
Geringes Vertrauen in die Politik bei Klimaschutz
Drei Viertel der unter 30-Jährigen haben das Gefühl, dass ihre Anliegen zum Klima nicht ernstgenommen werden. Das ergab eine Umfrage des EU-Jugenddialogs unter 1.500 Personen.
Der Klimawandel ist seit Jahren eine der größten Zukunftssorgen der jungen Generation. Um die Frage zu klären, wie sich Österreichs Jugend ein nachhaltiges und inklusives Europa vorstellt, hat die Koordinierungsstelle des EU-Jugenddialogs in der Bundesjugendvertretung (BJV) eine österreichweite Umfrage durchgeführt. Insgesamt wurden mehr als 1.500 junge Menschen unter 30 Jahren von April bis September 2022 befragt.
Dabei geben zwar knapp 70 Prozent der Teilnehmenden an, sich ausreichend über den Klimawandel informiert zu fühlen. Gleichzeitig betonen aber drei Viertel der Befragten unter 30 Jahren, dass bei politischen Entscheidungen rund um die Themen Klima- und Umweltschutz ihre Anliegen kaum Gehör finden.
„Die Folgen des Klimawandels sind deutlich spürbar. Wir erleben Hitzerekorde im Sommer und Frühlingstemperaturen im Winter. Seit Jahren demonstrieren Jugendliche für eine gerechte Klimapolitik. Die Politik hat es bis heute nicht geschafft, Maßnahmen zu setzen, damit wir das 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzübereinkommens erreichen. Da überrascht es nicht, dass junge Menschen das Gefühl haben, von der Politik nicht gehört zu werden“, zieht BJV-Vorsitzender Sabir Ansari Bilanz. Ein gültiges Klimaschutzgesetz fehlt nach wie vor, betont der Vorsitzende: „Wenn sich die Regierungsmitglieder in zwei Jahren auf keine verbindlichen Klimaziele einigen, wie sollen junge Menschen dann daran glauben, dass wir die Klimakrise nachhaltig bekämpfen können? Wir müssen ab sofort sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene dem Klimaschutz mehr Priorität einräumen.“
Ein steigender Vertrauensverlust in die Politik zeichnet sich ab. „Schon jetzt wissen rund 60 Prozent der Befragten keinen Weg mehr, wie sichergestellt werden könnte, dass die Politik ihre Bedürfnisse bei Umweltthemen auch berücksichtigt“, führt Ansari weiter aus. Für den BJV-Vorsitzenden ein weiteres Zeichen, dass es höchste Zeit ist, wirksame Maßnahmen umzusetzen. „Das sollte für die Politik ein Alarmsignal sein. Die Zahlen zeigen ganz klar, dass Jugendliche beim Klimaschutz kein Vertrauen in die Politik haben“, betont Ansari.
WUNSCH NACH KLIMA-BILDUNG
Ein zentrales Ergebnis der Befragung ist auch der Wunsch nach Klima-Bildung. „Rund 55 Prozent der Befragten kennen keine jugendfreundlichen Informationsquellen zum Klimawandel. Sich zu informieren ist deshalb für viele Jugendliche oft mit intensiven Recherchearbeiten verbunden“, sagt Sophie Hammer, BJV-Referentin und zuständig für den EU-Jugenddialog. Das führt auch dazu, dass die vielfältigen Auswirkungen der Klimakrise oft nicht bekannt sind und nicht alle jungen Menschen die gleiche Chance bekommen, sich einzubringen. „Die Hälfte der Befragten fühlt sich nicht ausreichend über den Zusammenhang zwischen Klimawandel und sozialen Ungleichheiten informiert. Drei Viertel finden, dass nicht alle jungen Menschen den gleich guten Zugang dazu haben, sich politisch beim Thema Klimawandel zu beteiligen“, führt die BJV-Referentin aus. Eine Lücke, die es zu schließen gilt, betont BJV-Vorsitzender Ansari: „Junge Menschen wünschen sich eine stärkere Verankerung von Klima-Bildung in den Schulen und eine altersgerechte Vermittlung des Themas bereits ab dem Kindergarten. Außerdem vermissen Jugendliche auch Möglichkeiten zu lernen, wie mit sie mit ihrer Zukunftsangst umgehen können.“
KAUM PROBLEME MIT KLIMAFREUNDLICHER MOBILITÄT IN DEN STÄDTEN
Erfreuliche Nachrichten bringt die Befragung beim Thema Mobilität: Neun von zehn der Befragten geben an, die Möglichkeit zu haben, klimafreundliche Transportmittel zu verwenden. „In den Städten ist der öffentliche Verkehr gut ausgebaut, aber es gibt einen deutlichen Wunsch nach sicheren Radwegen. Anders ist es im ländlichen Raum, da gibt es vor allem abends und in der Nacht wenige Möglichkeiten, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen“, stellt Hammer mit den Umfrage-Ergebnissen fest. Insgesamt muss der öffentliche Verkehr aber auch inklusiver werden, fordert Ansari: „Für Menschen mit Behinderung ist der öffentliche Verkehr besonders am Land nach wie vor eine Herausforderung. Barrierefreie Öffis sind auch 2023 leider noch keine Selbstverständlichkeit wie unsere Befragung zeigt. Hier gibt es Aufholbedarf, damit jede Person ohne Hindernisse klimafreundliche Entscheidungen treffen kann.“
Politik ist in der Verantwortung dem Vertrauensverlust entgegenzuwirken
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