Versorgungssicherheit mit heimischem Zucker steht am Spiel

EU-Politik muss Verantwortung übernehmen

Rund ein Drittel bis zur Hälfte des österreichischen Zuckerrübenanbaugebiets kämpft seit einigen Jahren gegen den Rübenderbrüssler, der besonders schwer bekämpfbar ist und in kürzester Zeit enorme Schäden durch Kahlfraß von ganzen Zuckerrübenflächen verursacht. In den letzten Jahren hat sich der Schädling durch die trockene Witterung immer mehr ausgebreitet und konnte nur durch die Anwendung von geringen Mengen an Neonicotinoiden in der Saatgutbehandlung reguliert werden, sodass es zu keinen nennenswerten Flächenausfällen gekommen ist.

Der Boden des Anbaugebietes wird ständig auf Larvenbesatz des Rübenderbrüsslers untersucht, sodass die Entwicklung der Population beobachtet und Rückschlüsse für das folgende Jahr getroffen werden können.

Parallel dazu wird mittels Bienenmonitoring Jahr für Jahr bewiesen, dass der Einsatz der geringen Wirkstoffmengen an Neonicotinoiden im Zuckerrübenanbau keine negativen Folgen für die Bienen hat.

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat am 19.1.2023 nach einer Klage einer Umweltschutzorganisation in Belgien entschieden, dass künftig Zuckerrübensaatgut nicht mehr mit Neonicotinoiden behandelt werden darf.

Es wurde zwischenzeitlich geklärt, dass die Sondersituation in Österreich mit den begleitenden Maßnahmen keinen rechtlichen Spielraum für eine Notfallzulassung schafft.

In der Europäischen Kommission ist darüber hinaus auch kein politischer Wille erkennbar, Maßnahmen zu ergreifen, um in Zukunft die Neonicotinoide für die Zuckerrübensaatgutbehandlung im Rahmen einer Notfallzulassung zu ermöglichen.

Die Vereinigung DIE RÜBENBAUERN muss diese Entscheidung der EU-Institutionen sowie der österreichischen Behörden zur Kenntnis nehmen.

EIGENVERSORGUNG ÖSTERREICHS MIT HEIMISCHEM ZUCKER STEHT AUF DEM SPIEL

Wenn nun die Neonicotinoide über eine Notfallzulassung nicht mehr verwendet werden dürfen, besteht die Gefahr, dass die Rübenbauern die Rübenflächen in den klassischen Befallsgebieten des Rübenderbrüsslers zurücknehmen werden. Die verbleibende Rübenfläche droht dem Rüsselkäfer zum Opfer zu fallen, da es keine alternativen, wirksamen Bekämpfungsmethoden gibt. Die restlichen Zuckerrübenflächen werden daher im schlimmsten Fall nicht mehr ausreichend sein, um die bisher seit Jahrzehnten sichergestellte Eigenversorgung mit heimischem Zucker aus österreichischen Zuckerrüben sicherzustellen. Österreich wäre dann mit einem Schlag importabhängig und könnte auch nicht mehr genügend Rohstoffmengen für den wirtschaftlichen Betrieb beider Zuckerfabriken bereitstellen.

LANDWIRTSCHAFTSPOLITIK DER EUROPÄISCHEN KOMMISSION IST ZU HINTERFRAGEN

Durch zunehmende Verbote von Pflanzenschutzmitteln in der landwirtschaftlichen Produktion werden Spezialkulturen wie die Zuckerrübe immer mehr verdrängt werden. Beweis dafür ist die Tatsache, dass im abgelaufenen Jahr die Zuckerimporte in die Europäische Union gestiegen sind. Diese Zuckermengen kamen hauptsächlich aus Übersee.

„Es kann wohl nicht im Sinne der EU sein, hierzulande die Produktion zurückzufahren, alles zu verbieten und sich damit das grüne Mäntelchen umzuhängen und gleichzeitig das Tor für Importe aus Regionen zu öffnen, die bei weitem nicht mit den Produktionsstandards der EU vergleichbar sind. Jüngstes Beispiel von dieser heuchlerischen Doppelmoral ist das Mercosur-Freihandelsabkommen, das seitens der Europäischen Union wieder aufgenommen und weiterverhandelt wird“, kritisiert Präs. Karpfinger von der Vereinigung DIE RÜBENBAUERN.

Umwelt-NGOs versuchen seit Jahren, mit fragwürdigen Studien Druck auf die Europäische Kommission auszuüben, die dadurch Entscheidungen herbeiführt, die sich nachhaltig negativ auf die Europäische Union und die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln auswirkt.

„Wer die landwirtschaftliche Produktion in Europa verunmöglicht, macht sich an der Urwaldzerstörung mitschuldig, weil dort künftig noch mehr Produktion für Europa stattfinden wird“, so Präs. Karpfinger abschließend.

Dir. Ing. Markus Schöberl
T +43 664 3078911
m.schoeberl@rueben.at
www.ruebenbauern.at

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