Totschnig/Pernkopf/Schmuckenschlager: Für sichere Versorgung muss Produktion gesichert werden

Wirksamer Pflanzenschutz ist wesentlicher Teil praxistauglicher Lösungen

DER PRODUKTIONSSICHERUNG IN DER LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT MUSS OBERSTE PRIORITÄT EINGERÄUMT WERDEN. NUR DANN KANN EINE SICHERE VERSORGUNG MIT HEIMISCHEN LEBENSMITTELN GEWÄHRLEISTET WERDEN. “UM DIE PRODUKTION UND SOMIT DIE VERSORGUNG ABZUSICHERN BRAUCHT ES DIE ENTSPRECHENDEN RAHMENBEDINGUNGEN UND MASSNAHMEN, DIE ES DEN BÄUERINNEN UND BAUERN ERMÖGLICHEN, DIE ANGEBAUTEN KULTUREN GESUND BIS ZUR ERNTE ZU BRINGEN. EIN WESENTLICHER TEIL PRAXISTAUGLICHER LÖSUNGEN IST WIRKSAMER PFLANZENSCHUTZ”, BETONEN LANDWIRTSCHAFTSMINISTER NORBERT TOTSCHNIG, LH-STELLVERTRETER STEPHAN PERNKOPF UND LANDWIRTSCHAFTSKAMMER NÖ-PRÄSIDENT JOHANNES SCHMUCKENSCHLAGER BEI EINEM LOKALAUGENSCHEIN DER MASSIV GESCHÄDIGTEN ZUCKERRÜBEN- UND KÜRBISFLÄCHEN IN NIEDERÖSTERREICH.

Der Rübenanbau wird durch das stark erhöhte Schädlingsauftreten heuer deutlich erschwert. Vielerorts sorgt der Rübenrüsselkäfer für enorme Einbußen – mehr als 5.000 Hektar der angebauten Zuckerrüben mussten bereits umgebrochen werden. Das verursacht zusätzliche Kosten von 2 Mio. Euro und führt zu 500 Tonnen CO2 Mehrausstoß. Dies entspricht 5 Mio. gefahrenen PKW Kilometer. Grund dafür ist ein fehlender wirksamer Beizstoff von Zuckerrübensaatgut, die Erhaltung der bisherigen Rübenanbaufläche wird dadurch massiv erschwert. Auch beim Kürbis ist die Lage prekär. Es gibt seit diesem Jahr kein ausreichend wirksames Beizmittel mehr für Kürbissamen – einer der Gründe für enorme Ausfälle in der heurigen Kürbisernte. Wie bei der Rübe sind auch beim Kürbis bereits mehrere tausend Hektar betroffen. Ganze Produktionssparten gelangen somit an ihre Grenzen.

WIRKSAMER PFLANZENSCHUTZ UNVERZICHTBAR

Ziel jeder Entwicklung muss sein, die Eigenversorgung mit österreichischen Produkten zu erhöhen, mindestens aber zu erhalten. Praxistaugliche Lösungen im Hinblick auf Pflanzenschutz sind hier unverzichtbar. Nur mit der Zulassung und Verfügbarkeit von wirksamen Pflanzenschutzmitteln kann die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln auch in Zukunft sichergestellt werden. Die Agrarvertreter appellieren an die Europäischen Union, die Produktions- und Versorgungssicherheit in den Vordergrund zu stellen. Zwei Maßnahmen seien dafür jedenfalls erforderlich: Der SUR-Verordnungsentwurf in der vorliegenden Form ist abzulehnen und die Möglichkeit für Notfallzulassungen von Pflanzenschutzmitteln muss weiterhin gegeben sein.

