Rotes Kreuz sieht keine Lösungen in der Versorgungskrise im Pflegebereich

Bis 2030 fehlen in Österreich 75.000 Pflegekräfte. Rotkreuz-Stv.Gensek. Kaiser: „Es muss uns gelingen, Menschen in diesem Feld zu halten und für diesen Beruf neu zu gewinnen.“

Als Najib Ghulami von Afghanistan nach Österreich geflüchtet ist, hat sich sein beruflicher Werdegang im Betreuungs- und Pflegebereich noch nicht abgezeichnet. Über das seit 2012 laufende Projekt „Migrants Care“ fand der 26-Jährige in den Pflegeberuf, absolvierte eine mehrstufige Ausbildung und arbeitet derzeit als Pflegeassistent in der mobilen Pflege und Betreuung im Wiener Roten Kreuz.

„Ich habe in Österreich den Schulabschluss nachgeholt und danach von migrants care gehört. Die verschiedenen Deutschkurse waren für mich sehr wertvoll, denn im Pflegeberuf ist die Sprache ein wichtiger Schlüssel, um mit den Patient:innen Wünsche und Bedürfnisse abzuklären. Die eigene Motivation und sich Ziele zu setzen, sind aber genauso wichtig für diesen Beruf“, sagt Ghulami.

In der Pflegeassistenz-Ausbildung wird viel Wert auf den menschlichen Körper gelegt. Interesse für Anatomie, Pathologie und Pharmakologie müsse man hier mitbringen, um später die richtigen Schritte in der Betreuung der zu pflegenden Menschen setzen zu können. „Wir arbeiten mit den Ärzt:innen und dem diplomierten Pflegepersonal zusammen, da müssen wir den menschlichen Körper gut kennen. Die Ausbildung war nicht einfach, aber mir macht meine Arbeit jeden Tag Spaß. Wenn Migrant:innen in der Pflege arbeiten möchten, ist migrants care der richtige Start“, so Ghulami.

Erfolgsgeschichten wie diese gab es in den vergangenen elf Jahren einige. Dennoch können derartige funktionierende Integrationsprogramme die prognostizierte Personallücke im Betreuungs- und Pflegeberuf – bis 2030 werden in Österreich mindestens 75.000 Pflegekräfte fehlen – nicht dauerhaft lösen. Die Attraktivierung der Pflegeberufe und die Zugangserleichterung zur Ausbildung für Umsteiger:innen gehören ebenso dazu wie die langfristige Bindung der Pflegekräfte durch eine Steigerung ihrer Gehälter und der Ausbau der mobilen Pflege, da die meisten Menschen zuhause – durch das Rote Kreuz sind dies mehr als 30.000 jährlich – betreut werden möchten. „Wir hören von vielen Menschen in Pflegeberufen, dass es nicht immer ums Geld geht. Natürlich muss die Entlohung passen, aber es müssen auch bessere Möglichkeiten zum Ausgleich geschaffen werden und Familie und Job sollen gut unter einen Hut zu bekommen sein“, sagt Peter Kaiser, Stellvertretender Generalsekretär des Roten Kreuzes.

Der Internationale Tag der Pflegenden am 12. Mai erinnert an den Geburtstag von Florence Nightingale, einer Pionierin der modernen Krankenpflege, und soll das Bewusstsein für diesen Gesundheits- und Sozialbereich stärken. Das weltweite Motto für diesen Tag lautet heuer „Unsere Pfleger:innen. Unsere Zukunft“. Und diese naheliegende Zukunft hat für Österreich einen eindeutigen Auftrag.

Denn ein finanziell gesichertes und funktionierendes Pflege- und Betreuungssystem ist von hoher gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. „Viele Menschen im Pflegebereich sehen sich in einem erfüllenden Berufsfeld, auch wenn es ein sehr forderndes, physisch wie psychisch, ist. Aufgrund des aktuellen Personalmangels befinden wir uns bereits in einer Versorgungskrise. Für Neuanfänger:innen benötigt es eine Investition in die Ausbildungsplätze und bei erfahrenen Fachkräften spielen die berufliche Perspektive sowie die finanzielle Unterstützung beim Erwerb von Zusatzqualifikationen im Vordergrund“, so Stv.-Generalsekretär Kaiser.
Das Rote Kreuz informiert digital über die wichtigsten Ansprechpersonen rund um Pflege und Betreuung sowie beantwortet Fragen für pflegende und betreuende Angehörige oder bei der Hauskrankenpflege. Dabei finden sich auch kostenfreie Publikationen und Online-Kurse mit wertvollen Praxis-Tipps:

Florian Rußmann
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