ präsentiert ORF 2 am 21. August 2022 um 22.15 Uhr die Neuproduktion „Simmeringer Hauptstraße – In der Vorstadt“ von Ed Moschitz. Darin erkundet der ORF-Filmemacher, der bereits im Vorjahr mit einem Filmteam „Die Quellenstraße – das bunte Herz von Favoriten“ besuchte, das oft schwierige Leben der sogenannten einfachen Leute entlang der sechs Kilometer langen Hauptader des traditionellen Arbeiterbezirks Simmering.

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Riesige Grünflächen und viele renovierungsbedürftige Altbauten haben dem elften Wiener Gemeindebezirk in den vergangenen Jahren einen wahren Immobilienboom beschert: In nur zwei Jahrzehnten hat Simmering ein Viertel an Bevölkerung zugelegt, heute leben rund 105.000 Menschen dort. Ed Moschitz’ soziografische Entdeckungsreise entlang der Simmeringer Hauptstraße, der Lebensader des traditionellen Arbeiterbezirks, zeigt: Die Zeiten sind schlecht wie schon lange nicht mehr und die Bevölkerung mehr denn je unzufrieden mit Politik und Wirtschaft.

Auch dem kleinen Tschocherl, Cafe Kodim, steht eine Zeitenwende bevor – ist die Wirtin erst in Pension, werden sich Gäste wie Herr Bruno nach einem neuen Stammlokal umsehen müssen. Der Hausmeister leidet sehr, weil er es keinem Mieter recht machen kann. So sehr er sich auch bemüht: „Gieß ich den Rasen, gibt es Beschwerden, weil ich Wasser verbrauche. Mach ich es nicht, klagen sie über zu trockenen Boden.“ Sogar wegen einer Spinne im Stiegenhaus würden sie seinen Chef anrufen. Weil sich die Klagen über Bruno häuften, hat ihn sein Chef in einen Kurs geschickt, der dem 53-Jährigen den richtigen Umgang mit Mieterinnen und Mietern näherbringen soll. „Was du dort lernst, is’ komplett zum Vergessen“, ist er sicher, und tröstet sich mit einem kräftigen Schluck Spritzwein.

Frau Emilie ist in der Gemeindebau-Siedung Hasenleiten geboren und kann sich für ihr Leben keinen schöneren Platz auf Erden vorstellen. Stets ist die Blumenliebhaberin um gute Nachbarschaft bemüht. Nur einmal hätte sie einen Herrn von nebenan geohrfeigt, weil er ihr, ganz ungeniert, den Mittelfinger zeigte. „Gott sei Dank war das Fenster zu, sonst hätte es ihn im zweiten Stock rausgehaut“, sagt die rüstige 74-Jährige. Früher, in ihrer Zeit als Kellnerin, hätte sie drei Männern gezeigt, dass man sich mit ihr nicht anlegen darf. Weil sie aufmüpfig waren: „Als Frau muss man sich wehren, sonst bleibst’ über“, ist sie überzeugt.

Herr Peter war früher Totengräber am Zentralfriedhof. Heute ist der 62-Jährige zuckerkrank und sollte daher strenge Diät halten. Weil er aber beim Anblick von Schokopralinen stets schwach wird, musste man ihm unlängst sogar ein Bein amputieren. „Kennen sie die längste Praline der Welt? Da können’s einfach nicht aufhören, da wirst einfach süchtig“, erzählt er.

Herr Turhan, 56-jähriger Besitzer eines Schnapsladens, stammt aus der Türkei. Nach 35 Jahren in Österreich kann er der Wiener Gemütlichkeit längst mehr abgewinnen als den Traditionen seines ehemaligen Heimatlandes. Schon am Eingang seines Geschäfts bemerke er beim Grüßen, welche Zuwanderer es mit der Integration in Österreich wirklich ernst meinen, und welche nicht.

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