Landwirtschaftsminister NORBERT TOTSCHNIG ist die nachhaltige Absicherung des heimischen Zuckerrübenanbaus ein großes Anliegen: “Der Lokalaugenschein zeigt, wie hier die wertvolle Arbeit der Bäuerinnen und Bauern durch Schädlinge schlagartig vernichtet wird. Es ist mir wichtig, mir ein persönliches Bild von der Lage zu machen. Ich werde diese Eindrücke bei meinen Gesprächen auf EU-Ebene weiter deponieren. Die Europäische Kommission wurde von uns bereits aufgefordert, bei all ihren Entscheidungen die Versorgungssicherheit zu berücksichtigen, insbesondere im Rübenanbau und der Zuckerproduktion ist dies aus gegeben Anlass rasch zu bewerten. Die EU-Kommission wird auch darlegen müssen, wie in Europa künftig ein wettbewerbsfähiger Pflanzenbau abgesichert werden soll. Klar ist: Entweder produzieren wir in Europa oder wir importieren die Lebensmittel aus Übersee. Wofür ich einstehe ist klar!” Für Totschnig ist Europas Versorgungssicherheit von zentraler Bedeutung. “Gemeinsam mit einer großen Mehrheit an Mitgliedsstaaten habe ich eine erweiterte Folgeabschätzung zur SUR-Verordnung der EU-Kommission angestoßen. Ein entsprechender Ratsbeschluss wurde mit einer überwältigenden Mehrheit angenommen. Die Kommission muss nun diese notwendigen Informationen liefern. Nur so kann eine vernünftige, faktenbasierte und verantwortungsvolle Diskussion stattfinden, um die landwirtschaftliche Produktion in Europa auch künftig abzusichern”, so Totschnig.

“Auf den abgefressenen Rübenflächen hätten 60.000 Tonnen Zucker erzeugt werden, damit hätte ganz Wien ein Jahr lang versorgt werden können. Als Konsequenz kommt diese Menge jetzt wohl aus dem Ausland, wo dafür womöglich sogar Regenwald abgeholzt wird. Wir müssen uns die Frage stellen, ob wir weiterhin Produktion und Versorgungssicherheit inklusive Arbeitsplätze in Europa haben wollen. Denn derzeit läuft alles darauf hinaus, dass man die Lebensmittelproduktion aus Österreich und aus Europa verdrängen will. Wir brauchen eine radikale Wende: Wir müssen die Lebensmittelproduktion in Europa aufdrehen, anstatt sie abzudrehen. Für die Versorgungssicherheit und für die Umwelt”, so LH-Stellvertreter STEPHAN PERNKOPF.

SUR-VERORDNUNG IN DER VORLIEGENDEN FORM UNTAUGLICH

Landwirtschaftskammer NÖ-Präsident JOHANNES SCHMUCKENSCHLAGER erklärt: “Wir Bäuerinnen und Bauern brauchen auch in Zukunft einen vernünftigen, sicheren und bedarfsgerechten Pflanzenschutz. Nur so kann die Versorgung mit leistbaren, qualitativ hochwertigen Lebensmitteln und nachhaltigen Rohstoffen sichergestellt werden”, betont Schmuckenschlager und sagt weiter: “Wir fordern daher eine grundsätzliche Neugestaltung des Entwurfes, damit eine sich weiterentwickelnde nachhaltige Produktion und eine gesicherte Versorgung in Europa auch in Zukunft möglich ist.” Der derzeitige Entwurf zur SUR-Verordnung (“Sustainable Use Regulation” = SUR) beinhaltet unter anderem nicht umsetzbare Vorgaben zu Reduktionszielen bei Pflanzenschutzmitteln, völlig überbordende Dokumentationsverpflichtungen zu Maßnahmen des Integrierten Pflanzenschutzes oder ein generelles Verbot von Pflanzenschutzmitteln in “bestimmten Gebieten”. Verordnungen mit derartigen Auswirkungen auf die Produktionssicherung dürfen niemals ohne eine umfassende Folgenabschätzung erstellt werden. Zukunftsfähige Produktionspotentiale sind sicherzustellen und ungeeignete Einschränkungen bei den Wirkstoffen, praxisfremde Düngereduktionsmaßnahmen und überbordende Dokumentationsverpflichtungen sind abzulehnen.

NOTFALLZULASSUNGEN WEITERHIN UNVERZICHTBAR

Notfallzulassungen von Pflanzenschutzmitteln stellen oftmals – sowohl in der konventionellen als auch biologischen Landwirtschaft – Maßnahmen dar, die zur Schließung von Zulassungslücken oder zur Regulierung anderwärtiger nicht behandelbarer Schaderreger notwendig sind. Dafür müssen auch in Zukunft Notfallzulassungen möglich sein. (Schluss)

DI Christina Spangl
Pressesprecherin Landwirtschaftskammer NÖ
Tel.: 05 0259 28101
Mobil: 0664 60259 28101
E-Mail: christina.spangl@lk-noe.at

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