Schmuckenschlager/Mayr: EU-Umweltausschuss gefährdet europäische Produktions- und Versorgungssicherung

Unrealistische und praxisfremde Sicht- und Arbeitsweise bestimmter Fraktionen

DER UMWELTAUSSCHUSS DES EU-PARLAMENTS HAT HEUTE ÜBER DEN SUR-VERORDNUNGSENTWURF (SUR = SUSTAINABLE USE REGULATION) SOWIE DIE WIEDERZULASSUNG VON GLYPHOSAT ABGESTIMMT. ZUMINDEST BEIM WIRKSTOFF GLYPHOSAT FOLGT DER EU-UMWELTAUSSCHUSS ENDLICH DEN WISSENSCHAFTLICHEN FAKTEN – WENN AUCH NUR MIT EINER KNAPPEN MEHRHEIT. DAS ABSTIMMUNGSERGEBNIS ÜBER DEN VORLIEGENDEN SUR-VERORDNUNGSENTWURF IST HINGEGEN ERSCHRECKEND. LANDWIRTSCHAFTSKAMMER NIEDERÖSTERREICH-PRÄSIDENT JOHANNES SCHMUCKENSCHLAGER SIEHT DARIN EINE SICHERE VERSORGUNG MASSIV GEFÄHRDET: „DAS MACHT DIE UNREALISTISCHE UND PRAXISFREMDE SICHT- UND ARBEITSWEISE BESTIMMTER FRAKTIONEN IM EU-PARLAMENT DEUTLICH, DIE DIE VERSORGUNGSSICHERHEIT BEI IHREN ENTSCHEIDUNGEN SCHLICHTWEG NICHT BERÜCKSICHTIGEN.“

„Das Ergebnis der Abstimmung des EU-Umweltausschusses über den vorliegenden SUR-Verordnungsentwurf zeigt leider, dass bestimmten Fraktionen nichts an einer sicheren Versorgung liegt. Jede Stimme, die den vorliegenden Entwurf befürwortet hat, gefährdet die Produktions- und Versorgungssicherheit. Taurig ist, dass dies die Mehrheit der EU-Umweltausschussmitglieder ist“, so Schmuckenschlager.

Der derzeitige Entwurf zur SUR-Verordnung beinhaltet unter anderem nicht umsetzbare Vorgaben zu Reduktionszielen bei Pflanzenschutzmitteln, völlig überbordende Dokumentationsverpflichtungen zu Maßnahmen des Integrierten Pflanzenschutzes oder ein generelles Verbot von Pflanzenschutzmitteln in „bestimmten sensiblen Gebieten“. „Wir fordern daher schon seit dem ersten Vorliegen des SUR-Verordnungsentwurfes eine Neugestaltung des EU-Vorschlages. Zudem dürfen Verordnungen mit derartigen Auswirkungen auf die Produktionssicherung niemals ohne eine umfassende Folgenabschätzung erstellt werden“, betont Schmuckenschlager und sagt weiter: „Wir Bäuerinnen und Bauern brauchen auch in Zukunft einen vernünftigen und bedarfsgerechten Pflanzenschutz. Nur so kann die Versorgung mit leistbaren, qualitativ hochwertigen Lebensmitteln und nachhaltigen Rohstoffen sichergestellt werden.“ Des Weiteren sind Notfallzulassungen von Pflanzenschutzmitteln ein wichtiges Werkzeug zur Schließung von Zulassungslücken oder zur Regulierung anderweitiger nicht behandelbarer Schaderreger und müssen daher auch in Zukunft möglich sein.

