ALBERTINA: Ruth Baumgarte. Visions of Light and Color

Preisverleihung der Kunststiftung Ruth Baumgarte an Athi-Patra Ruga

Mit der deutschen Malerin Ruth Baumgarte (1923 – 2013) präsentiert die ALBERTINA eine Künstlerinnenposition des 20. Jahrhunderts: Das Werk der großen Koloristin wird erstmals in Österreich gezeigt.  

Im Mittelpunkt der Schau in der Pfeilerhalle steht Baumgartes umfassender Werkkorpus, dem Reisen der Künstlerin in afrikanische Länder wie Ägypten, Südafrika, Kenia, Tansania, Uganda, Äthiopien, Sudan und Simbabwe zugrunde liegen. Die insgesamt 38 Ölgemälde besitzen bei ihrer Betrachtung eine geradezu magische Qualität. Der simbabwische Dichter Chirikure Chirikure sagt über die Künstlerin: „Die Länder Afrikas und seine Völker waren für sie keine Modelle, die es auf der Leinwand festzuhalten galt, sondern ein integraler Bestandteil ihrer Lebensreise.“ 

Ab den 1950er-Jahren bis ins hohe Alter reist die Künstlerin über vierzig Mal nach Afrika, wo sie die Menschen aufmerksam beobachtet, sich empathisch in sie einfühlt. Sie interessiert sich für die fremden Kulturen eines damals für europäische Kunstschaffende noch unerschlossenen Kontinents. Zentral für das Verständnis von Ruth Baumgartes Kunst ist das Verhältnis von Mensch und Natur, die Verschmelzung von Figur und Landschaft. Auf Basis schneller Skizzen, die sie vor Ort anfertigt, schafft sie später – wieder zuhause in ihrem Atelier in Deutschland – farbintensive Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen.

Zu sehen war das Werk Baumgartes zuletzt im Museum für Kunst, Dortmund, im Museum für Gegenwartskunst im State Russian Museum, St. Petersburg sowie im Ludwig Museum Koblenz. In Österreich wird die Künstlerin erstmals gezeigt.

EINE GROSSE KOLORISTIN UNSERER ZEIT

„Dynamische Farbströme überziehen gleich einer glühenden Lava die Bilder. Neben den strahlenden, geradezu das Auge blendenden hellen Bereichen treten tief leuchtende Farbpartien von nicht geringerer Intensität auf, die dieselbe Sättigung wie das intensive Rot, Gelb und Orange aufweisen. Durch ihre zahlreichen Reisen nach Afrika, begegnet Ruth Baumgarte jenen intensiven Farbimpressionen, denen sie in der deutschen Heimat nicht begegnen konnte. Formal und koloristisch war Afrika mit seinem grellen Licht und der hohen Farbintensität für sie, was Tunis ein halbes Jahrhundert zuvor für Paul Klee und August Macke war: die Befreiung ihrer Malerei aus der mitteleuropäischen Tradition“, so ALBERTINA Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder.  

„Ruth Baumgarte hat ihre Afrikabilder zu einem Zeitpunkt angefertigt, als Fragen nach künstlerischer Aneignung und kultureller Enteignung im Sinn aktueller Diskurse noch nicht existierten. Trotzdem erkennt sie intuitiv, dass politische Asymmetrien, die sich als Culture Clash manifestieren, nicht in oberflächlicher Harmonie aufgelöst werden können, sondern in spannungsgeladenen Farbkompositionen gestalterisch gleichsam als Formproblem bewältigt werden müssen. So entsteht ein spannungsreicher Kosmos, der, ausgehend von flammenden Rottönen und sattem Orange-Ocker über Gelb, Rosa und Violett zu entschiedenen Violett-Blau-Tönen in die Tiefe verfließt“, so Kuratorin und ALBERTINA MODERN-Direktorin Angela Stief zum Werk der Künstlerin.

WERKVERZEICHNIS IN DREI BÄNDEN

Das künstlerische Gesamtwerk der gegenständlich und expressiv arbeitenden Künstlerin Ruth Baumgarte (1923–2013) wird auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Forschungen und mit einem auf Vollständigkeit angelegten Verzeichnis in einer opulenten dreibändigen Ausgabe präsentiert. Ebenfalls wird das bisher noch unerforschte Kapitel der Illustrationsgeschichte im Frühwerk der Künstlerin eröffnet. 

Der Essayband verortet mit seinen biografischen, kunst- und kulturhistorischen Beiträgen Ruth Baumgartes Œuvre erstmals und umfassend in der deutschen Kunstgeschichte.

Hinzutreten Betrachtungen über die besondere, jahrzehntelange Beziehung der Künstlerin zu Afrika und darüber, welche Wechselwirkungen es zwischen ihren Werken und der Filmografie zu entdecken gibt. Weitergehend wird ihr gesamtes bildkünstlerisches Werk aus acht Jahrzehnten im zweiten Band chronologisch aufgeführt. Der umfangreiche dritte Band des Werkverzeichnisses gibt auch einen vollständigen Überblick über die frühen Nachkriegs-Illustrationen der Künstlerin.

Werkverzeichnis / Catalogue Raisonné Vol. I-III

Beiträge von R. M. Fischer, R. Giesen, E. J. Gillen, H. Lethen, C. Präger, B. Reifenscheid, R. Spieler.

Text: Deutsch / Englisch

3 Bände mit insg. 1172 Seiten, 3450 Abbildungen in Farbe

27 x 32 cm, gebunden.

https://www.hirmerverlag.de/de/titel-1-1/ruth_baumgarte-2248/

PREISVERLEIHUNG AN ATHI-PATRA RUGA 

In die Präsentation von Ruth Baumgarte Künstlerin werden Werke des südafrikanischen Künstlers Athi-Patra Ruga eingeflochten, der den diesjährigen Preis der Kunststiftung Ruth Baumgarte in der Nachfolge von Kunstschaffenden wie William Kentridge, Michael Armitage, Nan Goldin, Mona Hatoum u.a. erhält. Ruga, der 1984 in Umtata geboren wurde und zwischen Johannesburg und Kapstadt lebt, verfolgt in seinem multimedialen Werk eine Hybridisierung von Formen und Inhalten. Seine visuelle Bildsprache zwischen Utopie und Realität löst geografische Grenzen, geschlechtliche Zuschreibungen und soziale Konstruktionen der afrikanischen Geschichte spielerisch auf. Die Amalgamierung von unterschiedlichen kulturellen Einflüssen macht er zum Konzept einer Kunst, die sich zahlreicher Referenzen ungehemmt bedient und keine Scheu vor Aneignung aufweist.  

Der künstlerische Dialog mit ausgewählten Werken, zwei Tapisserien und einer Zeichnung, von Athi-Patra Ruga verankert Ruth Baumgartes Œuvre in der Gegenwart und zeugt von der Aktualität ihrer Kunst. Die erstaunlichen Analogien der Arbeiten der beiden Kunstschaffenden attestieren ein kulturübergreifendes Verständnis.

Die Ausstellung ist bis 5. März 2023 in der ALBERTINA zu sehen.

Pressebilder zum Download: Ruth Baumgarte | Africa: Visions of Light and Color « ALBERTINA Museum Wien

Daniel Benyes
Albertina
Pressesprecher
+43 1 534 83 511
D.Benyes@albertina.at
www.albertina.at

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