Der Wiener Gemeindebau während der NS-Zeit: DÖW-Studie beleuchtet Geschichte vertriebener und verfolgter Mieter*innen

Forschungsergebnisse werden durch zahlreiche Projekte einer breiten Öffentlichkeit vermittelt – jetzt starten die Stadtführungen

„Unsere Stadt – wie das ganze Land – wurde vor 80 Jahren von der NS-Diktatur befreit. Nicht zuletzt dieser Freiheit, in der wir heute leben, schulden wir einen verantwortungsvollen Umgang mit der Geschichte. Dass Wiener Wohnen gemeinsam mit Forscher*innen des DÖW diese dunkle Zeit ausleuchtet, ist ein starkes Zeichen gegen Vergessen und Gleichgültigkeit. Zahlreiche Vermittlungsprojekte und Angebote sind eine Einladung, dieser Geschichte Wiens, der Gemeindebauten und seiner Bewohner*innen nahezukommen“

„Mit Beschluss vom 14. Juni 1938 wurden tausende jüdische Mieterinnen und Mieter systematisch aus ihren Gemeindewohnungen vertrieben. Hinter jedem Akteneintrag steht ein menschliches Schicksal. Es ist unsere Verantwortung, diese Geschichten sichtbar zu machen und die Erinnerung wachzuhalten“ Der ‚Anschluss‘ Österreichs 1938 hatte auf das Leben im Gemeindebau massive Auswirkungen. Jüdische Mieter:innen wurden delogiert, jüdische Geschäfte, Lokale und Arztpraxen ‚arisiert‘, Hausmeister:innen verloren ihre Stelle. Statt ihnen zogen Parteileute, Sympathisant:innen des Regimes, Hitler-Jugend und andere nationalsozialistische Institutionen ein. Um einen möglichst umfassenden Blick zu gewährleisten, betrachten wir in unserer Studie die Gemeindebauten im Nationalsozialismus aus unterschiedlichen Perspektiven: Wir analysieren das Vorgehen des Wiener Wohnungsamts, bemessen die Zahl an Betroffenen und schildern ausgewählte persönliche Schicksale.“

2025 jährt sich das Ende des 2. Weltkrieges zum 80. Mal. Aus diesem Anlass legt Wiener Wohnen die Ergebnisse einer großangelegten Studie vor, die die Geschichte des Gemeindebaus und seiner Bewohner*innen in der NS-Zeit wissenschaftlich aufarbeitet.

Die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus den Gemeindebauten war Kern der nationalsozialistischen „Wohnungspolitik“. Am 14.6.1938 erteilte der nationalsozialistische Vizebürgermeister Thomas Kozich den Auftrag, alle jüdischen Mieter*innen aus Gemeindebauten zu delogieren. Als einheitliches Kündigungsdatum wurde der 31.7.1938 festgesetzt, das galt auch für Lokale und Arztpraxen. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) hat nun die Schicksale jener jüdischen und widerständigen Mieter*innen erforscht, die das NS-Regime aus ihren Gemeindewohnungen vertrieben hat bzw. die politisch verfolgt wurden.

Auch die Geschichte des Wohnungsamts (MA 21) und dessen Mitarbeiter*innen wurde untersucht. Die Forschungsergebnisse liegen seit Ende Februar 2025 vor. Ende 2025 wird im Böhlau-Verlag ein Sammelband vorgelegt, der Menschenschicksale beleuchtet und sie in den Kontext von Widerstand und Verfolgung vor und nach 1938 einbettet. Wiener Wohnen hat zudem unter nievergessen.wienerwohnen.at eine eigene Website zum Projekt veröffentlicht, auf der u.a. viele Biografien Vertriebener und alle Daten zum begleitenden Vermittlungsprogramm zu finden sind.

„Unsere Stadt – wie das ganze Land – wurde vor 80 Jahren von der NS-Diktatur befreit. Nicht zuletzt dieser Freiheit, in der wir heute leben, schulden wir einen verantwortungsvollen Umgang mit der Geschichte. Dass Wiener Wohnen gemeinsam mit Forscher*innen des DÖW diese dunkle Zeit ausleuchtet, ist ein starkes Zeichen gegen Vergessen und Gleichgültigkeit. Zahlreiche Vermittlungsprojekte und Angebote sind eine Einladung, dieser Geschichte Wiens, der Gemeindebauten und seiner Bewohner*innen nahezukommen“, betont Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál.

„Mit Beschluss vom 14. Juni 1938 wurden tausende jüdische Mieterinnen und Mieter systematisch aus ihren Gemeindewohnungen vertrieben. Hinter jedem Akteneintrag steht ein menschliches Schicksal. Es ist unsere Verantwortung, diese Geschichten sichtbar zu machen und die Erinnerung wachzuhalten“, erklärt Karin Ramser, Direktorin von Wiener Wohnen, die Motivation zur Studie.

„Der ‚Anschluss‘ Österreichs 1938 hatte auf das Leben im Gemeindebau massive Auswirkungen. Jüdische Mieter:innen wurden delogiert, jüdische Geschäfte, Lokale und Arztpraxen ‚arisiert‘, Hausmeister:innen verloren ihre Stelle. Statt ihnen zogen Parteileute, Sympathisant:innen des Regimes, Hitler-Jugend und andere nationalsozialistische Institutionen ein“, sagt Projektleiterin Claudia Kuretsidis-Haider vom DÖW. „Um einen möglichst umfassenden Blick zu gewährleisten, betrachten wir in unserer Studie die Gemeindebauten im Nationalsozialismus aus unterschiedlichen Perspektiven: Wir analysieren das Vorgehen des Wiener Wohnungsamts, bemessen die Zahl an Betroffenen und schildern ausgewählte persönliche Schicksale.“

WESENTLICHE ERKENNTNISSE DER STUDIE

* Die städtische Wohnhäuserverwaltung (MA 21) war Ende 1938 für 71.430 Wohnungen (davon 59.859 nach 1918 errichtete Neubauten) und 4.110 Geschäftslokale verantwortlich.

Stefan Hayden
Mediensprecher
Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál
Tel.: 0676 8118 81265
E-Mail: stefan.hayden@wien.gv.at

Marianne Lackner
Unternehmenssprecherin
Stadt Wien – Wiener Wohnen
Telefon: 0664/88570965
E-Mail: marianne.lackner@wrwks.at

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