BEISPIEL ERDÄPFEL: RÜCKGANG DER ANBAUFLÄCHE UM 4.000 HEKTAR IN NUR 3 JAHREN

In den vergangenen Jahren hat der Schaddruck durch den Drahtwurm auf Österreichs Äckern massiv zugenommen. Die Schäden sind auch dieses Jahr enorm. Die Folgen zeigen sich mittlerweile auch in den Anbauflächen von Erdäpfeln: 2023 wurden im Vergleich zum Jahr 2020 rund 4.000 Hektar weniger Erdäpfel angebaut. Landwirtschaftskammer Niederösterreich-Vizepräsident LORENZ MAYR betont: „Die heutige Abstimmung geht an der Wirklichkeit vorbei, so wird sich die Situation noch mehr zuspitzen. Am Beispiel Drahtwurm und Erdäpfel sieht man sehr deutlich, was passiert, wenn keine ausreichenden Pflanzenschutzmaßnahmen durchführbar sind. Gut wirkende Mittel sind seit einigen Jahren nicht mehr auf dem Markt – wir stoßen an die Grenzen des Machbaren. Die Versorgungssicherheit wird dadurch immer mehr gefährdet. Wir brauchen keine willkürlich verhängten Verbote. Sondern wir brauchen dringend Strategien und vor allem rasch praxistaugliche Lösungen, um den Drahtwurm und auch andere Schädlinge an ihrer Verbreitung zu hindern.“ Die Zeche zahlen letztendlich die Konsument:innen, so Mayr: „Wenn wir in Europa nicht mehr produzieren können, öffnet dies Importen aus Drittstaaten Tür und Tor. Und eines ist klar: Die dortigen Produktionsstandards sind mit jenen der EU nicht vergleichbar und für die Konsument:innen auch nicht nachvollziehbar. Dazu kommt auch noch der höhere Preis für die Importware.“ Mayr verweist weiters auf die gewissenhafte und den Erfordernissen entsprechende Anwendung von Pflanzenschutzmitteln: „Integrierter Pflanzenschutz und nur notwendige Aufwandmengen sind seitens der Landwirtschaft keine Lippenbekenntnisse – sie sind Gebot der Stunde und für uns Bäuerinnen und Bauern eine Selbstverständlichkeit.“

EU-UMWELTAUSSCHUSS LEHNT POLITISCH MOTIVIERTEN ANTRAG AUF GLYPHOSAT-VERBOT AB

Das Abstimmungsergebnis zur Wiederzulassung von Glyhposat sieht Schmuckenschlager als Erfolg all jener, die sich stets auf wissenschaftsbasierte Fakten stützen: „Es wurde höchste Zeit, dass die EU-Zulassung von Pflanzenschutzmitteln endlich auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert. Wir haben immer klar gesagt, dass derartige Beschlüsse auf korrekten fachlichen und sachlichen Grundlagen beruhen müssen. Alles andere ist unverantwortlich und populistisch.“ In den kommenden Wochen wird die EU-Kommission endgültig über die Wiederzulassung von Glyphosat entscheiden.

EINSATZ VON GLYPHOSAT IST IN ÖSTERREICH STRENG GEREGELT

„Hervorzuheben ist insbesondere die Tatsache, dass in Österreich unsere Lebens- und Futtermittel nie mit Glyphosat in Kontakt kommen. In vielen Ländern ist das nicht so“, betonen die Kammervertreter. Der Einsatz ist streng geregelt und erfüllt in der landwirtschaftlichen Praxis verschiedenste Zwecke. Glyphosat unterstützt eine bodenschonende Bewirtschaftung. Für Bodenschutz, Erosionsschutz, Vermeidung von Verschlämmungen und Nährstoffauswaschung ins Grundwasser ist ein möglichst durchgängiger Bewuchs des Bodens notwendig. Ohne Glyphosat muss die Bodenbearbeitung intensiviert werden. Dadurch steigt einerseits die Erosionsgefahr, wertvoller Boden wird weggeschwemmt, andererseits wird der Treibstoffverbrauch und damit der CO2-Ausstoß erhöht. (Schluss)

DI Christina Spangl
Pressesprecherin Landwirtschaftskammer Niederösterreich
Tel.: 05 0259 28101
Mobil: 0664 60 259 28101
E-Mail: christina.spangl@lk-noe.at

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