Alphabetisierungsbedarf bei Flüchtlingen steigt: ÖIF schnürt Maßnahmenpaket und baut ergänzende Lernangebote aus

7 von 10 Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten im Jahr 2022 mit Alphabetisierungsbedarf; Ausbau von berufsbegleitenden Deutschkursen

Aufgrund der hohen Zahlen von Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten sowie von ukrainischen Vertriebenen hat der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) in Zusammenarbeit mit den Kursträgern das Angebot an Deutschkursen und Deutschlernmöglichkeiten österreichweit stark ausgebaut. Im Jahr 2022 konnte die Zahl der Deutschkursplätze nach Integrationsgesetz bundesweit auf rund 66.000 Kursplätze aufgestockt werden. Ergänzend steht ein umfangreiches Angebot an Online-Kursen sowie das ÖIF-Sprachportal ( www.sprachportal.at ), die größte kostenfreie Deutschlern-Plattform im deutschsprachigen Raum, zur Verfügung. 

DURCHSCHNITTLICHER BILDUNGSSTAND BEI FLÜCHTLINGEN STARK GESUNKEN

Die größte Gruppe unter den Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten sind Personen aus Syrien sowie aus Afghanistan. Der Bildungsstand der Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert: Kamen in den Jahren 2015/16 mehr Menschen mit höherem Bildungsstand nach Österreich, so weisen aktuell 7 von 10 Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten mit Zuerkennung im Jahr 2022, die einen Deutschkurs nach Integrationsgesetz besuchen, einen Alphabetisierungsbedarf auf – sie müssen also erst die lateinische Schrift erlernen. Im Vergleich zum Jahr 2019 entspricht dies einer Steigerung um die Hälfte; bei Männern fällt der Anstieg mit 80 Prozent besonders hoch aus. 

MEHR ALS JEDER VIERTE KURSPLATZ IN EINEM ALPHABETISIERUNGSKURS

Carla Pirker, Gesamtleitung Förderungen und Europäische Fonds im ÖIF: „Mehr als jeder vierte vom ÖIF finanzierte Deutschkursplatz im Jahr 2022 ist ein Alphabetisierungskursplatz, Tendenz steigend. Ein stark wachsender Anteil dieser Personengruppe benötigt eine so genannte primäre Alphabetisierung – sie haben auch in ihrer Muttersprache nie schreiben gelernt. Der niedrige Bildungsstand erschwert die sprachliche Integration maßgeblich; nicht alphabetisierte Personen kommen beim Deutschlernen deutlich langsamer voran und erreichen das Lernziel von Kursniveaus weniger oft.“ Basierend auf ÖIF-Daten legt nur jede dritte Person mit Alphabetisierungsbedarf in weiterer Folge eine positive Integrationsprüfung ab, jedoch nehmen diese Personen deutlich mehr Deutschkurse in Anspruch als alphabetisierte Personen. 

MASSNAHMENPAKET FÜR STEIGENDEN ALPHABETISIERUNGSBEDARF

Um dem steigenden Alphabetisierungsbedarf Rechnung zu tragen, setzt der ÖIF in Zusammenarbeit mit den Kursträgern eine Reihe von Maßnahmen um: Mit internationalen Expertinnen und Experten entwickelte der ÖIF ein eigenes Rahmencurriculum für Alphabetisierungskurse und setzt damit einheitliche, hohe Qualitätsstandards. Der Umfang der Kurse wurde bereits im Vorjahr an das sinkende Bildungsniveau der Zielgruppe angepasst. Ein spezifisches Weiterbildungsprogramm stellt sicher, dass Lehrkräfte in Alphabetisierungskursen bestmöglich für die Arbeit mit Personen mit niedrigem Bildungsstand geschult sind, eigene fachliche Weiterbildungen zur Deutschvermittlung bei langsam Lernenden sowie zu Lernstrategien für bildungsferne Deutschlernende unterstützen Trainerinnen und Trainer in der täglichen Arbeit mit Flüchtlingen mit niedrigem Bildungsstand. 

JUNGWIRTH/BABE: TROTZ SCHWIERIGER RAHMENBEDINGUNGEN HOHE ZAHL AN QUALITÄTSVOLLEN KURSPLÄTZEN

Christoph Jungwirth, Vorsitzender der Berufsvereinigung der ArbeitgeberInnen privater Bildungseinrichtungen (BABE), deren Mitgliedsinstitute einen großen Teil der Deutschkurse in Österreich umsetzen: „Der sinkende Bildungsstand von Flüchtlingen erschwert und verlängert das Deutschlernen, das nehmen die Kursträger der BABE im täglichen Deutschkursbetrieb deutlich wahr. Mit den gesetzten Maßnahmen können wir trotz der schwierigen Rahmenbedingungen eine hohe Zahl an qualitätsvollen Kursplätzen zur Verfügung stellen.“ 

ARBEITSKRÄFTEMANGEL: ÖIF BAUT BERUFSBEGLEITENDE DEUTSCHKURSE AUS

In Zeiten des Arbeitskräftemangels kommt dem raschen Einstieg in den Arbeitsmarkt von Zuwanderinnen und Zuwanderern eine besondere Bedeutung zu. Der ÖIF hat daher das Angebot an Deutschkursen zu Randzeiten, die auch berufsbegleitend besucht werden können, und ortsunabhängigen Online-Kursen und Selbstlernangeboten stark ausgebaut.

Carla Pirker, Gesamtleitung Förderungen und Europäische Fonds im ÖIF: „Ziel ist es, Flüchtlinge in Österreich ungeachtet ihres mitgebrachten Bildungsstandes beim Erreichen der Selbsterhaltungsfähigkeit und beim Einstieg in den österreichischen Arbeitsmarkt zu fördern. Deutschkurse können auch morgens und abends besucht werden, damit sich Job und Deutschlernen besser vereinbaren lassen. Gleichzeitig erfolgt ein Ausbau von Online-Kursen und Vorlesungen sowie Selbstlernangeboten, die rund um die Uhr zur Verfügung stehen.“ 

UMFANGREICHE PALETTE AN DEUTSCH-LERNANGEBOTEN FÜR ALLE ZUWANDER/INNEN

Um Zuwanderinnen und Zuwanderer orts- und zeitunabhängig beim Deutschlernen zu unterstützen, stellt der ÖIF ergänzend zum Kursangebot bei Kursträgern auf www.sprachportal.at eine breite Palette an täglichen Online-Deutschkursen für Einsteigerinnen und Einsteiger und auch für fortgeschrittene Deutschlernende zur Verfügung. Von Montag bis Freitag finden täglich Kurse auf den Sprachniveaus A1, A2, B1 und B2 statt, an denen man kostenfrei und ohne Anmeldung per Computer, Tablet oder Handy teilnehmen kann. Besonders an berufstätige Zuwanderinnen und Zuwanderer richten sich eigene berufsspezifische Online-Deutschkurse zu Gastronomie, Hotellerie und Tourismus sowie zum Lebensmittelhandel. Ergänzend stellt der ÖIF zahlreiche kostenlose Lernmaterialien, Arbeitsblätter, interaktive Übungen, Lernvideos, Podcasts und Hörbeiträge bereit, um selbstständig Deutsch zu üben und erworbene Sprachkenntnisse vertiefen zu können.

Österreichischer Integrationsfonds
Mag.(FH) Siegfried Grobmann
Leiter Kommunikation
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